I. Leben mit dem Abfall
I.1. Vom alten Rom bis in die Neuzeit
I.1.1. Dauerhafte Güter – geringe Müllmengen
I.1.2. Steigender Lebensstandard – wachsender „Müllberg“
I.2. Die Geschichte des Mülls in Wien
I.2.1. Müllabfuhr durch die Gemeinde
I.2.2. Gruben zur Müllablagerung
I.2.3. Natürliche Verwertung des Mülls
I.2.4. Energiegewinnung aus dem Müll
I.2.5. Getrennte Sammlung von Altstoffen
I.2.6. Die Entwicklung der Wiener Abfallwirtschaft seit 1995
I.2.7. Aktuelle gesellschaftliche Tendenzen
I.2.8. Umweltbewusstes Handeln?

II. Rechtliche Rahmenbedingungen der Abfallwirtschaft
II.1. Strukturdaten
II.2. EU-Recht
II.3. Österreichisches Bundesrecht
II.4. Regelungen in Wien
II.4.1. Das Wiener Abfallwirtschaftsgesetz
II.4.2. Die Wiener Abfallwirtschaftskonzepte 2002 und 2007
II.4.3. Abfallwirtschaftliche Aufgaben der MA 22 und der MA 48

III. Abfall ist nicht gleich Abfall
III.1. Nicht gefährlicher Abfall
III.2. Gefährlicher Abfall
III.3. Betrieblicher Abfall

IV. Die Vermeidung von Abfällen
IV.1. Die Rolle der KonsumentInnen
IV.2. Die Rolle der ProduzentInnen
IV.2.1. Produkt- und anlagenbezogene Maßnahmen
IV.2.2. Steuerungsmöglichkeiten
IV.2.3. Branchen- und betriebliche Abfallwirtschaftskonzepte
IV.2.4. Abfallbeauftragte
IV.3. Beratungs- und Informationsmaßnahmen
IV.3.1. Initiative „Natürlich weniger Mist“
IV.3.1.1. Schwerpunkt Lebensmittel und Lebensmittelverpackungen
IV.3.1.2. Umweltfreundliche Events – Maßnahmen und Tipps für umweltfreundliche Veranstaltungen
IV.3.1.3. Schwerpunkt Weiterverwendung und Reparatur von Waren
IV.3.1.4. Sonstige Projekte
IV.3.2. Abfallberatung
IV.3.2.1. Wiener AbfallberaterInnen
IV.3.2.2. Zentrale Service- und Informationsstelle („Misttelefon“)
IV.3.2.3. Kampagnen
IV.3.2.4. Mobile Abfallberatung
IV.3.2.5. Broschüren und Folder
IV.3.2.6. Mistfest
IV.3.2.7. Umweltbildung für Kinder und Jugendliche
IV.3.2.8. Littering

IV.3.3. ÖkoBusinessPlan Wien
IV.3.4. PUMA
IV.3.5. ÖkoKauf Wien

VII. Abfallentsorgung
VII.1. Deponie Rautenweg
VII.1.1. Wiener Kammersystem
VII.1.2. Der „Einbau“ des Mülls                    
VII.1.3. Randwälle
VII.1.4. Strom aus Deponiegas
VII.2. Altlasten
VII.2.1. Erfassung von Altlastenverdachtsflächen
VII.2.2. Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen
VII.2.3. Nachsorge bei Altlasten

VIII. Fernwärme

IX. Müllgebühren und Leistungen der Abfallwirtschaft
    
X. Abfallwirtschaft und Klimaschutz

 


 

I. Leben mit dem Abfall

I.1. Vom alten Rom bis in die Neuzeit

Abfall begleitet das menschliche Dasein schon seit seinen frühesten Zeiten. Bereits in Griechenland und im alten Rom gab es am Rand der Städte öffentliche Müllgruben, in die Abfälle, aber auch die Opfer der Gladiatorenkämpfe – menschliche Leichen und Tierkadaver – geworfen wurden. In Griechenland waren Müllunternehmer verpflichtet, den Abfall wegzuschaffen; es existierten auch schon öffentliche Toiletten- und Kanalisationsanlagen. In Rom transportierten sogenannte „Mistpächter“ Kot und Küchenabfälle zu Bauern, die daraus Dünger herstellten. Im Gegensatz dazu bot sich im Mittelalter in den Städten unserer Breiten ein ganz anderes, trostloseres Bild:

Auf manchen Straßen lag der Abfall knöcheltief, Küchenabfälle und der Inhalt der Nachttöpfe wurden einfach aus den Fenstern geschüttet. Kühe und Schweine suchten in den Gassen nach Nahrung. Die Probleme mit der mangelnden Hygiene nahmen solche Ausmaße an, dass z. B. im Jahr 1410 in Ulm per Verordnung geregelt wurde, Schweine dürften sich nur noch mittags zwischen 11 und 12 Uhr auf den Straßen aufhalten. Um in Schlamm und Morast auf Straßen und Gassen nicht stecken zu bleiben, behalfen sich die BewohnerInnen mit besonders hohen Absätzen an den Schuhen. Die da und dort angelegten Abort- und Abfallgruben bildeten gefährliche Krankheitsherde, oftmals lagen sie noch dazu in der Nähe von Küchen und Brunnen.

Auch fließenden Gewässern wurde in den Städten bedenkenlos der Unrat übergeben, und Handwerker, wie etwa Metzger, Gerber oder Glasmacher, nutzten – wenn sie nicht ohnehin in die Vorstädte verbannt waren – vorbeifließende Bäche als Entsorgungskanäle. Unter Friedrich Wilhelm I. schritt dann das Militär zum Schutz der Umwelt ein: Abfälle, die auf der Straße lagen, wurden durch die Fenster in die Häuser zurückgeworfen.

In Spanien erließ Friedrich von Aragon 1503 ein Gesetz, demzufolge Umweltverschmutzer mit noch weitaus größerem Ärger rechnen mussten als die Untertanen Friedrich Wilhelms: Wer die Straßen nicht reinhielt, konnte zur Zwangsarbeit auf Galeeren verbannt oder durch die Straßen gepeitscht werden.
Weniger drastisch verlief die weitere Entwicklung in deutschen Landen. So erließ etwa der Stadtsenat in Hamburg ungefähr 60 Jahre später eine Verordnung über die geregelte Abfallbeseitigung. Der zufolge waren alle EinwohnerInnen der Stadt verpflichtet, mindestens viermal jährlich ihre Abfälle, tote Tiere, Unrat und Gerümpel jeglicher Art von ihren Grundstücken und den angrenzenden Straßen und Plätzen zu entfernen. Strafgefangene (sogenannte „Karrenbuben“) transportierten den Müll auf zweirädrigen Wägen ab.

Ab dem Jahr 1611 gab es erstmals „Abfallbeseitiger“ als bezahlten Berufsstand; diese „Dreckführer“ waren gegen eine geringe Bezahlung für die Entsorgung des Abfalls verantwortlich und verdienten sich ein Zusatzeinkommen, indem sie die organischen Abfälle an Bauern verkauften.

1893 errichtete die Stadt Hamburg die erste große Müllverbrennungsanlage, 1897 wurde in New York erstmals der anfallende Müll über ein Förderband, an dem zunächst Papier, Glas, Metalle, Textilien, Leder und andere verwertbare Materialien von Hand aussortiert wurden, in einen Verbrennungsofen transportiert, der Dampf erzeugte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts existierte in den meisten Städten eine mehr oder weniger regelmäßige Müllabfuhr.

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I.1.1. Dauerhafte Güter – geringe Müllmengen

In vorindustriellen Zeiten wurde der größte Teil der Güter nicht erzeugt, um rasch verschlissen, sondern um möglichst lang genutzt und bei Bedarf repariert werden zu können. Es war üblich, Textilien zu stopfen, zu flicken, zu wenden oder sogar neu einzufärben. Gebrauchsgegenstände wurden an die Nachkommen vererbt, Möbel waren ebenso wie Bücher für Jahrhunderte bestimmt.

Dieses Streben nach Dauerhaftigkeit der erzeugten Produkte war auch deren künstlerischer Gestaltung zuträglich. Truhen und Schränke, prächtige Kostüme, Festtagskleider und Trachten, aber auch Haushaltsgegenstände sind heute beliebte Sammelobjekte und wären wegen ihrer Haltbarkeit meist immer noch verwendbar. Dieses gewissenhafte Produzieren und Gebrauchen sparte Ressourcen und minderte den Abfall. Aufgrund dieser Lebensumstände von einst spricht man von „Aufbewahr- und Reparaturgesellschaft“, während sich im Gegensatz dazu im 20. Jahrhundert eine „Wegwerfgesellschaft” entwickelte.

I.1.2. Steigender Lebensstandard – wachsender „Müllberg“

Verursacht von der Mentalität, gebrauchte Gegenstände einfach wegzuwerfen, wuchsen im Zuge der Industrialisierung und vor allem mit dem Anstieg unseres Lebensstandards in den letzten Jahrzehnten die Abfallmengen im Verhältnis zur Entwicklung des Wohlstandes überdurchschnittlich an. Genaugenommen müssten die heute lebenden Menschen ihren Vorfahren zutiefst dankbar sein, dass sie nicht eine ebensolche Verschwendung betrieben wie Europäer und Amerikaner im 19. und 20. Jahrhundert, denn so blieben etwa die Vorräte an Kohle und Erdöl weitgehend unangetastet.

Auch wenn damals noch lange nicht von „Recycling“ die Rede war, wendete man solche Verfahren bereits in der Frühzeit der Industrialisierung an: So wurde etwa aus den Fasern von Textilien – um sie nach ihrem Abtragen nicht wegwerfen zu müssen – Papier hergestellt und der Rohstoff damit einer weiteren Verwendung zugeführt.

I.2. Die Geschichte des Mülls in Wien

Auch in Wien entledigte man sich des Mülls in früheren Zeiten auf recht einfache Art. In einer Kundmachung vom 14. November 1560 kann man nachlesen, dass „hausmist und andre unsauberkait“ einfach auf offenen Plätzen ausgeleert wurden. Später scheint selbst der behördliche Auftrag, dass der Hauskehricht „in Putten oder auf Kärren und Wagen strakhs aus der Stadt“ zu bringen sei, bei der Bevölkerung kein allzu großes Echo gefunden zu haben.

I.2.1. Müllabfuhr durch die Gemeinde

Daher bot die Stadtverwaltung der Wiener Bevölkerung schon im Jahr 1656 die Möglichkeit, den Hausmüll auf gemeindeeigenen Straßenkehrichtwagen abtransportieren zu lassen. Ab 1839 wurde dies zur Pflicht, und im Jahr 1904 waren für die Müllsammlung 104 pferdegezogene Sammelwagen unterwegs. Ein Glockenzeichen forderte die Hausparteien auf, ihre Sammelgefäße zum Wagen zu bringen und dem Arbeiter zum Auflegen des Mülls zu übergeben. Aus dieser Zeit stammt die für das Sammelpersonal auch noch heute gängige Berufsbezeichnung „Müllaufleger“.

Da man gegen Ende des 19. Jahrhunderts die hygienischen Probleme des Müllsammelns auf offenen Pferdewagen erkannte, unternahm man eine Reihe von Versuchen mit den verschiedensten Sammelgefäßen. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges machte die Müllbeseitigung aber zu einer Nebensächlichkeit, und erst nach seinem Ende begann man, (nach dem Vorbild der Stadt Köln) als „Colonia-Kübel“ bezeichnete Gefäße aufzustellen.

Im Jahr 1923 waren die Häuser in ganz Wien mit dem „Colonia-System“ versorgt, 1926 beendete das letzte Pferdefuhrwerk seinen Dienst, und die Müllabfuhr erfolgte nunmehr mit benzin- oder elektrogetriebenen Fahrzeugen.

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I.2.2. Gruben zur Müllablagerung

Die Deponien, die im 19. und am Übergang zum 20. Jahrhundert zur Verfügung standen, waren natürliche Terrainmulden oder Löcher. Solche Gruben befanden sich im Gebiet des Bruckhaufens, bei der Lidlgasse im 17. Bezirk und im 10. Bezirk bei der Laxenburger Straße. Auch in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war es noch relativ unproblematisch, Deponieflächen zu finden. Neben verschiedenen kleinen Flächen wurden zwei große Deponien im 12. Bezirk in der Eibesbrunnergasse und die sogenannte Löwygrube neben der Bitterlichstraße im 10. Bezirk gefüllt. Der Bruckhaufen wurde 1964 geschlossen.

Nachdem sich aber die Deponien im Laufe der Zeit gefüllt hatten und neue Standorte im Umland nicht mehr durchsetzbar waren, eröffnete man 1966 im 22. Bezirk auf einer 58 Hektar großen ehemaligen Schottergrube die Deponie Rautenweg. Die ursprünglich für die Endlagerung von Abfällen konzipierte Anlage hat sich im Laufe der Zeit zu einer wichtigen Drehscheibe der Wiener Abfallwirtschaft weiterentwickelt.

Von den jährlich hier angelieferten über 300.000 Tonnen an Abfällen werden lediglich 60 Prozent auch tatsächlich abgelagert. Einen Großteil dieser abgelagerten Abfälle (ca. 140.000 bis 190.000 t) bilden die verfestigten Verbrennungsrückstände der Wiener Müllverbrennungsanlagen (Aschen-/Schlackenbeton), die in die Randwälle der Deponie eingebaut werden. Der Rest der abgelagerten Abfälle beinhaltet vor allem Bauschutt und bis Herbst 2008 auch Rest- bzw. Sperrmüll.

Mit Inbetriebnahme der zusätzlichen thermischen Behandlungsanlage, der Müllverbrennungsanlage Pfaffenau, im Herbst 2008 ist in Wien für eine ausreichende Verbrennungskapazität gesorgt, so dass garantiert werden kann, dass 100 Prozent aller in Wien anfallenden Restmüllmengen (inkl. Sperrmüll, hausmüllähnlicher Spitalmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle etc.) thermisch behandelt werden können. Somit wurde die Deponie Rautenweg von einer ehemaligen Massenabfalldeponie zu einer Deponie, wo so gut wie nur noch verfestigte Verbrennungsrückstände abgelagert werden.

Die restlichen 40 Prozent an Abfällen, die auf die Deponie gelangen, werden am Gelände lediglich behandelt bzw. zwischengelagert und wieder abtransportiert. Die Deponie entspricht seit ihrer Sanierung im Jahr 1985 mit ihren Einrichtungen allen modernen technischen Standards zur Sicherung der Umwelt.

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I.2.3. Natürliche Verwertung des Mülls

Bevor in Wien im Jahre 1956 das erste Müllkompostwerk „Biomull“ entstand, holten die Bauern im Nebenerwerb Abfälle ab. Da sich der Müll bis dahin hauptsächlich aus organischen Bestandteilen und Asche zusammensetzte, konnte er an die Schweine verfüttert oder – kompostiert – in der Landwirtschaft verwendet werden.

Der Umstand, dass der im „Biomull“-Werk aus Restmüll erzeugte Kompost im Lauf der Jahre immer stärker verunreinigt und damit unbrauchbar geworden war, und die mittlerweile gewonnene Erkenntnis, dass nur getrennt gesammelte Abfälle jene Qualität besitzen, die die Erzeugung von schadstoffarmem Kompost ermöglicht, bedeuteten 1981 das Aus für die Anlage. Im Jahre 1986 startete die Stadt Wien den Modellversuch „Biotonne“ und legte damit den Grundstein für das gegenwärtige Sammelsystem, das das Fundament der Wiener Bioabfall-Kreislaufwirtschaft darstellt. Die gesammelten biogenen Abfälle werden entweder im Kompostwerk Lobau oder in der neuen Biogasanlage in Simmering stofflich verwertet.

I.2.4. Energiegewinnung aus dem Müll

Die ersten Versuche zur thermischen Verwertung gehen in das Jahr 1928 zurück. Damals errichtete man in Grinzing einen Ofen zur Verbrennung von Müll, wobei ein Ziel dieser Versuchsanlage war, die mögliche Nutzung der bei der Verbrennung entstehenden Energie zu untersuchen.

Im Jahr 1959 fiel der Beschluss zum Bau der MVA Flötzersteig, die 1963 mit einer Jahreskapazität von 200.000 Tonnen in Betrieb ging. Ihr folgte acht Jahre später die MVA Spittelau, deren Fassade nach dem Brand vom 15. Mai 1987 vom Künstler Friedensreich Hundertwasser ihr heute weitum bekanntes, markantes Erscheinungsbild erhielt und die im Zuge der Sanierung mit den neuesten Rauchgas-Reinigungssystemen ausgestattet wurde. Seit 2008 haben sich die Kapazitäten zur thermischen Verwertung des Mülls in der Stadt Wien durch die Errichtung der MVA Pfaffenau wesentlich erhöht. Durch die neue MVA kann den in der Deponieverordnung festgeschriebenen Vorgaben Rechnung getragen werden, in Zukunft nur mehr behandelte, reaktionsarme Abfälle zu deponieren.

I.2.5. Getrennte Sammlung von Altstoffen

Erste Ansätze zum getrennten Sammeln von Glas und Papier gab es schon ab dem Ende der Siebzigerjahre; die Umstellung auf das systematische getrennte Sammeln von Altstoffen erfolgte im Jahr 1986, wobei die Grundregel gilt, dass nur gesammelt wird, was auch sinnvoll verwertet werden kann. 1988 startete die getrennte Sammlung von Metallen und Kunststoffen, und 1991 war auch das System zur getrennten Sammlung von biogenen Stoffen flächendeckend eingerichtet.

Die im Herbst 1993 in Kraft getretene Verpackungsverordnung schrieb dann bundesweit die getrennte Sammlung und Verwertung aller Arten von Verpackungen vor. Es war naheliegend, dass die MA 48 als operativer Partner für die damals neu geschaffenen Sammel- und Verwertungssysteme fungierte.

Eine Drehscheibe – nicht nur der getrennten Sammlung, sondern der gesamten Wiener Abfallwirtschaft – bildet das „48er-Zelt“, das die MA 48 im Jahr 1995 zunächst anmietete und 1999 erwarb. Das heute unter der Bezeichnung „Abfallbehandlungsanlage (ABA)“ bekannte Gebäude beherbergt Österreichs größte Behandlungsanlage für die Aufbereitung, Sortierung und Konfektionierung von Abfällen verschiedenster Art und Kategorie.

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I.2.6. Die Entwicklung der Wiener Abfallwirtschaft seit 1995

Im Jahr 1995 verzeichnete Wien mit 519.000 Tonnen die seit langem niedrigste Restmüllmenge. Im selben Jahr sammelte die Wiener Bevölkerung bereits 277.000 Tonnen Altstoffe, die einer getrennten Verwertung zugeführt werden konnten. Da ab 1996 die Restmüllmengen wieder anzusteigen begannen, die neue Deponieverordnung ab 2004 ein Verbot der Ablagerung von unbehandelten Abfällen vorsah und da es in Wien nicht genug Behandlungsanlagen gab, startete im Jahr 1999 auf Initiative der MA 48 gemeinsam mit der MA 22 und der Wiener Umweltanwaltschaft auf freiwilliger Basis eine Strategische Umweltprüfung (SUP).

Dieses auf europäischer Ebene entwickelte Instrument dient dazu, bei der Ausarbeitung von Plänen, Programmen oder Konzepten Umweltaspekten die gleiche Bedeutung zuzumessen wie den wirtschaftlichen und sozialen. Seit 2004 ist die Durchführung einer SUP – unter Einbindung der Öffentlichkeit – zur Prüfung der Umweltauswirkung bestimmter Pläne und Programme obligatorisch. Wie schon zuvor beim Ausbau der flächendeckend getrennten Sammlung von Altstoffen nahm auch im Fall der SUP die MA 48 die gesetzlichen Regelungen vorweg. Im Rahmen der ersten Wiener SUP, die den Titel „Wiener Abfallwirtschaftsplan 2010“ hatte, erarbeitete man ein mehrere Bereiche umfassendes Maßnahmenbündel, das u. a. festlegte, die Abfallvermeidung im großen Stil und unter Einsatz entsprechender Mittel zu forcieren, sowie die Errichtung einer weiteren Müllverbrennungsanlage und den Bau einer Vergärungsanlage für biogene Abfälle empfahl. Mit dem Wiener Abfallwirtschaftskonzept 2002 wurden dieses Vorhaben weitgehend verwirklicht.

Im Zuge der weiteren Optimierung der getrennten Sammlung von Altstoffen stellte die MA 48 nach einem erfolgreichen Pilotversuch die Sammlung von allen Arten von Kunststoffverpackungen auf eine Sammlung von Kunststoff-Hohlkörpern (Plastikflaschen) um. Ebenso im Jahr 2005 schuf die Elektro-Altgeräte-Verordnung für die KonsumentInnen die Möglichkeit, solche Geräte nicht nur unentgeltlich bei den Hersteller- bzw. HändlerInnen, sondern auch bei den Sammelstellen der Gemeinde abzugeben.

Die in den Jahren 2006 und 2007 durchgeführte zweite SUP zur Wiener Abfallwirtschaft schuf die Grundlagen für das momentan aktuelle Wiener Abfallwirtschaftskonzept 2007.

Im Jahr 2007 gingen die automatische Kunststoffsortieranlage im Gang, außerdem ging 2007 und die oben erwähnte Biogasanlage mit einer Jahresleistung von rund 30.000 Tonnen in Betrieb. Für die Sammlung von Großmengen biogener Küchenabfälle wurde ein eigenes Behältersystem eingeführt. Ebenfalls in Betrieb gegangen ist der Wirbelschichtofen (WSO) 4 zur thermischen Behandlung von Klärschlamm und vorbehandelten Abfällen; darüber hinaus läuft die neue Wiener Müllverbrennungsanlage Pfaffenau mit einer Jahreskapazität von 250.000 Tonnen.

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I.2.7. Aktuelle gesellschaftliche Tendenzen

Eine ganze Reihe von Veränderungen – wie etwa die gestiegene Versorgungsqualität und -menge oder die Verlagerung der Versorgungsstruktur vom Greißler zum Supermarkt – haben in den Jahren seit etwa 1965 wesentlich zur Steigerung der Abfallmengen beigetragen. Im Zuge eines gesellschaftlichen Umdenkens wurden immer öfter Ein- und Zwei-Personen-Haushalte gegründet; je kleiner aber ein Haushalt ist, desto kleinere und verpackungsaufwendigere Portionen werden von Lebensmitteln oder Getränken gekauft. Die ausgeprägte Konkurrenzsituation in verschiedenen Marktbereichen veranlasst Firmen, mit immer größeren Mengen von Drucksachen (Zeitungen, Broschüren, Prospekten) auf sich aufmerksam zu machen. Mit einem Sinken dieser Papierflut ist auch weiterhin nicht zu rechnen.

I.2.8. Umweltbewusstes Handeln?

Umfrageergebnisse zeigen, dass zwar verbal ein steigendes Umweltbewusstsein geäußert wird, dass es aber zahlreiche persönliche und gesellschaftliche Verhaltensweisen gibt, die einem tatsächlich umweltbewussten Handeln entgegenstehen. PsychologInnen sprechen in diesem Zusammenhang von Distanzierungsmethoden (Abwehrmechanismen), die dem Menschen Abstand zu den moralisch zweifelhaften Folgen seines eigenen Handelns verschaffen. Zu ihnen zählen vor allem die Kategorien der Verdrängung, falsche Darstellung und Abwälzen der Schuld.

Nach dem Grundsatz „aus den Augen – aus dem Sinn“ ist das Verdrängen ein natürlicher Abwehrmechanismus, der davor schützt, sich z. B. mit dem Thema Müll auseinandersetzen zu müssen. Der Umstand, dass der Abfall mit seinem Abtransport aus dem unmittelbaren Blickfeld verschwindet, begünstigt die Einstellung, dass damit auch das Problem seiner Entsorgung gelöst sei. Erst wenn es etwa darum geht, eine Deponie oder eine Behandlungsanlage in der Nähe des eigenen Wohnsitzes tolerieren zu müssen, gelangt das Problem ins Bewusstsein und löst Emotionen aus.

Verschleiernde oder sogar falsche Darstellungen von ökologischen Zusammenhängen vermitteln das trügerische Bild einer Umwelt, die zu schützen eigentlich gar nicht notwendig wäre. Dies zeigt sich z. B. an so manchem Werbespot für Waschmittel, in dem die Präsentation des Produktes durch die ansprechende Darstellung „unberührter Natur“ und einer „heilen Welt“ im Hintergrund abgerundet wird. Die Tatsache, dass Waschmittel aber das Wasser verschmutzen, wird durch den Einsatz solcher werbepsychologischer Tricks hervorragend überspielt.

Der oft zu hörende Vorwand „was kann ich alleine schon bewirken, wenn Politik, Industrie, Handel und Gewerbe ihre Aufgaben nicht erfüllen“, illustriert das Abwälzen von Schuld, den Versuch, sich der Verantwortung für moralisch bedenkliche Taten zu entziehen. Um eigenes Fehlverhalten z. B. hinsichtlich Abfallvermeidung oder -trennung zu entschuldigen, wird die Verantwortung für die Bewältigung der Probleme den vermeintlich dafür „zuständigen“ Personen oder privaten und öffentlichen Institutionen zugeschoben. Außerdem tragen Berichte in den Medien – etwa solche über das „Klimaveränderung“ oder über verheerende Umweltschäden nach Unfällen von Öltankern – dazu bei, die Menschen zu nicht umweltgerechtem Verhalten zu motivieren, ja sie im Gegenteil sogar zu desillusionieren. Die eigene („schlechte“) Tat wird als unbedeutend für die Menschheit angesehen, wenn irgendwo auf der Welt doch mit einem Schlag ganze Landstriche verwüstet werden.

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II. Rechtliche Rahmenbedingungen der Abfallwirtschaft

II.1. Strukturdaten

In Wien lebten im Jahr 2007 rund 1,664 Millionen EinwohnerInnen, was einer Bevölkerungsdichte von 4.013 Personen pro km² entspricht. Berechnungen ergeben, dass bis 2050 mehr als zwei Millionen Menschen in Wien leben werden; eine Bevölkerungsanzahl, die es zuletzt im Jahr 1910 gab.

II.2. EU-Recht
                                                  
Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Abfallwirtschaft sind innerhalb der Europäische Union in zahlreichen Richtlinien, Verordnungen und Entscheidungen des Rates geregelt, deren Prinzipien und Bestimmungen sich im österreichischen Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft wiederfinden.

Die „Abfallrahmenrichtlinie“ stellt die bedeutendste EU-Richtlinie im Bereich der Abfallwirtschaft dar und definiert u. a. folgende Schwerpunkte:

Oberstes Ziel der Abfallbewirtschaftung muss es sein, die menschliche Gesundheit und die Umwelt gegen nachteilige Auswirkungen der Sammlung, Beförderung, Behandlung, Lagerung und Ablagerung von Abfällen zu schützen. Vor der verantwortungsvollen Beseitigung und Verwertung der Abfälle müssen alle Mitgliedstaaten der EU durch Maßnahmen dafür sorgen, dass Abfälle erst gar nicht entstehen, indem saubere Technologien und wiederverwertbare sowie wiederverwendbare Erzeugnisse gefördert werden.

Darüber hinaus beschreibt die Richtlinie das Prinzip der Nähe und Entsorgungsautarkie. Darunter versteht man, dass die einzelnen Mitgliedstaaten die Errichtung eines Netzes von Beseitigungsanlagen anzustreben haben. Das Netz muss auch gewährleisten, dass die Abfälle in einer der am nächsten gelegenen Entsorgungsanlagen beseitigt werden (Prinzip der Nähe).

Damit all die in der Richtlinie formulierten Ziele erreicht werden, sollen die Mitgliedstaaten Abfallwirtschaftspläne erstellen.

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II.3. Österreichisches Bundesrecht

Im Abfallwirtschaftsgesetz (AWG 2002) sind die Ziele und Grundsätze für eine moderne und nachhaltige Abfallwirtschaft verankert. Es bestimmt folgende für die Abfallwirtschaft geltende Ziele und Grundsätze:

Die Abfallwirtschaft ist im Sinne des Vorsorgeprinzips und der Nachhaltigkeit danach auszurichten, dass

Es gelten folgende Grundsätze:

Seit dem 1. Jänner 2004 gibt es innerhalb der Abfallwirtschaft eine entscheidende Änderung, da die Deponieverordnung ab diesem Zeitpunkt die Deponierung von Abfällen verbietet, die mehr als fünf Masseprozent an organischem Kohlenstoff beinhalten. Damit soll auf den Deponien die durch mikrobielle Umsetzungsprozesse bewirkte Entstehung von klimarelevantem Deponiegas (Methan und Kohlendioxid) aus organischen Abfällen erheblich reduziert werden.

Unter bestimmten Voraussetzungen war es möglich, diese Frist zu verlängern. Davon hat man auch in Wien Gebrauch gemacht und die Frist bis 31. Dezember 2008 verlängert. Um nämlich die in der Deponieverordnung festgeschriebenen Abfallqualitäten zu erreichen, muss eine Vielzahl von Abfällen vor der Deponierung behandelt werden. Da die Kapazität der bestehenden Wiener Anlagen nicht ausreichte, um seit 2004 die Ablagerung von reaktionsarmen Abfällen zu gewährleisten, ergab sich die Notwendigkeit zur Errichtung einer weiteren Müllverbrennungsanlage, der MVA Pfaffenau.

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II.4. Regelungen in Wien

II.4.1. Das Wiener Abfallwirtschaftsgesetz

Schon sehr früh, erstmals 1985, begann die Stadt Wien ein „Wiener Abfallwirtschaftskonzept“ zu erstellen. Dieses ordnete die Abfallwirtschaft nach ökologischen Gesichtspunkten und beinhaltete eine Beschreibung der Ist-Situation, langfristige Entwicklungen und daraus abgeleitete Maßnahmen.

Am 1. Juli 1994 trat das Wiener Abfallwirtschaftsgesetz (Gesetz über die Vermeidung und Behandlung von Abfällen und die Einhebung einer hiefür erforderlichen Abgabe im Gebiete des Landes Wien – Wr. AWG) in Kraft, das die in diesen Abfallwirtschaftskonzepten beschriebenen und in der Praxis bewährten Maßnahmen in einen rechtlichen Rahmen stellte. Dieses Gesetz schreibt folgende verbindliche und allgemein anerkannte Reihenfolge der Prioritäten fest:

1. Vermeiden
2. Stofflich und thermisch verwerten
3. Umweltkonform entsorgen

Das Wiener AWG enthält nicht nur Bestimmungen über die Sammlung und Abfuhr von Müll und deren Gebühren, sondern auch solche über das Wiener Abfallwirtschaftskonzept. Demzufolge hat die Wiener Landesregierung ein Abfallwirtschaftskonzept zu erstellen, das regelmäßig (seit 2006 alle fünf Jahre) fortzuschreiben und zu veröffentlichen ist. Es enthält abfallwirtschaftliche Prognosen und daran anknüpfende zur Verwirklichung der abfallwirtschaftliche Ziele erforderliche Maßnahmen.

II.4.2. Die Wiener Abfallwirtschaftskonzepte 2002 und 2007
                                                                 
Die Erstellung eines Abfallwirtschaftskonzeptes ist im Wiener Abfallwirtschaftsgesetz festgelegt und muss alle fünf Jahre erfolgen. Unter Bedachtnahme auf den Bundes-Abfallwirtschaftsplan widmet sich das Abfallwirtschaftskonzept abfallwirtschaftlichen Prognosen und den in Wien notwendigen Maßnahmen. Zur Gewährleistung einer abfallwirtschaftlichen Kontinuität enthielt das Abfallwirtschaftskonzept 2002 zehn übergeordnete Ziele, die entweder bereits erreicht wurden oder im aktuellen Abfallwirtschaftskonzept 2007 fortgeschrieben werden.

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II.4.3. Abfallwirtschaftliche Aufgaben der MA 22 und der MA 48

Der Magistrat der Stadt Wien nimmt zum einen die behördlichen Aufgaben im Bereich der Abfallwirtschaft wahr. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem im Kompetenzbereich der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22 liegenden Vollzug des Abfallwirtschaftsgesetzes 2002 und der Verordnungen des AWG 2002. Ihr obliegt auch die fachliche Beratung, insbesondere der gewerblichen Betriebe (vor allem der in Wiener Betrieben und Institutionen tätigen ca. 1500 Abfallbeauftragten) sowie der Abfallsammler und -behandler.
                                                                 
Zum anderen sammelt und behandelt der Magistrat Abfälle vornehmlich aus privaten Haushalten. Mit diesem operativen Bereich ist die Magistratsabteilung 48 – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark betraut. Außerdem obliegt es der MA 48, die Wiener Bevölkerung über alle Zusammenhänge, die sich aus der Abfallwirtschaft ergeben, zu beraten. Bis zu 35 AbfallberaterInnen stehen den privaten Haushalten, aber auch Betrieben mit Information zur Verfügung. Ob am Telefon, per E-Mail, ob als mobiler BetreuerInnen oder auf dem „Mistfest“, bei Schulwettbewerben oder auf Rundfahrten zu den klassischen Anlagen der MA 48 – die AbfallberaterInnen widmen sich den breit gefächerten Fragen der Bevölkerung und beantworten diese fach- und sachgerecht.

Der Schwerpunkt der Beratungstätigkeit liegt jedoch vor allem in der Bewusstmachung von Abfallvermeidung. Um diesen wichtigsten Grundsatz der Abfallwirtschaft anschaulicher vermitteln zu können, schuf die MA 48 das „Mistmonster“. Es symbolisiert den Wiener Müllberg. Solange es der Wiener Bevölkerung gelingt, das Mistmonster und damit den Müllberg klein zu halten, kann es in der Stadt bleiben. Heute wird das Mistmonster vor allem für die Kommunikation mit Kindern verwendet, wobei es weniger als Monster, sondern eher als Maskottchen für eine funktionierende Abfallwirtschaft verstanden wird.

Darüber hinaus ist die MA 48 für die regelmäßige Fortschreibung des Wiener Abfallwirtschaftskonzeptes verantwortlich.
                                                  
Neben den beiden Magistratsabteilungen trägt die Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) mit ihrem Fachwissen und ihren Initiativen zu einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Abfallwirtschaft in Wien bei. Die WUA hat in Verfahren, für die das Abfallwirtschaftsgesetz und Umweltverträglichkeitsprüfungen relevant sind, Parteistellung.

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III. Abfall ist nicht gleich Abfall

Abfall schließt alle jene beweglichen Stoffe ein, deren sich der Besitzer entledigen will oder entledigt hat. Aber auch ohne Entledigungsabsicht kann eine Sache nach Ende des vorgesehenen Verwendungszweckes aus Gründen des Umweltschutzes zu Abfall werden, wenn nämlich die Entsorgung im öffentlichen Interesse notwendig ist. In Wien wird der in Haushalten und in Gewerbebetrieben anfallende Abfall umgangssprachlich auch als „Mist“ bezeichnet.

Abhängig von der Beschaffenheit unterscheidet man nicht gefährlichen und gefährlichen Abfall.
                                                  
III.1. Nicht gefährlicher Abfall

Restmüll
Restmüll ist hauptsächlich jener Müll, der übrig bleibt, nachdem die verschiedenen verwertbaren Alt- und Problemstoffe bei der getrennten Sammlung erfasst wurden. Der Restmüll, der durch die MA 48 erfasst wird, stammt zum Großteil aus privaten Haushalten.

Altstoffe
Abfälle, die getrennt von anderen Abfällen gesammelt werden oder Stoffe, die durch eine Behandlung aus Abfällen gewonnen werden, um diese Abfälle nachweislich einer zulässigen Verwertung zuzuführen. Die getrennte Sammlung der wertvollen Altstoffe hilft, den „Müllberg“ zu verkleinern, und trägt zur Schonung der Rohstoff-Ressourcen bei. Altstoffe, die getrennt gesammelt werden, sind: Papier, Weißglas, Buntglas, Metalle, Plastikflaschen und Textilien.

Biogene Abfälle
Abfälle aus natürlichem, vornehmlich pflanzlichem Material, die getrennt gesammelt und verarbeitet werden.
                                                  
Sperrmüll
Abfälle aus privaten Haushalten, Betrieben und Anstalten etc., die aufgrund ihrer Größe oder Form nicht in den üblichen Sammeleinrichtungen (Behälter) gesammelt werden können. Sperrmüll kann man gratis an allen Mistplätzen abgeben oder aber gegen Bezahlung mit einem LKW abholen lassen.

Hausmüllähnliche Gewerbeabfälle
Ein Teil des Restmülls stammt auch aus Gewerbebetrieben. Da er in seiner Beschaffenheit und Zusammensetzung dem Hausmüll ähnlich ist, wird er der gleichen Behandlung wie dieser zugeführt.

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III.2. Gefährlicher Abfall
                                                  
Als gefährlicher Abfall wird jener bezeichnet, dessen ordnungsgemäße Behandlung besondere Umsicht und gezielte Vorkehrungen erfordert. Er fällt vor allem bei gewerblicher und industrieller Tätigkeit, aber auch im Haushalt an – wenn er von dort stammt, nennt man ihn „Problemstoff“. Wegen seiner Beschaffenheit haben Betriebe – im Gegensatz zu Haushalten – Aufzeichnungen über den Umgang mit gefährlichem Abfall zu führen (Begleitscheine). Er muss aber generell von anderen Abfallarten getrennt gesammelt, gelagert, befördert und behandelt werden.

Zu den gefährlichen Abfällen zählen z. B. Batterien, Kleber, Holz- und Pflanzenschutzmittel, Schädlingsvernichtungsmittel, Säuren und Laugen, Altmedikamente, Altöle und mineralölhaltige Abfälle, ölverunreinigte Böden, Altfarben und -lacke, Lösungsmittel und Lösungsmittelgemische, Labor- und Chemikalienreste.

Problemstoffe
Als Problemstoffe bezeichnet man jene gefährlichen Abfälle, die im Haushalt anfallen. Sie dürfen nicht gemeinsam mit dem Hausmüll entsorgt werden. Die Ursache für den Anteil von giftigen bzw. schädlichen Stoffen im Hausmüll bilden vor allem Batterien, chemische Haushaltsreiniger, Farben und Lacke, Kleber, Desinfektions- und Pflanzenschutzmittel etc., die immer noch in großen Mengen in Haushalt und Garten Verwendung finden.

III.3. Betrieblicher Abfall

Betriebliche Abfälle (Details werden in diesem Lehr- und Unterrichtsbehelf nicht betrachtet) sind vorwiegend Abfälle aus Gewerbe- und Industriebetrieben oder aus der Landwirtschaft. Zu ihnen zählt auch der in den Wiener Kläranlagen anfallende Klärschlamm. Klärschlamm enthält Mineralien wie Stickstoff und Phosphor, organische Substanzen, Schwermetalle und Schwermetallverbindungen. Er wird daher zur Gänze im Drehrohrofen des Werkes Simmeringer Haide thermisch verwertet.

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IV. Die Vermeidung von Abfällen

Die Grundsätze der Abfallwirtschaft lauten: Abfälle vermeiden, verwerten und entsorgen.

Unter Abfallvermeidung versteht man Maßnahmen, die ein Entstehen von Abfällen beim Abfallerzeuger verhindern bzw. einschränken. Die Verwertung beinhaltet jene Maßnahmen, die die stofflichen Eigenschaften oder den Energieinhalt bereits entstandener Abfälle nutzen. Sowohl Abfallvermeidung als auch Abfallverwertung verfolgen das Ziel, Ressourcen zu schonen und die zu behandelnden Abfallmengen zu verringern.

Vermeidung + Verwertung = Abfallverringerung

Entsorgen schließlich bedeutet, dass nur mehr ausreichend vorbehandelte Abfälle mit geringen Schadstoffanteilen möglichst reaktionsarm abgelagert werden.

In unserer Gesellschaft besteht grundsätzlich die Tendenz zur Vermehrung der Abfälle. Alles, was wir erzeugen, wird am Ende der Nutzungsdauer zu Abfall. Aber schon bei der Gewinnung von Energie und Rohstoffen und bei der Herstellung aller Konsumgüter entstehen Abfälle in Form von Abgasen, Abwässern und festen Abfällen. Wir alle sind daher auch an der Entstehung von Abfällen direkt oder indirekt beteiligt, indem wir Produkte erwerben. Dies muss uns bewusst sein, wenn wir Maßnahmen zur Abfallvermeidung und -verringerung diskutieren.

Quantitative und qualitative Abfallvermeidung

Die Strategien der quantitativen und der qualitativen Abfallvermeidung können nur erfolgreich sein, wenn der Produzent (Industrie, Handel und Gewerbe) sowie die KonsumentInnen sie gemeinsam verfolgen.

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IV.1. Die Rolle der KonsumentInnen

Durch ihre täglichen Kaufentscheidungen können Verbraucher ganz bewusst die angebotene Produktpalette beeinflussen. Verstärkt sich die Nachfrage nach umweltschonenden und abfallarmen Erzeugnissen, so veranlasst dies die HerstellerInnen, den neuen Anforderungen der KonsumentInnen vermehrt gerecht zu werden. Die Reaktion der Produzenten wird sich im Einsatz abfallarmer Produktionsweisen, in der Entwicklung und im Angebot umweltfreundlicher, reparierbarer und verwertbarer Erzeugnisse sowie im sparsamen Einsatz von Verpackungsmaterialien äußern, wenn die KonsumentInnen auf das Angebot solcher Produkte positiv reagieren.

Im Wesentlichen bieten sich eine Fülle von Möglichkeiten der Einflussnahme:

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IV.2. Die Rolle der ProduzentInnen

IV.2.1. Produkt- und anlagenbezogene Maßnahmen

Durch produktbezogene Maßnahmen sind sowohl quantitative (Abfallverringerung) wie auch qualitative (Reduktion von Schadstoffbelastungen) Auswirkungen zu erreichen. Ordnungspolitische Maßnahmen (vor allem auf Basis des Chemikalienrechtes) könnten diese Effekte verstärken, indem etwa – dem Vorsorge- und Verursacherprinzip entsprechend – die Verwertungs- und Entsorgungskosten eines Produktes als Teil des Produktpreises verrechnet würden und die Produktverantwortlichkeit der Hersteller- oder VertreiberInnen von Waren über das Ende von deren bestimmungsgemäßer Verwendung hinausginge (z. B. Elektro-Altgeräte-Verordnung, Batterie-Verordnung).

Produktbezogene Maßnahmen der Abfallvermeidung

Grundsätzlich zielen alle diese Bestrebungen auf Nachhaltigkeit ab.

Maßnahmen zur anlagenbezogenen Abfallvermeidung verändern die Produktionsverfahren bzw. die Anlagentechnik derart, dass bei der Herstellung von Produkten Abfälle und Schadstoffanteile verringert werden (z. B. interne Kreislaufführung von Produktionshilfsmitteln und -abfällen).

IV.2.2. Steuerungsmöglichkeiten

Der Politik stehen eine Reihe verschiedener Instrumentarien zur Verfügung, um wirkungsvolle Maßnahmen zur Vermeidung und Verwertung von Abfällen in der industriellen und gewerblichen Produktion durchzusetzen. So kann sie z. B. marktwirtschaftliche Instrumente zur Verbesserung der Umweltsituation nutzen und wirtschaftliche Anreize für branchenspezifische Verbesserungen schaffen. Dafür sind etwa Umweltabgaben, Umweltzertifikate, Rücknahmeverpflichtungen und Pfandsysteme, die Vorschreibung von Rücklaufquoten und Förderungen geeignet.

Darüber hinaus können aber auch – durch Gesetze und Verordnungen – Maßnahmen zwingend vorgeschrieben werden, die Mindestanforderungen definieren und einführen. Dies kann u. a. die Festlegung des Standes der Technik für bestimmte Produktions- und Verwertungsanlagen, die Festlegung von Produktanforderungen, Verwertungsquoten oder von Emissionsgrenzwerten umfassen. So sieht die Elektro-Altgeräte-Verordnung u. a. ein Stoffverbot für Cadmium, Quecksilber und Blei vor.

Aber auch die Festsetzung einer höheren Besteuerung von Rohstoffen und Energie, höhere Entsorgungskosten oder mengen- und qualitätsbezogene Abfallgebühren gehören zu solchen Steuerungsinstrumenten. Höhere Steuern könnten bewirken, dass ein wirtschaftlicher Anreiz zur Erzeugung langlebiger Produkte entsteht und dass Wiederverwertung bzw. Reparatur billiger ist als die Verwendung neuer Rohstoffe. Da es aber gegen eine solche schrittweise Verteuerung massive gesellschaftliche Vorbehalte gibt, verbleiben vielfach nur die Entsorgungskosten bzw. die Abfallgebühren als Instrumente der Steuerung.

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IV.2.3. Branchen- und betriebliche Abfallwirtschaftskonzepte

Die freiwillige oder verpflichtende Auseinandersetzung der Betriebe mit der Abfallwirtschaft (Branchenkonzepte, überbetriebliche Interessensgemeinschaften, Abfallwirtschaftskonzepte, Abfallbeauftragte, Umweltabgaben, Umweltzeichen, EMAS-Verordnung) löst sehr oft aus ökonomischen Überlegungen verstärkt Investitionen zur Abfallverringerung aus. Während früher der Produktionszyklus einem offenen System entsprach (ausgediente Konsumgüter wurden prinzipiell deponiert), versucht man heute, geschlossene Systeme in Form von Wertstoffkreisläufen und Abfallvermeidungsstrategien zu entwickeln. Diese Maßnahmen greifen direkt in den Produktionsablauf ein.

Ist das Ziel die Errichtung eines Wertstoffkreislaufes, so muss das technische Niveau der Verwertung dem technischen Niveau der Produktion angeglichen werden, um einen geschlossenen Kreislauf zu erhalten. Da aber nicht jede Art von Abfallvermeidung oder Wertstoffkreislauf auf jede Branche übertragbar ist, erarbeitet man überbetriebliche (Branchen-)Konzepte, die in vielen Betrieben anzuwenden sind. Durch die Umsetzung von Branchenkonzepten können bis zu 40 Prozent an Abfall vermieden werden.

Betreiber von Anlagen mit über 20 ArbeitnehmerInnen sind laut Bundesabfallwirtschaftsgesetz dazu verpflichtet, Abfallwirtschaftskonzepte zu erstellen. Unter Anlagen sind alle örtlich gebundenen Einrichtungen zu verstehen. Der Anlagenbegriff ist dadurch weit zu sehen und umfasst z. B. auch Bürogebäude, Schulen und EDV-DienstleisterInnen. ArbeitnehmerInnen sind alle Beschäftigten, einschließlich der MitarbeiterInnen des Außendienstes. Auch Personen, die auf Grund freier Dienstverträge auf bestimmte oder unbestimmte Zeit zur Erbringung von Dienstleistungen verpflichtet sind, sind einzubeziehen.

IV.2.4. Abfallbeauftragte

Abgesehen von Branchen- oder Abfallwirtschaftskonzepten verfügt jeder Betrieb mit 100 oder mehr ArbeitnehmerInnen über eine/n qualifizierte/n Abfallbeauftragte/n und eine/n Stellvertreter/in. Zu deren Aufgaben zählen:

IV.3. Beratungs- und Informationsmaßnahmen

IV.3.1. Initiative „Natürlich weniger Mist“

Bereits im Wiener Abfallwirtschaftsplan 2001 wurde festgelegt, dass die Umsetzung der Maßnahmen zur Abfallvermeidung in Wien einer gemeinsamen Strategie bedarf, an der sich wichtige mit Abfallwirtschaft betraute Institutionen beteiligen. Mittlerweile arbeitet diese Strategiegruppe seit 2002 an der Durchführung von abfallvermeidenden Aktivitäten und Projekten, die alle unter der Initiative „Natürlich weniger Mist“ (www.wenigermist.natuerlichwien.at) sich nach folgenden Grundsätzen richten:

Die seit 2003 realisierten Projekte umfassen eine breite Palette an unterschiedlichsten Inhalten.

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IV.3.1.1. Schwerpunkt Lebensmittel und Lebensmittelverpackungen

Die MitarbeiterInnen der MA 48 machten es sich zur Aufgabe, den Restmüll, den die WienerInnen tagtäglich produzieren, zu analysieren. Dabei stellte sich heraus, dass 36 Prozent des Abfalls aus Biomüll besteht, wobei alleine zwölf Prozent der Gesamtmasse unverbrauchte und zum Teil auch noch originalverpackte Lebensmittel ausmachen.

Dass Menschen solche Nahrungsmittel wegwerfen, lässt sich u. a. dadurch erklären, dass der Handel die KonsumentInnen mit Angeboten wie „Nimm drei, zahl zwei“ ködert. Im Glauben, ein tolles Schnäppchen ergattert zu haben, befüllen Kunden ihren Einkaufswagen mit viel zu vielen Nahrungsmitteln, die dann auf Grund der Menge nicht mehr vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums verzehrt werden können und schließlich im Mülleimer landen.

Auf diese Weise fallen jährlich etwa 70.000 Tonnen Abfall an. Hinzu kommen natürlich noch große Mengen an Lebensmittelverpackungen. Um diesem Fehlverhalten entgegenzusteuern, wurde eine Reihe von Maßnahmen durchgeführt:

Informationskampagne zum Kaufverhalten „ich bin eh schon zu blaaaad“

Umweltfreundlich Einkaufen

Zehn typische Wiener Testfamilien erbrachten den empirischen Nachweis, dass vernünftiges Einkaufsmanagement mit einfachen Maßnahmen und ohne Verzicht die Lebensmittelabfälle wesentlich reduziert. Die Ergebnisse dieser Studie finden ihren Niederschlag in den verschiedenen auf der Homepage (www.wenigermist.natuerlichwien.at) abrufbaren Aktivitäten zum Thema „Umweltfreundlich Einkaufen“.

Wiener Wasserkrug

Im Rahmen eines Designwettbewerbs und mit Unterstützung der Wiener Bevölkerung wurde der Wiener Wasserkrug (www.natuerlichwien.at/wasserkrug) mit entsprechenden Gläsern kreiert, um den Wert des Wiener Hochquellenwassers zu unterstreichen bzw. um ihn ins Bewusstsein zu rücken. Es gibt kaum mehr eine Hauptstadt auf der Welt, in der man kristallklares, sauberes Trinkwasser aus der Wasserleitung genießen kann. Die WienerInnen sind stolz auf die hervorragende Qualität des Wiener Leitungswassers. Sein Genuss fördert nicht nur die Gesundheit, sondern spart im Gegensatz zu Getränken aus PET-Flaschen auch eine Menge Mist und Energie. Der Wiener Wasserkrug samt dazu passenden Gläsern ist im gut sortierten Fachhandel erhältlich.

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IV.3.1.2. Umweltfreundliche Events – Maßnahmen und Tipps für umweltfreundliche Veranstaltungen

Wien bietet seinen BewohnerInnen ein reichhaltiges Veranstaltungsangebot. Ob Straßenfest, Open-Air-Theatervorstellungen oder Open-Air-Konzerte – seit einigen Jahren steht neben dem kulturellen Genuss und dem Wohlergehen der BesucherInnen auch die Umwelt im Mittelpunkt der Veranstaltungen (www.natuerlichwien.at/wenigermist).

Mehrwegbecher

Durch die Verwendung des Wiener Mehrwegbechers wird nicht nur Abfall und Geld gespart, sondern auch die Sauberkeit und damit das Wohlgefühl eines Festes angehoben. Die Hauptquelle für Verunreinigungen im Veranstaltungsbereich stellen nämlich Einwegverpackungen aus dem Konsumieren von Getränken und Speisen dar, die oft achtlos weggeworfen werden. Die Stadt hat aus diesem Grund 45.000 Mehrwegbecher gekauft, die u. a. mittlerweile jedes Jahr von den Veranstaltern des Donauinselfestes oder des Life Balls gemietet werden. Die Reinigung der Becher erfolgt in einer eigens dafür geschaffenen Reinigungsanlage.

Geschirrmobil

Um auch dem Problem des Wegwerfgeschirrs bei kleineren Veranstaltungen Herr zu werden, wurden zwei Geschirrmobile entwickelt, die wie Wohnwagenanhänger aussehen und in denen jeweils zwei große Geschirrspülmaschinen eingebaut sind. Egal ob Teller, Messer, Glas oder Gabel – pro Stunde reinigen die Spülmaschinen in 35 Waschgängen 400 Stück Geschirr, wodurch nicht nur große Besucherzahlen versorgt werden können, sondern auch auf das gesamte Jahr umgerechnet an die zehn Tonnen Abfälle vermieden werden. Die beiden Geschirrmobile haben mittlerweile so großen Anklang gefunden, dass sie das ganze Jahr über im Einsatz (an 100 Einsatztagen geballt am Wochenende) sind.
                                                  
Servicetelefon für umweltfreundliche Veranstaltungen in Wien

Um Veranstalter ausführlich informieren und beraten zu können, gibt es das Servicetelefon der Stadt Wien. Unter der Telefonnummer 01 / 833 32 32-13 („die umweltberatung“) erfährt man alles über Abfallvermeidung und -management, Wasser- und Energieeffizienz, umweltfreundliche Gastronomie, umweltfreundliche Mobilität und Kommunikation. Die Erstberatung ist kostenlos.

IV.3.1.3. Schwerpunkt Weiterverwendung und Reparatur von Waren

Durch die Verlängerung des Lebensalters von Produkten können sowohl quantitativ als auch qualitativ große Mengen an Abfällen vermieden werden, indem man einerseits bewusst langlebige und reparaturfähige Produkte kauft und andererseits gebrauchsfähige Produkte, die man nicht mehr benötigt, in Secondhandläden oder Flohmärkten abgibt.

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Wiener Web-Flohmarkt

Beim Wiener Web-Flohmarkt (www.webflohmarkt.wien.at) handelt es sich um eine Internetbörse, die zum Verkauf, Tausch oder zum Verschenken von gebrauchsfähigen Gegenständen dient. Die Palette der angebotenen Produkte reicht von Angeboten aus dem unmittelbaren persönlichen Lebensbereich bis hin zu gebrauchten Büroeinrichtungen.

48er-Basar

1989 als Sozialprojekt gegründet und als „Mist-Flohmarkt“ bezeichnet, stellt der 48er-Basar (www.wien.gv.at/ma48/abfall/basar.htm) mittlerweile eine nicht mehr wegzudenkende Institution dar, in der gebrauchte, aber verwendbare Altwaren zum Verkauf angeboten werden. Einerseits bringen Privatpersonen gebrauchten Hausrat, andererseits sammelt täglich ein LKW brauchbare Gegenstände von den Mistplätzen und bringt diese zum 48er-Basar.

Innerhalb einer Woche kommen auf diese Weise acht Tonnen an weiterverwendbaren „Altmaterialien“ zusammen, wovon 90 Prozent tatsächlich auch wieder verkauft werden. Auf das gesamte Jahr umgerechnet bedeutet dies, dass der 48er-Basar 380 Tonnen an Abfällen vermeidet. Damit leistet er einen wesentlichen Beitrag zur qualitativen und quantitativen Abfallvermeidung, schont Ressourcen und fördert vor allem das Bewusstsein der Bevölkerung für die Wiederverwendung von Waren. Pro Jahr besuchen bis 30.000 Personen den 48er-Basar.

Zu der breit gefächerten Palette an Produkten zählen Möbel, Elektrogeräte, Geschirr, Sanitärwaren, Sportartikel, Autoreifen, Textilien, Schuhe, Bücher und Spielwaren. Der 48er-Basar befindet sich im 22. Bezirk, Stadlauerstraße 41A, Hof 3, Tor 5 und ist von Dienstag bis Samstag, jeweils von 9.00 bis 15.00 Uhr geöffnet.

Spielzeugsammlung

Seit 2005 gibt es das Service der Spielzeugsammlung, nicht nur um zu verhindern, dass gut erhaltenes Spielzeug in den Müllbehältern landet, sondern vor allem um für finanziell benachteiligte Kinder Spielzeug zu sammeln. Auf allen 19 Mistplätzen befinden sich „Mistmonster-Behälter“, in die man Brettspiele, Puzzles, Puppen, Stofftiere etc. einwerfen kann. Kinder aus dem Wiener Integrationshaus, aus dem „Haus der Frauen“ im Flüchtlingslager Traiskirchen und weitere soziale Einrichtungen (wie z. B. Caritas) haben bereits von der Aktion profitiert.

Seit Herbst 2007 gibt es zusätzlich die „Spielzeugsammlung on tour“, wobei Spielzeugtonnen jeweils für vier Wochen in den Wiener Kindergärten zu Besuch sind. Eltern bzw. auch die Kinder sollen durch diese Aktion zur Sammlung von gebrauchsfähigen Spielsachen animiert werden. Diese Spielzeugsammelbehälter sind aber auch bei Veranstaltungen mit AbfallberaterInnen der MA 48 im Einsatz.

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Regentonne

Regentonnen, die für den regulären Einsatz als Altstoffsammelgefäß nicht mehr geeignet sind, werden zu Regentonnen umgebaut. Dabei handelt es sich um eine Idee, die in zweifacher Hinsicht Ressourcen schont. Zum einen sammelt die umfunktionierte Mülltonne für Pflanzen bestens geeignetes Regenwasser zur Bewässerung von Kleingärten und schont somit hochwertiges Leitungswasser. Zum anderen bewahrt die neue „Aufgabe“ die ausgediente Tonne vor ihrer Entsorgung. Erhältlich ist die Regentonne bei allen Wiener Mistplätzen und im 48er-Basar.

Kfz-Verkauf

Reparaturbedürftige und nicht mehr betriebssichere Kraftfahrzeuge, die die Stadt Wien und der Wiener Krankenanstaltenverbund ausrangieren, werden von der MA 48 zum Verkauf angeboten. Die mit Mängelbeschreibungen versehenen und zu öffentlich verlautbarten Zeiten ausgestellten Fahrzeuge können mittels verschlossenem Angebot und innerhalb einer Besichtigungsfrist von Interessenten gekauft werden. Den Zuschlag erhält der Bestbieter.

Humanitäre Hilfe

Die Stadt Wien bietet im In- und Ausland humanitäre Unterstützung an. Die MA 48 beteiligt sich daran, indem sie neben gesammelten Textilien, Spielzeug oder Gebrauchsgüter auch gebrauchsfähige Fahrzeuge (Müllsammelfahrzeuge, Lastkraftwagen, Kommunalfahrzeuge) zur Verfügung stellt.

R.U.S.Z

Das Reparatur- und Servicezentrum R.U.S.Z (www.rusz.at) ist ein umweltökonomisches Sozialprojekt, das ehemalige Langzeitbeschäftigungslose in den Arbeitsmarkt integriert. Es wird von der Arge Reparatur- und Servicezentren GmbH als eine eigenständige, gemeinnützige Gesellschaft geführt. Im R.U.S.Z werden alte Elektrogeräte – Haushaltsgroßgeräte, Unterhaltungselektronik, Röhren- und andere Nostalgiegeräte – repariert und verkauft. Die MA 48 unterstützt dieses Projekt, indem sie die auf den Mistplätzen einlangenden Elektrogeräte unentgeltlich zur Verfügung stellt. Nach einer Analyse der Universität für Bodenkultur sind 60 Prozent aller Kleingeräte, die auf Wiens Mistplätzen landen, noch funktionstüchtig. Mit der Reparatur und Instandsetzung von 2.000 Tonnen Elektrogeräten in den letzten zehn Jahren trug das R.U.S.Z zur Ressourcenschonung und einer nachhaltigen Entwicklung bei.

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Reparaturnetzwerk

Das Reparaturnetzwerk ist ein Zusammenschluss gewerblicher Reparaturbetriebe, die das gemeinsame Ziel verfolgen, Geräte zu reparieren und nicht vorschnell zum Kauf eines neuen Produktes zu raten. Die Palette der reparierbaren Gegenstände reicht von Alarmanlagen und Computer über Polstermöbel und Unterhaltungselektronik bis hin zu Windschutzscheiben und Zäune. Unter www.reparaturnetzwerk.at erfahren Kunden, an welchen Mitgliedsbetrieb sie sich mit ihrem Reparaturwunsch wenden können. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, bei der Suche nach einem passenden Betrieb das telefonische Service der „umweltberatung“ in Anspruch zu nehmen (Tel. 01/803 32 32-22).

IV.3.1.4. Sonstige Projekte

Geschenksack

Weihnachten ist die Zeit, in der die MA 48 jedes Jahr die größten Müllmengen zu entsorgen hat. Mit dem wieder verwendbaren „Geschenksack“ möchte man nachhaltig den Berg an Verpackungsmaterial minimieren. Dieser Stoffsack, der gegen eine Spende ab drei Euro am Wiener Christkindlmarkt und auf den 19 Mistplätzen erhältlich ist, hilft aber nicht nur der Umwelt, sondern auch der Integration von benachteiligten Menschen. In den Werkstätten von „Wien Work“ und der „Lebenshilfe Wien“ hergestellt, kommt der Spendenerlös der Geschenksäcke dem von Willi Resetarits initiierten Integrationshaus zugute.

Windelgutschein

In Wien landen jährlich 70 Millionen Babywindeln oder 17.000 Tonnen Windelmüll im Restmüll. Das entspricht beinahe einem Anteil von sieben Prozent am gesamten Haushaltsmüll. Wegwerfwindeln sind Nassmüll und daher für die thermische Behandlung sehr ungeeignet.

Als Alternative zu den Wegwerfwindeln unterstützt die Stadt Wien die Verwendung der mittlerweile tausendfach bewährten, modernen und waschbaren Höschenwindeln mit einem 100 € Windelgutschein. Dieses Wickelsystem (nähere Auskünfte unter www.verein-wiwa.at) schont nicht nur die Umwelt, sondern vor allem die Geldbörse der Eltern. Die Windeln sind mitwachsend und können daher bis zur endgültigen Sauberkeit des Sprösslings verwendet werden.

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IV.3.2. Abfallberatung

Eine moderne Wiener Abfallwirtschaft ist ohne die Mitarbeit und Kooperation der BürgerInnen der Stadt Wien nicht denkbar. Nur wenn jeder Verantwortung für seinen Müll übernimmt, trägt er auch sinnvoll zum komplexen Ablauf der Abfallwirtschaft bei. Dieses Engagement der Bevölkerung kann man aber nicht als eine selbstverständlich zu erbringende Leistung erwarten, sondern funktioniert nur dann, wenn auch die Anliegen der Stadt Wien und die Aufgaben der BewohnerInnen von den Verantwortlichen dementsprechend kommuniziert werden. Das heißt, kontinuierliche Information und Beratung tragen nicht nur zur täglichen Präsenz des Themas bei, sondern sorgen für eine klare Definition der gewünschten Kooperation.

Da sich eine Bevölkerung aber nicht ausschließlich aus gleichen Menschen zusammensetzt, richten sich die abfallwirtschaftlichen Botschaften auch sehr individuell an die jeweilige Zielgruppe. Ob Kinder, Jugendliche, fremdsprachige WienerInnen oder ob BewohnerInnen im innerstädtischen Bereich bzw. am grünen Stadtrand – für jeden von ihnen gilt der Anspruch adäquater Information. Für den Wiedererkennungswert der publizierten abfallwirtschaftlichen Maßnahmen und damit für die nötige Aufmerksamkeit der Bevölkerung sorgt u. a. das „Mistmonster“, das den Müllberg Wiens symbolisiert. Nur wenn das Mistmonster (der Müllberg) von allen gemeinsam klein gehalten werden kann, darf es in der Stadt bleiben.

IV.3.2.1. Wiener AbfallberaterInnen

Bei den Wiener AbfallberaterInnen handelt es sich um selbstständige UnternehmerInnen, die vertraglich geregelt die Abfallberatung im Auftrag der MA 48 durchführen. Durch ein einschlägiges Studium bringen die meisten von ihnen bereits Fachwissen in der Abfallwirtschaft und im Bereich des Umweltschutzes sowie Erfahrungen im pädagogischen Umgang von Kindern und Jugendlichen mit. Ein einwöchiger Ausbildungskurs mit Prüfung ist zu Beginn der BeraterInnentätigkeit dennoch für alle verpflichtend.

Die Palette der zu behandelnden Themen reicht von gesetzlichen Grundlagen und Vorgaben über die Spezifika der Wiener Abfallwirtschaft bis hin zu den Strategien einer modernen Abfallvermeidung. Darüber hinaus vermittelt das Seminar einen Überblick über die Straßenreinigung, den Winterdienst und die Abschleppgruppe – Tätigkeitsfelder, die ebenfalls im Aufgabenbereich der MA 48 liegen. An den Theorieteil der Ausbildung schließt die Einschulung in der Praxis an (rund 100 Stunden), in der erfahrene AbfallberaterInnen die KursteilnehmerInnen in die verschiedenen Aufgabenbereiche (Misttelefon, Schulstunden bzw. -projekte, Führungen, Mistfest, Vorträge etc.) einführen. Zwischen 25 und 35 AbfallberaterInnen erbringen pro Jahr mehr als 30.000 Beratungsstunden.

IV.3.2.2. Zentrale Service- und Informationsstelle („Misttelefon“)

Die zentrale Service- und Informationsstelle ist die Drehscheibe für die reibungslose Weitergabe von Informationen. Das Misttelefon dient vor allem zur Information und Beratung der Wiener Bevölkerung. Die meisten AnruferInnen möchten Auskünfte über die richtige Abfalltrennung und -entsorgung. Darüber hinaus klären die AbfallberaterInnen über die Grundsätze der Abfallvermeidung auf und stellen umweltfreundliche Alternativen vor. Jährlich nehmen die MitarbeiterInnen) zwischen 60.000 und 70.000 Anrufe entgegen.

Das Misttelefon ist unter der Rufnummer 546 48 erreichbar und von Montag bis Samstag, jeweils von 8.00 und 18.00 Uhr besetzt.

IV.3.2.3. Kampagnen

Um abfallwirtschaftlich relevante Themen, die einer raschen Umsetzung und breiter Akzeptanz bedürfen, zu transportieren, bedient sich die Stadt Wien verschiedenster Kampagnen. Nach der letzten erfolgreichen „Aktion saubere Stadt“, die ein umfangreiches Maßnahmenpaket für mehr Sauberkeit in Wien umfasste, widmet sich auch die neue Initiative dem Ziel, Wien zu einer noch lebenswerteren Stadt zu machen:

„Bau keinen Mist“

Die Kampagne „Bau keinen Mist“ (www.baukeinenmist.at) verläuft im doppelten Sinn unter dem Motto „Bau keinen Mist“: Sie appelliert einerseits an die Bevölkerung, keinen Müll zu verursachen, und fordert andererseits im Sinne der Redewendung dazu auf, keinen Unsinn zu machen.

Zu zeigen, dass jeder einzelne einen Beitrag zur Lebensqualität seiner Heimatstadt leisten kann und Verständnis für die Tätigkeit der Waste Watcher schaffen, ist das Ziel dieser auf Plakaten, Anzeigen, Citylights und in Kinospots präsentierten Aktion. Geweckt wird das Verantwortungsgefühl der WienerInnen, indem in der Präsentation zunächst nur der Schriftzug SAU-STADT zu sehen ist – ein Teil des Wortes ist mit Müll bedeckt, der in einem zweiten Schritt entfernt wird und die Formulierung SAUBERE STADT freigibt. Fazit: Es liegt in deiner Hand, ob Wien lebenswert bleibt.

Der pensionierte Rockstar Dr. Kurt Ostbahn alias Willi Resetarits unterstützt die Kampagne akustisch. In einem eigens getexteten Song „Bau keinen Mist“ rümpft er die Nase über den Mist auf Wiens Straßen und ruft dazu auf, Wien sauber zu halten.

IV.3.2.4. Mobile Abfallberatung

Die mobile Abfallberatung (mit drei Beratungsbussen) findet mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen das ganze Jahr über statt. Pro Jahr kommen so an die 30.000 Kontakte mit der Wiener Bevölkerung zustande. Je nach Platzmöglichkeit, Veranstaltungscharakter und verfügbarem Personal ergibt sich anhand eines Baukastensystems eine beliebige Kombination aus Beratungs-Segmenten (z. B. Littering, Abfallvermeidung, Kompost, Abfalltrennung) und Zielgruppe (Kinder, GartenbesitzerInnen usw.).

Zusätzlich führen die AbfallberaterInnen schwerpunktmäßig „persönliche Beratungen“ durch. In einem speziell ausgewählten Gebiet gehen sie von Tür zu Tür und informieren die Bevölkerung über Abfallvermeidung und korrekte -trennung oder erklären in Testgebieten die Modalitäten eines neuen Sammelversuchs.
                                                                 
IV.3.2.5. Broschüren und Folder

Was die schriftliche Informationsvermittlung betrifft, so versucht die MA 48, nicht mutwillig den Altpapierberg zu vergrößern, sondern ausschließlich so viele Broschüren und Folder zu produzieren, die tatsächlich nötig sind. Diese schwierige Gratwanderung bedeutet eine Herausforderung, und dennoch kommt die Stadt Wien manchmal bei bestimmten Themen nicht um eine flächendeckende Informationspflicht umhin, auch wenn in Kauf genommen werden muss, dass ein gewisser Prozentsatz an Infomaterial ungelesen (hoffentlich) im Altpapier-Behälter landet.

IV.3.2.6. Mistfest

Das Mistfest ist als „Tag der offenen Tür“ jedes Jahr im September der Höhepunkt der Öffentlichkeitsarbeit und lockt an den beiden Veranstaltungstagen mittlerweile an die 15.000 BesucherInnen an. Am Gelände der Garage Hernals präsentiert zum einen die MA 48 ihre umfangreichen Leistungen und Serviceangebote, andererseits sind auch über 30 andere Organisationen vertreten, die Kindern wie Erwachsenen Interessantes und Spannendes zu bieten haben.

IV.3.2.7. Umweltbildung für Kinder und Jugendliche

Unter dem Motto „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ liegt der Schwerpunkt der Abfallberatung in der Kinder- und Jugendbildung. Bei dieser Informationsvermittlung besteht die Herausforderung darin, hochkomplexe Zusammenhänge didaktisch so aufzubereiten, dass sie dem jeweiligen Alter entsprechend verständlich transportiert werden können. Kinder und Jugendliche bringen nicht nur auf Grund ihrer Neugierde eine hohe Bereitschaft zur Kooperation mit, sondern ihr Engagement für die Wiener Abfallwirtschaft beeinflusst auch das Verhalten ihrer Eltern.

Kindergarten-Programm „Müllkasperl“

Das Kaspertheater, das sich seit Jahren großer Beliebtheit erfreut, vermittelt Kindergarten-Kindern auf interaktive Weise verschiedene Themen aus dem Bereich der Abfallwirtschaft. Nach telefonischer Vereinbarung kommen drei AbfallberaterInnen in die Einrichtung, die die Kinder im Verlauf der Vorführung und im anschließenden Spiel in das Geschehen integrieren.

Mistmeister

Für VolksschülerInnen gibt es seit einigen Jahren einen Wettbewerb, in dem die Kinder durch Geschicklichkeit, durch Wissen um die Wiener Abfallwirtschaft und mit sozialer Kompetenz den Titel „Mistmeister des Jahres“ erringen können. Das Echo dieser Veranstaltung ist so enorm, dass durchschnittlich jährlich 200 Klassen teilnehmen.

Schulstunden

Entsprechend der Altersgruppe der jeweiligen SchülerInnen bieten die AbfallberaterInnen methodisch-didaktisch aufbereitete Unterrichtsstunden an, um entweder allgemein über die Wiener Abfallwirtschaft oder über gewünschte Spezialthemen zu referieren. So erfahren z. B. Volksschulkinder in der Vorweihnachtszeit Wissenswertes über den Verpackungsmüll und MittelschülerInnen Interessantes über die Verwertung und Entsorgung von Elektro-Altgeräten bzw. im Rahmen von Hauswirtschaftslehre oder Kochstunden Hinweise für abfallarmen Einkauf und gesunde Ernährung.

Schulrundfahrten

Ab der 4. Schulstufe können SchülerInnen an Schulrundfahrten teilnehmen, die zur ABA, zur Deponie Rautenweg, zum Kompostwerk Lobau und zum 48er-Basar führen. Für die Jüngeren bieten die AbfallberaterInnen auch Führungen auf den Mistplätzen an, wo sich Abfalltrennung sehr anschaulich vermitteln lässt.

Minopolis

So heißt die „Stadt der Kinder“ in einem großen Kinokomplex nahe der U-Bahn-Station Donauinsel. Dort können Kinder zwischen vier und zwölf Jahren in verschiedenste Berufe hineinschlüpfen. Als Polizist/in, Arbeiter/in, Künstler/in oder Müllaufleger/in (Spielstation der MA 48) verdienen sie (Spiel-)Geld, das sie z. B. für die Teilnahme an Sportbewerben, einem Sehtest oder für den Besuch im Frisiersalon ausgeben können.

Umweltbildungsprogramm EULE

Bei EULE, dem Umweltbildungsprogramm der Stadt Wien (www.eule-wien.at), gibt es für Kinder und Jugendliche tolle Tips und aktuelle Informationen über Veranstaltungen und Ausflugsziele oder Unterrichtsmaterialien zum Downloaden.

 IV.3.2.8. Littering

Das Wort „Littering“ kommt aus dem Englischen und bezeichnet das achtlose Wegwerfen von Abfall. Ob herumliegende Getränkeflaschen und Aludosen, ob Kaugummireste auf Wegen und Parkbänken oder ob achtlos weggeworfene Fastfood-Verpackungen: Unter den Begriff Littering fallen so kleine Dinge wie Zigarettenstummel, aber auch Hundekot oder das illegale Ablagern von Sperrmüll und das Abstellen von Einkaufswagen auf öffentlichem Gut und in den Wiener Forsten. So braucht es etwa 100 Jahre, bis eine im Wald weggeworfene Dose verrottet! Littering ist deshalb so problematisch, weil es vielfältige Auswirkungen nach sich zieht.

Zu den Gründen für das achtlose Wegwerfen von Abfall zählen vor allem Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit, mangelndes Verantwortungsbewusstsein, oft aber auch schlechte Erziehung und der Drang zur Provokation.

Seit dem Jahr 2003 verfügt die Stadt Wien über fünf Mistmobile („Smarts“), mit denen täglich in fix zugeteilten Gebieten Kontrollfahrten durchgeführt werden. Kleine Verunreinigungen können gleich vom Fahrer des Mistmobiles entfernt werden, größere illegale Ablagerungen (Sperrmüll) werden der Straßenreinigung bzw. den zuständigen Dienststellen gemeldet. Mit Hilfe dieses Systems können jährlich Tausende Missstände aufgefunden und gleich zum Großteil direkt erledigt werden.

Als fixe Aufgabe vorgegeben, kontrollieren die Fahrer der Mistmobile die Problemstoffsammelstellen. Leider passiert es immer wieder, dass Wiener BürgerInnen die Problemstoffe außerhalb der Öffnungszeiten vor der Sammelstelle deponieren, wenn nicht sogar dort ihren Restmüll entsorgen. Dass herumstehende Chemikalien, Medikamente, Batterien oder Öl ein Gefährdungspotenzial sowie Rest- und Sperrmüll oder auch Glasscherben eine illegale Ablagerung darstellen, versteht sich von selbst. Darüber hinaus sind die MitarbeiterInnen der Stadt Wien jährlich mit der Aufgabe betraut, kennzeichenlose Autowracks und herrenlose Fahrräder zu entsorgen sowie zwischen 20.000 und 30.000 „vergessene“ Einkaufswagerln einzusammeln.

Neben den „Smarts“ sind seit 1. Februar 2008 auf Grund der im Herbst 2007 beschlossenen Wiener Reinhaltegesetzes 30 MitarbeiterInnen als Waste Watcher im Einsatz (ab 2009 bis zu 150 Kontroll-Organe), die die Einhaltung der Sauberkeitsregeln auf den Straßen Wiens und in den Parks kontrollieren.

Aber nicht nur Littering auf öffentlichen Flächen verursacht Arbeit, auch illegale Ablagerungen auf privaten Liegenschaften stellen ein Umweltproblem dar, um dessen Beseitigung sich die MitarbeiterInnen der Umweltschutzabteilung – MA 22 kümmern. Sie bearbeiten auf Grund eigener Beobachtungen oder auf Grund von Hinweisen aus der Bevölkerung pro Jahr mindestens 100 derartige Fälle. Im Jahr 2007 wurde auf diese Weise die Entfernung von ca. 30 Altfahrzeugen, 500 Kubikmeter Sperrmüll, 5000 Kubikmeter Baurestmassen, ca. 20 Kühlgeräten, 100 Bildschirmgeräten, 200 Liter Altöl und 150 Altreifen veranlasst.

Waste Watcher

Seit 1. Februar 2008 sind auf Grund des im Herbst 2007 beschlossenen Wiener Reinhaltegesetzes 30 MitarbeiterInnen der MA 48 als Waste Watcher im Einsatz, die die Einhaltung der Sauberkeitsregeln auf den Straßen Wiens und in den Parks kontrollieren. Die Waste Watcher sind „Organe öffentlicher Aufsicht“, die nach umfassenden Schulungen im Rechtsbereich und im Konfliktmanagement einen Amtseid ablegten. Sie können für Sauberkeits-Verstöße Abmahnungen aussprechen, aber auch an Ort und Stelle Organstrafverfügungen bis zu einer Höhe von 36 Euro verhängen. Bei schweren Vergehen steht ihnen sogar die Möglichkeit offen, Anzeige zu erstatten. In einem eventuell folgenden Verwaltungsstrafverfahren drohen Strafen bis zu 1.000 Euro, die sich bei erschwerenden Umständen noch verdoppeln können. Die Strafgelder sind zweckgewidmet und stehen ausschließlich für die Reinigung von Straßen und Parks zur Verfügung.

Die Waste Watcher müssen bei ihrer Tätigkeit immer ein Dienstabzeichen tragen und einen Dienstausweis mitführen, der auf Verlangen vorzuweisen ist. Bis 2009 werden 150 dieser Kontroll-Organe ihre Ausbildung abgeschlossen haben und dann ihren Dienst für ein sauberes Wien ausüben.

1.150 neue Mistkübel für Wien

Zusätzlich zu den 14.000 Mistkübeln, die bis zu dreimal täglich entleert werden, betreut die Stadt Wien mittlerweile weitere 1.150 Stück. Außerdem verfügen alle Mistkübel nunmehr über eine in reflektierendem Orange gestaltete Einwurföffnung mit der Nummer des Misttelefons und sie werden sukzessive mit „Aschenrohren“ für Zigarettenstummel ausgerüstet. An besonders frequentierten Orten stehen insgesamt 150 Unterflur-Papierkörbe mit einem Fassungsvermögen von jeweils 600 Litern zur Verfügung.

„Kehrforce“

Eine aus rund 30 Fachkräften bestehende schnelle und mobile Eingreiftruppe, die „Kehrforce“, kümmert sich u. a. um mehr Sauberkeit bei den Altstoffsammelinseln und um den Abtransport von „vergessenen“ Einkaufswägen.

Hundesackerlautomaten und Wiesenstecker-Aktion

Die Stadt Wien unterstützt die Hundehalter mit einem Angebot an Gratis-Hundesackerlspendern, damit diese der gesetzlichen Verpflichtung nachkommen können, die „Hinterlassenschaften ihrer Haustiere“ zu entsorgen. Seit Beginn der Aktion wurden mittlerweile 1.780 Dispenser aufgestellt (Standorte siehe www.abfall.wien.at; Hundezonen in Wien – Hundeausläufe siehe http://www.wien.gv.at/umwelt/parks/hundezonen.html).

XXL-Einkaufswagerl auf Tour

Die MA 48 steht vor dem Problem, dass sie jährlich zwischen 20.000 und 30.000 „vergessene“ Einkaufswagerln einsammeln muss. Unter dem Motto „Leihwagerl nicht mitnehmen“ wird mit Hilfe eines Einkaufswagerls im XXL-Format (die Höhe beträgt drei Meter) vor Supermärkten großer Handelsunternehmen auf den Umstand aufmerksam gemacht, dass das „Entführen“ von solchen Wagerln eine strafbare Handlung darstellt.

Die Frühjahrsputzaktion „Wien räumt auf – mach mit!“

Seit 2006 findet jährlich im Frühjahr die Aktion „Wien räumt auf – mach mit!“ statt. Dabei geht es nicht darum, dass die Wiener BürgerInnen die Arbeit der städtischen Abteilungen übernehmen sollen, sondern um das persönliche Verantwortungsbewusstsein im Bereich der Sauberkeit in der Stadt zu steigern und Verständnis für die Arbeit der städtischen Dienststellen zu wecken. Mit Hilfe von Beiträgen in Zeitungen, im ORF-Landesstudio Wien und im Internet sowie mit Hilfe von Plakaten sind vom Kind bis zum Pensionisten, vom Kindergarten bis zur Oberstufe, vom Sport- bis zum Kleingartenverein alle interessierten und motivierten Wiener BürgerInnen aufgefordert, an der Aktion aktiv teilzunehmen.

Alle Teilnehmer – Erwachsene wie Kinder – bekommen eine individuell zusammengestellte Schutzausrüstung in entsprechender Größe (Kapperl, Warnweste und Arbeitshandschuhe) und Werkzeug (Besen, Greifzangen und Müllsäcke). Generell werden die leeren Müllsäcke vor der Aktion verteilt und befüllt nach der Arbeit bei festgelegten Punkten von der Straßenreinigung wieder eingesammelt.

Mittlerweile melden sich jedes Jahr bereits rund 8.000 freiwillige Helfer, denen es ein Anliegen ist, ihre nähere Wohnumgebung von achtlos weggeworfenem Müll zu säubern. So landen jährlich zwischen 10 und 15 Tonnen Müll (110 bis 165 m3) in den Müllsäcken der „freiwilligen Mistjäger“.

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IV.3.3. ÖkoBusinessPlan Wien

Seit 1998 läuft unter dem Namen „ÖkoBusinessPlan Wien“ ein von der Stadt Wien gestartetes Programm, das Betriebe bei der Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen unterstützt und damit in der Konsequenz der Stadt zu mehr Lebensqualität verhilft.
                                                  
Die Ziele des ÖkoBusinessPlan Wien sind:

Seit Beginn der Einführung bis zum Jahr 2007 nahmen am ÖkoBusinessPlan Wien weit über 600 Wiener Betriebe teil. Ihr dadurch erwirtschaftetes Einsparungspotenzial lässt sich sehen.

Der ÖkoBusinessPlan Wien umfasst mehrere Module:

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IV.3.4. PUMA

Die Stadt Wien optimiert nicht nur die Umweltbilanz von Unternehmen, sondern trägt maßgeblich zur Minimierung der Umweltauswirkungen ihrer eigenen Amtshäuser bei. Zu diesem Zweck wurde bereits 1998 mit der Einführung von Umweltmanagementsystemen begonnen, aus dem sich 2005 das Programm PUMA (Programm Umweltmanagement im Magistrat der Stadt Wien – www.wien.gv.at/umwelt/puma) entwickelt hat. Dieses Programm analysiert verschiedenste umweltrelevante Bereiche innerhalb des Magistrats:

Ziel von PUMA ist es,

Seit 2007 verfügen alle Dienststellen der Stadt Wien über ein Umweltmanagementsystem.

IV.3.5. ÖkoKauf Wien

Die Stadt Wien investiert jedes Jahr rund fünf Milliarden Euro für eine Vielzahl von Produkten, Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Diese Summe entspricht etwa der fünffachen Menge, die alle Wiener Haushalte jährlich zusammen für Wohnungsausstattung, Ernährung, Bekleidung und Reinigung bezahlen.

Um die im Einkauf der Stadt Wien tätigen Mitarbeiter konkret bei der ökologischen Beurteilung von Auftragsvergaben zu unterstützen, werden im Rahmen von „ÖkoKauf Wien“ (www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf) umweltbezogene Kriterienkataloge laufend in Arbeitsgruppen entwickelt und aktualisiert. Derzeit gibt es folgende 22 Arbeitsgruppen: Beleuchtung, Desinfektion, Druck, Papier und Büromaterial, elektrische Büro- und Haushaltsgeräte, Fuhrpark, Haustechnik, Hochbau, Innenausstattung, Lebensmittel, Reinigungsmittel, Tiefbau, Wasser, Winterdienst, Vermeidung, Planung, Veranstaltungen, Farben und Lacke, Feuerlöschmittel, Möbel, Textilien, Entsorgungsleistungen sowie Baustellen- und Umweltlogistik.

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V. Die getrennte Sammlung von Abfällen

V.1. Wie groß sind die Sammelmengen?

V.1.1. Gesamtaufkommen

Die gesamte Menge der von der MA 48 erfassten Primärabfälle (d. s. jene Abfälle, die noch keinem Behandlungsprozess unterzogen wurden) aus dem Bereich der Sammlung und der Direktanlieferungen (auf den Mistplätzen) beträgt pro Jahr durchschnittlich eine Million Tonnen. Die Hauptmengen (ca. 75 %) stammen aus der Sammlung in Restmüll- und Altstoffbehältern (inkl. biogene Abfälle) und von den 19 Wiener Mistplätzen (ca. 16 %).

Ab 2009 werden rund 60 Prozent der von der MA 48 erfassten Primärabfälle einer thermischen Behandlung zugeführt; dies beinhaltet sämtliche von der MA 48 gesammelten brennbaren Mischabfälle (Restmüll, hausmüllähnlicher Spitalmüll und Gewerbeabfall, Straßenkehricht und Sperrmüll). Etwa 35 Prozent an Abfällen werden entweder kompostiert oder auf andere Weise stofflich verwertet.

An Sekundärabfällen – das sind jene Abfälle, an denen eine Behandlung durchgeführt wurde, die zu einer Veränderung des ursprünglichen Materials führt – fallen jährlich zwischen 10.000 und 15.000 Tonnen an. Sie stammen zu über 90 Prozent aus der Metallabscheidung der MVA Spittelau und der Aschen-/Schlackenbehandlungsanlage der ABA und werden zum Großteil stofflich verwertet.

V.1.2. Restmüllmengen

Die Wiener Bevölkerung produziert jährlich ca. 500.000 Tonnen Restmüll, d. h. pro Kopf rund 300 Kilogramm. In dieser Pro-Kopf-Menge ist allerdings auch ein Anteil von Abfällen aus dem Kleingewerbebereich enthalten, der in den selben Restmüllbehältern gesammelt wird.

V.1.3. Altstoffe und biogene Abfälle
                                                  
Jährlich werden rund 230.000 Tonnen Altstoffe getrennt gesammelt – davon z. B. ca. 135.000 Tonnen Altpapier und Kartonagen, 25.000 Tonnen Weiß- und Buntglas und 15.000 Tonnen Metallschrott und -verpackungen und rund 6.000 Tonnen Plastikflaschen.

Die Sammlung biogener Abfälle ergibt jährlich rund 100.000 Tonnen; davon 70.000 Tonnen in den Biotonnen und rund 30.000 Tonnen Baum- und Strauchschnitt, die bei den Mistplätzen oder direkt bei der ABA (Abfallbehandlungsanlage) angeliefert werden.

V.1.4. Problemstoffsammlung

Problemstoffe, Speiseöle und Elektro-Kleingeräte (seit Juni 2008; mit einer Kantenlänge kleiner als 50 cm) können in Wien sowohl an den 19 Mistplätzen als auch an rund 30 stationären Problemstoffsammelcontainern gratis abgegeben werden. In den Bezirken 2., 3., 5., 6., 9. und 22. besteht auch die Möglichkeit, diese Abfälle bei einem mobilen Sammel-LKW abzugeben, der fixe Abgabestationen im Intervall von zwei Wochen anfährt.

Auf diesen verschiedenen Wegen werden jährlich über 2.000 Tonnen an Problemstoffen und Speiseölen abgegeben. Zusätzlich werden geringe Mengen an Problemstoffen auch aus den Anlieferungen zur Abfallbehandlungsanlage (ABA) und zur Deponie Rautenweg aussortiert sowie von Gewerbebetrieben angeliefert.

Die getrennte Erfassung dieser umweltbelastenden Substanzen trägt wesentlich zur Entgiftung des Wiener Mülls bzw. zur Entlastung der Filtereinrichtungen in den thermischen Behandlungsanlagen (Verminderung der Schadstofffracht) bei und ist Vorraussetzung für eine nachfolgende Verwertung.

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V.2. Abfallsammlung

Ein über das gesamte Gebiet der Stadt verteiltes System von über 20.000 Restmüllbehältern, knapp unter 200.000 Altstoffbehältern (inklusive Biotonnen), 19 Mistplätzen, an die 50 Problemstoffsammelstellen (plus der mobilen Problemstoffsammlung mittels Sammel-LKW seit Herbst 2007) und über 2.500 Sammelinseln (eine Sammelinsel verfügt zumindest über Altglas-, Metall- und Kunststoffflaschenbehälter) sorgt dafür, dass in Wien Abfalltrennung und Wiederverwertung nicht nur Schlagworte bleiben.

Neben dem bekannten Sammelsystem für die Altstoffe Papier, Weißglas, Buntglas, Metall und Dosen, Plastikflaschen, biogene Abfälle sowie für Problemstoffe gibt es u. a. auch eine Erfassung von Sperrmüll, Elektro- und Elektronikschrott, Bauschutt und Bodenaushub.

Die Behältersammlung entspricht ihrer Sammelart nach dem klassischen Umleersystem. Das heißt, die vollen Behälter werden vor Ort vom Standplatz zum Sammelfahrzeug transportiert und dort gekippt, um den Inhalt in die Sammelfahrzeuge entleeren zu können. Die meisten Sammelbehälter sind Schüttbehälter, lediglich für die Sammlung von Altglas sind seit 2004 sog. „Glashubbehälter“ im Einsatz. Diese geschlossenen Hubbehälter steigern nicht nur die Sammeleffizienz (Vermeidung von Fehlwürfen), sondern schützen die Anrainer auf Grund einer hervorragenden Dämmung vor Lärmbelästigung.

Die Besatzung der Sammelfahrzeuge für die Behältersammlung variiert je nach Schwere des Einsatzes und besteht neben dem Lenker aus ein bis fünf Auflegern (= Ladepersonal). Insgesamt haben die Aufleger den Vorgang der Entleerung jährlich etwa 24 Millionen Mal auszuführen.

V.2.1. Getrennte Sammlung von Altstoffen

Die Sammlung von wiederverwertbaren Altstoffen gehört ebenso zum aktiven Umweltschutz wie die Trennung der Problemstoffe vom Abfall und deren richtige Entsorgung. Beides ist Voraussetzung für die wirtschaftlich sinnvolle Verwertung der gesammelten Altstoffe. Nicht zuletzt hängt es von ihrem Reinheitsgrad ab, in welcher Qualität neue Produkte daraus hergestellt werden können.

In Wien verfolgt man das Ziel, den BürgerInnen die Sammlung der wertvollen Altstoffe möglichst einfach zu machen, um zu verhindern, dass diese im Restmüll landen. Insgesamt stehen den WienerInnen ca. 200.000 Behälter für die getrennte Sammlung von Altstoffen und biogenen Abfällen zur Verfügung. Mit Ausnahme der Glashubbehälter bestehen die Behälter aus einem grünen Korpus (Volumen von 120 bis 1.100 l) und einem färbigen Deckel.

Die jeweilige Leitfarbe des Behälterdeckels und entsprechende Piktogramme helfen dabei, dass die Altstoffe in der richtigen Tonne landen. Die Glashubbehälter bestehen aus einem Korpus aus Metall und verfügen über zwei voneinander getrennte Kammern (für Bunt- und Weißglas) mit jeweils einem Volumen zwischen 1.000 und 1.500 Litern, wodurch sich ein Gesamtvolumen von 2.000 bis 3.000 Litern ergibt.
                                                  
Die Behälter für Altpapier stehen entweder direkt auf einer Liegenschaft (z. B. innerstädtisch) oder als öffentliche Altstoffsammelinseln (ASI) in der Nähe von Liegenschaften. Weißglas, Buntglas, Metall und Dosen, Plastikflaschen und kompostierbare Abfälle können an den rund 2.500 Sammelinseln (dort gibt es jeweils mehrere Altstoffsammelbehälter) oder bei den 19 Mistplätzen abgegeben werden. Zusätzlich gibt es in Wien Tausende öffentliche Standorte, wo Behälter nur einer Altstofffraktion stehen.

In peripheren Gebieten mit vorwiegend Ein- und Zweifamilienhäusern werden Biotonnen ausschließlich in den Gärten aufgestellt. Um die Qualität der gesammelten Kunststoffe zu verbessern, stehen seit einigen Jahren für die Sammlung von Kunststoffflaschen („haushaltsnahe Hohlkörpersammlung“) sog. „Kermit“-Behälter zur Verfügung, über deren Einwurfrohre ausschließlich flachgedrückte Plastikflaschen eingeworfen werden.

Neben dieser getrennten Sammlung von Altstoffen und biogenen Abfällen werden sekundäre Rohstoffe auch bei Sortier- und Behandlungsprozessen der MA 48 abgeschieden. Beispiele hierfür sind die Metallabscheidung bei der Kunststoffsortieranlage, der Splittinganlage, der Kompostaufbereitung, der Aschen-/Schlackenbehandlungsanlage oder die nachträgliche Aussortierung der Altstoffe und Problemstoffe aus der Sperrmüllabfuhr.

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Problematik des „Fehlwurfs“
                                                  
Für eine optimale Verwertung von Altstoffen ist die Qualität der Sammlung ausschlaggebend. Leider passiert es immer noch, dass Altstoffe nicht sortenrein gesammelt werden: Teils aus Unwissen, teils aus Bequemlichkeit landen in den Behältern Dinge, die dort nicht hingehören (vor allem Restmüll, Problemstoffe etc.). Solche Abfälle bzw. Verunreinigungen nennt man Fehlwürfe, da sie nicht der zu sammelnden Fraktion entsprechen. Nicht unter den Begriff „Fehlwurf“ fallen aber kleinste Verunreinigungen wie Heftklammern an Zeitschriften oder Etiketten an Glasverpackungen. Diese stellen bei der Verwertung des jeweiligen Altstoffes kein Hindernis dar.

Die Papiersammlung weist mit 97 Prozent korrekt gesammelten Materials die beste Sammelqualität auf. Die Sammlung von Papier ist auf Grund der langen Tradition in der Bevölkerung weit verbreitet und anerkannt. Zudem weiß beinahe jeder, dass verschmutztes Papier kaum mehr recycelbar ist und dass die Gewinnung von neuem Papier mit dem Verlust an Natur einhergeht.
                                                  
Bei der Sammlung von Altglas gab es vor der Umstellung auf die Glashubbehälter in der Sammelqualität zwischen Bunt- bzw. Weißglas Unterschiede. Während die sortenreine Sammlung bei Buntglas sehr gut funktioniert (95 % Wertstoffanteil), betrug der Fehlwurfanteil bei Weißglas 13 Prozent, davon acht Prozent Fehlwürfe aus Buntglas. Weißglas reagiert auf Verunreinigungen sehr empfindlich: Bereits geringe Mengen an farblichen Abweichungen behindern eine neuerliche Wiederherstellung von weißem Glas. Mit der Umstellung auf die neuen geschlossenen Glashubbehälter hat sich die Qualität jedoch maßgeblich verbessert und entspricht nun in etwa jener von Buntglas. Grund hierfür ist der geschlossene Korpus, der nur über eine kleine Öffnung verfügt und somit das Einwerfen von Restmüllsäcken verhindert.
                                                  
Auch bei der Sammlung von biogenen Abfällen gibt es Unterschiede: Die Sammelqualität ist in Behältern, die auf privaten Grundstücken aufgestellt sind, gut, während in den auf öffentlichen Flächen platzierten Behältern weitaus mehr Fehlwürfe landen. Der Grund dafür mag psychologische Ursachen haben: Da die Biotonne auf dem eigenen Grundstück eindeutig zum Haushalt gehört, fühlt sich der Sammler für seinen Bioabfall auch verantwortlich. Im innerstädtischen Bereich hingegen scheint eher der Spruch „aus den Augen, aus dem Sinn“ zuzutreffen.

Generell ist festzustellen, dass jene Fraktionen, die mittels Holsystem direkt von der Liegenschaft abgeholt werden, über eine viel bessere Sammelqualität verfügen als jene, die mittels Bringsystem auf Altstoffsammelinseln gesammelt werden.

Seit Einführung der „Kermit“-Behälter hat sich der Wertstoffanteil bei der Sammlung von Plastikflaschen von 70 auf 85 Prozent verbessert.

Der Fehlwurfanteil bei Altmetallen beträgt hingegen rund zwölf Prozent. Detailierte Informationen zur getrennten Sammlung von Altstoffen bietet das Misttelefon (546 48) oder das Trenn-ABC -Müll richtig entsorgen (www.wien.gv.at/ma48/abfall/mistabc.htm)

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Altpapier

Etwa ein Drittel des Hausabfalls besteht aus Papier und Pappe. Die unter hohem Energieaufwand hergestellten Papiererzeugnisse sollen auch in Zukunft zur Papierindustrie zurückfließen, weil der Einsatz von Altpapier in der Produktion wesentliche ökologische Vorteile hat. Die Herstellung von Papier aus Altfasermaterial verbraucht nur halb soviel Energie wie die Produktion aus Primärfasern:

Während bei der Herstellung einer Tonne weißen neuen Papiers 2.000 Kilogramm Holz, 250.000 Liter Wasser, 11.000 kWh Energie und eine Reihe von Chemikalien (Sulfit / Sulfat, Chlor, Wasserstoffperoxid) aufgewendet werden, benötigt man für die Aufbereitung von recyceltem Papier kein Holz (-100 %), nur 10.000 Liter Wasser (-95 %), 4.000 kWh Energie (-60 %) und keine Chemikalien. Außerdem ist bei der Wiederverwertung die Abwasserbelastung wesentlich geringer.

Daher tragen die Sammlung von Altpapier sowie der Kauf von Produkten aus Umweltschutzpapier wesentlich dazu bei, den Papierkreislauf zu schließen. Die Altpapiersammlung und Abfuhr mit dem Behältersystem der MA 48 erbringt pro Jahr im ganzen Stadtgebiet ein Sammelergebnis von rund 130.000 Tonnen. Zählt man die Menge an gesammelten Kartonagen noch hinzu, so werden mehr als 135.000 Tonnen gesammelt. Damit ist Altpapier unter den gesammelten Altstoffen der Spitzenreiter: Es wird zur Gänze der Papier- und Zellstoffindustrie zugeliefert, von wo bis zu 80 Prozent nach Verwertung wieder zu den KonsumentInnen zurückgelangen.

Die Sammelbehälter für Altpapier sind nach Möglichkeit in der Nähe des Hauseinganges, in zweiter Linie auf den Altstoffsammelinseln und in dünner besiedelten Stadtteilen an dezentralen Standorten (Straßenecken) bzw. auf Mistplätzen und auf Märkten aufgestellt.

Was wird aus dem gesammelten Altpapier?

Altpapier wird nicht nur für die Produktion von Recyclingpapier verwendet, sondern für viele Artikel des täglichen Lebens. So entstehen aus Altpapier Wellpappe, Faltschachtelkartons, Packpapier, Zeitungsdruckpapier oder Hygienepapier.

In den Altpapierbehälter gehören:

Nicht in den Altpapierbehälter gehören:


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Weiß- und Buntglas

In Österreich werden über 88 Prozent aller Glasverpackungen gesammelt und wiederverwertet. Die gesammelten, leeren Einweg-Glasflaschen sind für die österreichische Glasindustrie der wichtigste Rohstoff für die Produktion neuer Glasverpackungen. Aus Glasverpackungen werden immer wieder ­– und ganz ohne Qualitätsverlust – neue Glasverpackungen.

Jedoch: Glasflasche ist nicht gleich Glasflasche. Während man mit dem Kauf von Pfandflaschen zur Müllvermeidung (Wiederbefüllung) beiträgt, sollten Einwegflaschen, Konservengläser, Parfumflakons oder Medizinfläschchen gewissenhaft nach Bunt- und Weißglas getrennt gesammelt werden. Für die Verwertung ist die gleichmäßige Materialeigenschaft von Bedeutung. So verfügen Fensterglas oder auch Trinkgläser über andere Schmelztemperaturen als Glasverpackungen, was zu Einschlüssen oder Qualitätsverlusten (Stabilität) bei neuen Glasverpackungen führt und eine Ausscheidung aus dem Verwertungsprozess zur Folge hat.

Die Altglassammlung wird in Wien seit 1977 durchgeführt. Die Sammelmengen liegen jährlich durchschnittlich bei etwa 25.000 Tonnen. Die Sammelbehälter für Weiß- und Buntglas stehen bei allen 2.500 Altstoffsammelinseln, auf Tausenden dezentralen Standorten und auf den Mistplätzen zur Verfügung.

In den Weißglas-Behälter gehören:

In den Buntglas-Behälter gehören:

Nicht in die Weiß- und Buntglas-Behälter gehören:

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Metall und Dosen

Obwohl Altmetalle weder vom Gewicht (3,2 %) noch vom Volumen her einen wesentlichen Anteil am Hausabfall ausmachen, beeinträchtigen sie dennoch die Umweltqualität. Außerdem ist der Aufwand an Rohstoffen und Energie bei der Gewinnung von Metallen, vor allem von Aluminium, sehr hoch. Darüber hinaus haben Altmetalle, wenn sie in einem einfach verwertbaren Zustand sind, einen gewissen Marktwert.

Bei der Altmetallsammlung unterscheidet man drei Sammelarten: die Metallpackstoffe, Metallschrott und schließlich die Sekundärabfälle, die durch die Behandlung von Abfall entstehen.

Die jährliche Sammelmenge von Metallverpackungen (Konserven- und Getränkedosen, Lack-, Spray-, Farb- und Öldosen) beträgt rund 2.000 Tonnen. Die Summe der Kleinmetalle (Metallfolien und -tuben, Kochgeschirr, Werkzeuge, Drähte) und Metallschrott, die teils über Behälter, großteils aber auf den Mistplätzen gesammelt wurden, beläuft sich auf etwa 15.000 Tonnen pro Jahr.

Aus der Behandlung von Restmüll in der Splittinganlage und in der Aschen-/Schlackenbehandlung kommen schließlich noch etwa 10.000 Tonnen an Metallen (Sekundärabfälle) zur Sammelmenge hinzu.

Sammelbehälter für Metall und Dosen findet man bei den Altstoffsammelinseln (ASI) und auf den Mistplätzen.

Was wird aus den gesammelten Altmetallen?

Die gesammelten Altmetalle werden zunächst durch Magnetabscheidung und maschinelle Sortierung in magnetische Eisenmetalle (Magnetabscheider) und mit einem Wirbelstromabscheider in nichtmagnetische Buntmetalle (z. B. Aluminium) getrennt und von Fremdstoffen befreit. Eisenmetalle (Weißblech) werden geshreddert oder paketiert und gehen dann zur Verwertung in die Stahlindustrie, wo in den Stahlschmelzen aus Weißblech und Stahlschrott zu 100 Prozent neue Produkte entstehen.

Besonders energiesparend ist die Wiederverwertung von Aluminiumverpackungen: Für das Wiederaufschmelzen von Aluminium benötigt man nur etwa fünf Prozent der hohen Energiemenge, die bei dessen erstmaliger Herstellung erforderlich ist. Recyceltes Alu wird zu 20 Prozent wieder für Verpackungen genutzt, der Rest wird im Flugzeug- und Autobau oder bei der Herstellung von Fensterrahmen, Motoren- und Kfz-Teilen und in vielen anderen Bereichen verwendet.

Grundsätzlich sollte man jedoch schon beim Kauf von Getränken wegen des bei ihrer Herstellung notwendigen hohen Energiebedarfs auf Dosen aus Aluminium möglichst verzichten und am besten Mehrwegflaschen oder zumindest Einweg-PET-Flaschen wählen.

In den Behälter gehören:

Nicht in den Behälter gehören:

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Plastikflaschen
                                                                 
Kunststoff ist ein sehr vielfältig einsetzbares Verpackungsmaterial, dessen konsequente Sammlung große Mengen an Erdöl und damit an Energie einspart. Die gesammelten Kunststoffe werden zunächst von Störstoffen befreit und dann nach Kunststoffarten (PET und HDPE) sortenrein getrennt, zu Granulat oder „Flakes“ vermahlen und wieder verwertet. Auf diese Weise entstehen aus Tragetaschen und Palettenverpackungen im Recycling-Prozess Müllsäcke, Eimer, Rohre, Tröge und Bauelemente. Spül-, Wasch- und Reinigungsmittelflaschen, Kanister, Eimer und Getränkekisten sowie PET-Flaschen werden wieder zu gleichartigen Produkten. Aus Senf- und Ketchupflaschen recycelt man Büroartikel, Pflanztöpfe, Hilfsmittel für den Gartenbau, Bauteile für die Elektro- und Automobilindustrie sowie Tiefziehfolien für Obst oder Eierverpackungen.

Da die aus Erdöl erzeugten Kunststoffe wertvolle Energieträger sind, werden die nach der Trennung verbleibenden Mischkunststoffe (vorwiegend kleinteilige Verpackungen) als Ersatz von fossilen Brennstoffen (Kohle, Erdöl, Erdgas) in der Zementindustrie eingesetzt. Der Heizwert von einem Kilogramm Kunststoff entspricht etwa dem von einem Liter Heizöl.

Bei der Sammlung von Altkunststoffen begann man in Wien zunächst im Jahr 1989 mit Kunststoff-Folien und Jogurtbechern. Die im Jahr 1993 in Kraft getretene Verpackungsverordnung verlangte, dass verwertbare Kunststoffe in einem gemischten System gemeinsam als „Kunststoffe und Verbundstoffe“ gesammelt werden.

Dadurch entstand das Problem, dass stofflich verwertbare Kunststoffe und solche, für die es noch keine Möglichkeit der Wiederverwertung gab, miteinander vermischt wurden. Da dies nicht nur aus ökologischer Sicht problematisch, sondern auch sehr teuer ist – die Kunststoffe mussten im Nachhinein mit großem Aufwand wieder in verwertbare und nicht verwertbare getrennt werden – erreichte man, dass die Kunststoffsammlung in Wien auf die stofflich verwertbaren Produkte beschränkt wurde.

Auf Grund eines hohen Fehlwurfanteils und eines hohen Anteils an stofflich nicht verwertbaren Kunststoffverpackungen in der Sammlung entschloss man sich 2005 zu einer Umstellung in der Kunststoff-Verpackungssammlung. Zunächst wurde nach haushaltsnaher Sammlung und Gewerbebetrieben unterschieden. Bei der Gewerbesammlung blieb das alte System bestehen, wonach große Verpackungsfolien und großvolumige Hohlkörperverpackungen im selben Behälter gesammelt werden können.

Im Bereich der Haushalte (auf den Altstoffsammelinseln) und auf den Mistplätzen stehen die markanten „Kermit“-Behälter mit den Einwurfrohren, in denen ausschließlich Kunststoff-Hohlköper (Plastikflaschen) gesammelt werden. Damit verringerte sich zwar unmittelbar die Sammelmenge, letztendlich verbesserte sich jedoch die Qualität der gesammelten Produkte: Der Fehlwurfanteil reduzierte sich von 40 auf 13 Prozent. Somit stieg der Hohlkörperanteil auf rund 70 Prozent.
Die Behälter müssen außerdem nicht mehr so oft entleert werden, was zusätzlich Energie spart (daher: Plastikflaschen nur flachgedrückt einwerfen, das spart nochmals Behältervolumen).

Da die getrennte Sammlung, Aussortierung und stoffliche Verwertung von kleinen oder verschmutzen Kunststoffbehältern (Jogurtbechern) oder Kunststoffteilen ökologisch nicht sinnvoll ist, nutzt man stattdessen die in ihnen enthaltene Energie in den thermischen Müllbehandlungsanlagen zur Erzeugung von Fernwärme.

Im Jahr 2007 wurden 71 Tonnen Kunststoff-Hohlkörper gesammelt. Verglichen mit 2006 bedeutet dies eine Steigerung um fast 215 Prozent (2006: 22 t). Darüber hinaus sammelte die Wiener Bevölkerung 6.605 Tonnen gemischte Kunststoffverpackungen und 62 Tonnen Kunststofffolien.

In den „Kermit“-Behälter gehören (sauber, restentleert und flachgedrückt):

Nicht in den „Kermit“-Behälter gehören:

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Sammlung in der Öko-Box

Für gebrauchte Getränkeverbundkartons existiert als eigenes Sammelsystem die „Öko-Box“, die sortenrein gesammelte und damit stofflich wiederverwertbare Packungen direkt von den KonsumentInnen abholt. Die gebrauchten Kartons werden in einem umweltfreundlichen, aber relativ teuren „Repulping“-Verfahren in der Kartonfabrik Mayr Melnhof in ihre Bestandteile Zellulose (80 %), Polyethylen und Aluminium aufgelöst; da Karton je nach Einsatz mehrfachen Recycling-Kreisläufen unterzogen werden kann, ist die so gewonnene Zellulose unmittelbar wieder in der Produktion zu verwenden. Polyethylen wird ausgeschieden und in der Industrie als Ersatzbrennstoff verwendet.
                                                  
Auf den Öko-Boxen für die Haushaltssammlung findet man die Abholtage direkt aufgedruckt. Nähere Auskünfte gibt es unter der Rufnummer 0800 / 22 66 00 oder unter www.oekobox.at im Internet.

V.2.2. Sammlung biogener Abfälle

Biogene Abfälle sind ein wertvolles Ausgangsmaterial für neues Leben; der aus ihnen gewonnene Kompost belebt die Erde, speichert Wasser, schützt vor Erosion und Austrocknung und erhöht die Widerstandskraft der Pflanzen. Das Sammeln biogener Abfälle ist außerdem wichtig, weil es den Restmüll wesentlich reduziert und seine thermische Behandlung verbessert.

Nach einem ersten Modellversuch von 1986 bis 1989 wurde das System „Biotonne“ im Jahr 1991 in Wien flächendeckend eingeführt. Heute erfolgt die Sammlung von Küchenabfällen sowie Grün- und Gartenabfällen auf vier verschiedenen Arten, wobei deren überwiegender Teil über Biotonnen unterschiedlicher Größe (jährlich ca. 70.000 t) erfasst wird. Sie sind in allen Grüngebieten der Stadt auf privaten Grundstücken, dezentral an Straßenecken und in größeren Wohnhausanlagen sowie auf allen Sammelinseln aufgestellt und werden ein- bis zweimal wöchentlich entleert.

Außerdem kann man biogenes Material (Baum- und Strauchschnitt) zum Mistplatz und direkt zur Abfallbehandlungsanlage (ABA) bringen (jährlich ca. 30.000 t). Kleingartenanlagen und Siedlungsvereine haben die Möglichkeit, Baum- und Strauchschnitt ab einer Mindestmenge von zehn Kubikmetern kostenpflichtig abholen zu lassen.
                                                  
Gartenbesitzer können an den 19 Mistplätzen auch Laubsäcke aus Stärke mit 100 Liter Fassungsvermögen für Zeiten erhöhten Anfalls (z. B. im Herbst und Frühjahr) kaufen (Preis pro Stück ein Euro). Befüllt und am Entleertag neben die Biotonne gestellt, werden die Laubsäcke gratis mit der Biotonnensammlung mitgenommen.
                                                  
Die Sammlung biogener Abfälle wird in den nächsten Jahren vor allem in den Grüngebieten weiter forciert, weil dort die Sammelqualität hervorragend ist und auch ein entsprechendes Mengenpotenzial auf Grund der Gärten vorhanden ist. Das Sammelmaterial aus den innerstädtischen Bezirken verfügt über einen hohen Wassergehalt (vorwiegende Küchenabfälle) und wird daher gemeinsam mit Küchenabfällen aus Großküchen unter Ausnutzung des Energiegehalts in der Biogasanlage vergärt.

Da man grundsätzlich nur jene Abfälle zur Biotonne bringt, die sich auch für einen Komposthaufen eignen, und nicht alles, was in der Küche an Resten übrig bleibt, für die Biotonne bzw. die Kompostierung geeignet ist, unterscheidet man:

In die Biotonne gehören:

Nicht in die Biotonne gehören:

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Behälterreinigung von Biotonnen
                                                  
Um einen Behälter reinigen zu können, musste dieser bis 2005 von einem „Tauschzug“ nach Aufstellung eines Tauschbehälters in das Behälter-Logistik-Zentrum Traisengasse transportiert werden, wo in der Waschanlage eine Innen- und Außenreinigung der Behälter erfolgte. Da aber die meisten Behälter eigentlich ausschließlich einer Innenreinigung bedürfen, man sich das aufwendige und kostenintensive Tauschverfahren ersparen und eine größere Anzahl an Behältern regelmäßig reinigen möchte, entschloss sich die Stadt Wien zum Kauf fünf neuer Fahrzeuge. Diese können sowohl Behälter entleeren, das Sammelmaterial verdichten und schließlich eine Behälter-Innenreinigung durchführen. Die neuen Waschfahrzeuge stehen – auf Nachfrage – vorwiegend für die Behälterreinigung im innerstädtischen Bereich zur Verfügung, da vor allem dort verunreinigte Biotonnen besonders im Sommer starke Geruchsbelästigungen verursachen.
                                                  
Die Eigenkompostierung

Ohne unser Zutun regeneriert sich die intakte Natur immer wieder von selbst. Bioabfälle, Baum- und Strauchschnitt usw. werden von Kleinstlebewesen wie Bakterien, Pilzen und Insekten zersetzt und zu Humus umgewandelt. Der Name „Kompost“ bedeutet „das Zusammengesetzte“: Je vielfältiger das Ausgangsmaterial ist, desto besser ist die Qualität des Endproduktes. Wichtig ist jedoch, dass die Bioabfälle frei von Störstoffen und schädlichen Problemstoffen kompostiert werden. Vor allem mit Bioabfall vermischtes Glas wirkt sich auf das Endprodukt Kompost äußerst negativ aus: In viele kleine Stücke zerbrochen kann es nicht mehr entfernt werden und landet dann mitunter im Garten.
                                                  
Unabhängig von der öffentlichen Sammlung der Bioabfälle kann jeder, der bei sich zu Hause über eine geeignete Gartenfläche verfügt, eine Eigenkompostieranlage anlegen. Im optimalen Fall wird eine Fläche von drei bis vier Quadratmetern pro 100 Quadratmeter Nutzfläche (des Gartens) und ein Quadratmeter pro angeschlossenem Haushalt bemessen, damit ein Komposter mit drei Unterteilungen (Sammeln, Verrotten, Lagern) verwendet werden kann. Für Kleingärten eignen sich auch Kompostsilos aus Holz, Wellblech, Drahtgitter oder Kunststoff. Unter Einwirkung von Sauerstoff, entsprechender Feuchtigkeit und bei einem ausgewogenen Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis vollzieht sich der mikrobielle Abbau (Rotteprozess), dessen Endprodukt ein krümeliger, dunkel gefärbter und stark nach Walderde riechender Humus ist.

Um diesen Rotteprozess zu fördern, empfiehlt es sich, folgende Tipps zu befolgen:

Eine optimale Kompostierung (mit geringen Methan-Emissionen) braucht eine ausgewogene Durchlüftung und einen idealen Feuchtgehalt.

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V.2.3. Problemstoffsammlung

Giftige und gefährliche Abfälle – ob ausgediente Fieberthermometer, Batterien oder Lacke – existieren fast überall in Haushalt, Garten oder Büro. Achtlos weggeworfen bzw. gemeinsam mit dem Hausmüll entsorgt sind sie nicht nur für die Umwelt schädlich, sie können auch die Gesundheit der Menschen und den Lebensraum von Tieren und Pflanzen gefährden. Problemstoffe müssen daher sorgfältig getrennt gesammelt werden – sie haben weder im Mistkübel noch im Ausguss, noch im WC etwas zu suchen!
                                                  
Zur Rücknahme gewisser Problemstoffe – etwa Auto- und Konsumbatterien oder Leuchtstoffröhren – ist der Handel verpflichtet, Apotheken nehmen Altmedikamente freiwillig zurück. Alle anderen Problemstoffe werden, um zu verhindern, dass die umweltbelastenden Substanzen im Restmüll landen, in Wien flächendeckend getrennt gesammelt.

Dafür stehen seit 1987 dezentrale PROSA-Container zur Verfügung, seit dem Jahr 1988 können die WienerInnen ihre Problemstoffe auch auf den Mistplätzen abgeben. Abgesehen von den 19 PROSA-Containern auf den Mistplätzen gibt es (flächendeckend verteilt auf alle Bezirke, mit Ausnahme des 1. Bezirks) noch an die 30 stationäre Problemstoffsammelcontainer.
                                                  
Die Sammelstellen sind von Montag bis Donnerstag zwischen 16.00 und 18.00 Uhr, am Freitag zischen 14.00 und 18.00 Uhr und am Samstag von 8.00 bis 12.00 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten der Sammelstellen auf den Mistplätzen sind von Montag bis Samstag zwischen 10.00 und 18.00 Uhr; der Mistplatz in der Percostraße 2 im 22. Bezirk ist auch sonntags zwischen 8.00 und 18.00 Uhr geöffnet.
                                                  
Um die Problemstoffsammlung noch effizienter zu gestalten, führt die MA 48 in den Bezirken 2,. 3., 5., 6., 9., und 22. mobile Problemstoffsammlungen durch. Dabei werden die drei stationären Sammelstellen durch eine mobile Sammlung mittels LKW ersetzt, wodurch ein dichteres Sammelnetz bereitgestellt werden kann. Darüber hinaus bietet die Problemstoffsammelstelle die Möglichkeit der Elektro-Kleingeräte-Sammlung. Elektro-Altgeräte mit einer Länge von bis zu 50 Zentimetern wie Haarföhn, Mixer oder Bügeleisen etc. können ebenso wie Problemstoffe abgegeben werden.

Zusätzlich zum neuen mobilen Sammelangebot bietet die Stadt Wien ein zeitgemäßes Informationsmedium an: Mit einem anwenderfreundlichen SMS- und E-Mail-Service kann man sich einen Tag im Vorhinein an den nächsten Sammeltermin erinnern lassen. Unter https://www.wien.gv.at/mobileprosa ist eine Anmeldung für dieses kostenlose Service möglich.

Bei der (mobilen) Problemstoffsammelstelle können die WienerInnen folgende Produkte abgeben:

Keine Annahme vom Gewerbe!

Außerdem darf man Problemstoffe nicht außerhalb der Öffnungszeiten vor die geschlossene Sammelstelle stellen, da dadurch Personen (v. a. Kinder) gefährdet werden könnten.

Was passiert mit den gesammelten Problemstoffen?

Die Übernahme der Problemstoffe erfolgt durch einen Manipulanten, der die gesammelten Stoffe wiegt und sie fachgerecht in entsprechende Behälter einsortiert. Die gesammelten Problemstoffe gehen entweder unmittelbar zur thermischen Behandlung (Werk Simmeringer Haide) oder werden in der Zentralen Problemstoffsammelstelle (Z-Prosa) zwischengelagert und für die Wiederverwertung in der Industrie vorbehandelt (siehe Kapitel ABA VI.1.1.)
                                                  
Jährlich werden ca. 7.000 Tonnen Problemstoffe und Gefährliche Abfälle (inkl. Kfz-Wracks und Kühlgeräten) gesammelt.

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V.2.4. Mistplätze der Stadt Wien

Die Mistplätze der Stadt Wien stehen der Bevölkerung seit 1988 als Abgabestellen für Sperrmüll sowie Alt- und Problemstoffe in Haushaltsmengen zur Verfügung. Sie ersetzen die früher üblichen unbeaufsichtigten Standplätze für Sperrmüllmulden, an denen häufig illegal abgelagert wurde und die durch Windflug die Umgebung verschmutzten.
                                                  
Die Abfälle werden kontrolliert übernommen, vor Ort sortenrein getrennt und damit einer sinnvollen Verwertung zugeführt. Zu ihnen zählen u. a. alle Altstoffe, Autoreifen, Bauschutt, biogenes Material, Elektro-Altgeräte, Elektronikschrott, Holz, Sperrmüll, Styropor, Metallschrott, Spielzeug und Textilien. Brauchbare Altwaren kommen zum 48er-Basar. Nicht angenommen werden Nachtspeicheröfen (nähere Informationen zu deren Entsorgung am Misttelefon: 546 48)

Wer möchte, kann vom Mistplatz auch fertigen Kompost gratis als natürlicher Dünger mit nach Hause nehmen. Jährlich werden rund 6.000 Tonnen Kompost an die Wiener Bevölkerung abgegeben. Darüber hinaus fungieren manche Mistplätze als Stützpunkte für die Straßenreinigung oder den Winterdienst und als Aufenthaltsräume für die MitarbeiterInnen der Müllabfuhr.

Die Mistplätze sind von Montag bis Samstag zwischen 7.00 und 18.00 Uhr geöffnet; die Problemstoffannahme erfolgt von 10.00 bis 18.00 Uhr. Der Mistplatz in der Percostraße (Wien 22) ist auch sonntags geöffnet.

Jährlich nutzen rund zwei Millionen BesucherInnen die Mistplätze zur freien Abgabe von Altstoffen und anderen Abfällen. So gelangen jedes Jahr rund 170.000 Tonnen Abfälle auf die Mistplätze. Seit Inkrafttreten der Elektro-Altgeräte-Verordnung im Jahr 2005 kann jeder Elektro-Altgeräte gratis am Mistplatz abgeben. Da diese Verordnung auch die kostenlose Übernahme von Kühlgeräten beinhaltet, kam es zu einem deutlichen Rückgang an illegal abgelagerten Kühlschränken. Während die MA 48 im Jahr 2004 noch 8.000 Stück „verlorene“ Geräte einsammeln musste, verringerte sich die Menge an illegal abgelagerten Kühlgeräten 2007 auf 2.000 Stück.

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V.2.5. Restmüllsammlung

Für die Sammlung des Restmülls – das sind jene Abfälle, die nicht durch die getrennte Altstoffsammlung oder Sondersammlungen erfasst werden – sind im gesamten Stadtgebiet etwa 205.000 Restmüllbehälter aufgestellt. Die möglichst nahe an den Haushalten positionierten Container haben ein Volumen zwischen 120 und 2.200 Litern (vereinzelt auch 4.400 l) und werden ein- bis sechsmal wöchentlich entleert. Je nach Materialanfall gibt es aber auch Restmüllgefäße, die sogar zweimal täglich entleert werden müssen. Grundsätzlich gelangen möglichst großvolumige Behälter zur Aufstellung, um die Anzahl der Entleerungen, die Anzahl der Anfahrtsstrecken und damit den Betriebsmittelverbrauch so gering wie möglich zu halten. Kleinere Behälter kommen nur dort zum Einsatz, wo Platzmangel und Manipulationshindernisse (z. B. in alten Häusern in der Innenstadt) die Aufstellung größerer Behälter verhindern, oder bei Einfamilienhäusern, wo auf Grund der geringen Personenanzahl geringere Abfallmengen anfallen.
                                                  
Die Sammelfahrzeuge verdichten den Restmüll mit Hilfe eines rotierenden (Rotopress) oder eines geradlinigen Presssystems (Variopress). Mittlerweile fahren auch neue Fahrzeugtypen, sog. 3-Achser mit mitlenkender Nachlaufachse, die durch eine höhere Nutzlast ein effizienteres und damit emissionsminderndes Sammeln ermöglichen.

Pro Jahr werden rund 500.000 Tonnen Restmüll gesammelt. Dies entspricht einer Sammelmenge von rund 300 Kilogramm pro Person und Jahr. Für diese im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ hohe Pro-Kopf-Sammelmenge gibt es mehrere Gründe:

Analysiert man die Zusammensetzung des Restmülls, so stellt man fest, dass er zu über einem Drittel aus Biomaterial (ca. 36 %), gefolgt von Papier und Kartonagen (ca.16 %) und mineralischen Bestandteilen (ca. 13 %) besteht. Der Anteil an Verbundstoffen beträgt 5,5 und der von Windeln 4,3 Prozent.

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V.2.6. Sondersammlungen

Sperrmüllabfuhr
                                                  
Die Bevölkerung der Stadt Wien kann ihren Sperrmüll entweder gratis am Mistplatz abgeben oder ihn gegen Bezahlung direkt von der Wohnung bzw. vom Haus abholen lassen (Sperrmüllabfuhr). Dieser Service der MA 48 kann auch für Entrümpelungen genutzt werden.
                                                  
Seit 1998 existiert auf der Deponie Rautenweg eine Sperrmüllumladestation, in der die im Sperrmüll enthaltenen Altstoffe aussortiert werden, um sie einer weitgehenden Verwertung zuzuführen und um die Problemstoffe gesichert zu entsorgen bzw. zu verwerten. Im Jahr 2007 betrug die Menge an gesammelten Sperrmüll 27.632 Tonnen.
                                                  
Speiseöle und -fette
                                                  
In Wien gibt es bereits seit vielen Jahren ein Sammelsystem für Altspeiseöl und -fette aus Haushalten. Da Altöl wertvoll und verwertbar ist und – über den Ausguss entsorgt – Probleme in der Kanalisation und der Kläranlage verursacht, ist es sinnvoll, es zu sammeln und zur Problemstoffsammelstelle zu bringen. Entweder man verwendet zur Sammlung ein leeres, verschließbares Glas oder den „WÖLI“ (Wiener Ölsammelkübel), einen drei Liter fassenden Kübel, der am Mistplatz oder bei der Problemstoffsammelstelle gratis erhältlich ist und nach Abgabe an der Sammelstelle gegen einen neuen, sauberen ausgetauscht wird.
                                                  
Zur Sammlung eignen sich Frittier- und Bratfette, Öle aus Fritteusen, Öle von eingelegten Speisen (z. B. Sardinen) und verdorbene Speisefette. Nicht in den Behälter gehören Mineral-, Motor- und Schmieröle, Majonäsen, Salatsaucen und Dressings, Marinaden und andere Speisreste sowie möglichst wenig Brösel.

Die gesammelten Gefäße gelangen über die Z-Prosa nach Wels. Dort werden sie entleert und gereinigt. Die leeren Behälter kommen zur weiteren Verwendung wieder nach Wien zurück. Das Altspeiseöl dient der Herstellung von Seifenprodukten und Reinigungsmitteln sowie von Biodiesel für Kraftfahrzeuge.

Pro Jahr werden rund 300 Tonnen Altspeiseöle gesammelt und seit Mitte 2008 zur Gänze zu Biodiesel verarbeitet. Dieser dient im Kompostwerk Lobau den Radladern und Umsetzgeräten als Kraftstoff. Aus einem Kilogramm Speiseöl kann ein Kilogramm Biodiesel hergestellt und somit der Jahresbedarf im Kompostwerk Lobau abdeckt werden. Biodiesel ist CO2-neutral, wodurch sich der Ausstoß an Kohlendioxid-Emissionen um 880 Tonnen reduziert.

Straßenreinigung
                                                  
Beträchtliche Mengen an Abfall werden von der Straßenreinigung der MA 48 erfasst. Beim Großteil handelt es sich um Abfälle aus den 15.000 öffentlichen Papierkörben und den Straßenkehricht (jährlich rund 35.000 t). Am Ende des Winters und in Schönwetterperioden zwischendurch wird Einkehrriesel bzw. Streusplitt eingekehrt. Die Menge hängt von den jährlichen Witterungsverhältnissen ab und unterliegt daher starken Schwankungen. Zur Aufbereitung wird der Streusplitt in die Streusplitt-Recyclinganlage am Gelände der Deponie Rautenweg gebracht, 50 Prozent der jeweiligen Menge gelangen erneut zum Einsatz.
                                                  
Außerdem sammelt die Straßenreinigung Sandfangmaterialien, die aus der Absaugung von Wassereinlaufschächten stammen (jährlich zwischen 2.000 und 4.000 t).

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Bauschutt und Bodenaushub

Bauschutt und Bodenaushub wird in Wien einerseits auf den Mistplätzen (von Privathaushalten in geringen Mengen) entgegengenommen, andererseits von Gewerbe- und Industriebetrieben u. a. zur Deponie Rautenweg gebracht. Die auf diese Weise gesammelte Menge beträgt jährlich rund 80.000 Tonnen, wobei sie allerdings nur einen Bruchteil der in Wien anfallenden Bodenaushub- und Bauschuttmengen darstellt. Der Großteil (ca. zwei Millionen Tonnen!) fällt in der Bauwirtschaft an und wird von privaten Entsorgern übernommen.
                                                  
Gefährliche Abfälle

Die gefährlichen Abfälle aus den Wiener Gewerbe- und Industriebetrieben werden fast ausschließlich von privaten Sammlern erfasst und behandelt. Diese benötigen für ihre Tätigkeit nicht nur eine genehmigte Betriebsanlage, sondern auch eine Erlaubnis des Landeshauptmannes. Die Bewerber müssen entsprechende fachliche Fähigkeiten und Kenntnisse sowie ihre Verlässlichkeit nachweisen. In Wien gibt es rund 80 befugte SammlerInnen und BehandlerInnen, die in einer Liste der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22 erfasst sind. Diese enthält auch Details darüber, welche Arten von gefährlichen Abfällen von den einzelnen Betrieben gesammelt oder behandelt werden dürfen.

Elektro-Altgeräte (EAG)
                                                  
Den Elektro-Altgeräten wird seit wenigen Jahren vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet; sie gehören mittlerweile zu den Abfall- bzw. Altstoffarten mit den höchsten Zuwachsraten. Alles, was ein Kabel und einen Stecker hat oder mit Batterien bzw. Akkus betrieben wird, wird heutzutage oft sehr schnell zu Abfall, da sich einerseits das Reparieren der Geräte scheinbar nicht lohnt oder andererseits diese bewusst durch eine neuere technische Generation ausgetauscht werden (kurzer Lebenszyklus).

Die Sammlung von Elektro-Altgeräten erfolgt in fünf Sammel- und Behandlungskategorien:

Dass die getrennte Sammlung von Elektro-Altgeräten und Teilen davon so wichtig ist, lässt sich auf zwei Faktoren zurückführen. Zum einen kann der Elektronikschrott wegen seines hohen Anteils an Schwermetallen wie Blei, Arsen, Kadmium und Quecksilber, Halogenverbindungen, PVC und anderen gefährlichen Stoffen bei unsachgemäßer Entsorgung die Umwelt erheblich belasten. Elektro-Kleingeräte – und damit auch viele Schadstoffe – landeten auch bisher viel zu oft im Restmüll (z. B. Quecksilber aus Schaltern alter Bügeleisen; krebserregendes Asbest aus alten Toastern; Bauteile wie Kondensatoren oder Akkumulatoren).
                                                  
Bei der herrschenden Rohstoffknappheit macht das Recycling dieser Wertstoffe aber nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Erwägungen Sinn. Elektronikschrott besteht nämlich aus wertvollen Materialien, die als sekundäre Rohstoffe zurückgewonnen werden können. So gelangen z. B. Frontgläser von Bildschirmen wegen ihres Gehaltes an Barium oder Konusgläser aus Blei zur Wiederverwertung in die Glasindustrie oder in die Bleiverhüttung; auch an Eisen-, Aluminium-, Kupfer- und Elektronikteilen (Leiterplatten) sowie an wiederverwertbaren Kunststoffen hat die einschlägige Industrie großes Interesse zur Wiederaufbereitung.

Nach der teilweisen Vorbehandlung in der Abfallbehandlungsanlage (ABA) und an den Mistplätzen (z. B. Ausbau von Kondensatoren) werden die verwertbaren Materialien u. a. in moderne Recyclinganlagen gebracht, wo man den Elektronikschrott in eigens dafür entwickelten Maschinen zerkleinern und in verschiedene Stoffgruppen trennen kann. Solche fortschrittlichen Anlagen verarbeiten die gesamte Palette an Elektro- und Elektronik-Altgeräten und haben eine Kapazität von bis zu sechs Tonnen pro Stunde. Sie setzen eine neue Technologie ein: Alte Elektrogeräte landen zunächst vermischt im sogenannten Querstrom-Zerspaner, in dem zwei große Ketten das Material in Rotation bringen. Dadurch zerschlagen sich die Geräte gegenseitig, ohne dass gefährliche oder wertvolle Bauteile zerstört werden. Verbunde werden getrennt und freigelegt, anschließend wird der Elektroschrott mit Hilfe automatischer Trenn- und Siebsysteme sowie mit händischer Sortierung in vermarktungsfähige Materialien (Kupfer, Aluminium, Edelstahl etc.) getrennt. So werden z. B. auch schadstoffhaltige Batterien und Kondensatoren während des Prozesses nicht geöffnet oder beschädigt, sondern sauber freigelegt und automatisch aussortiert.

Im Jahr 2007 wurden in der Abfallbehandlungsanlage (ABA) rund 8.000 Tonnen an Elektronikschrott erfasst. Dies entspricht einer Sammelmenge von rund fünf Kilogramm pro Person und Jahr, womit die von der Elektro-Altgeräteverordnung (EAG-VO) vorgegebene Sammelquote von vier Kilogramm pro Person und Jahr in Wien erfüllt wird.

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VI. Die Verwertung von Abfällen

VI.1. Anlagen zur stofflichen Verwertung

Stofflich verwertet werden die getrennt gesammelten bzw. nachträglich aussortierten Altstoffe, teilweise auch Problemstoffe (gefährliche Abfälle) und inerte Stoffe (Einkehrriesel, Bauschutt).

VI.1.1. Abfallbehandlungsanlage (ABA bzw. „48er-Zelt“)

Der Abfallbehandlungsanlage (ABA) kommt im Rahmen der Wiener Abfallwirtschaft die Erfüllung einer Reihe von Aufgaben zu. Sie ist Österreichs größte Behandlungsanlage für die Aufbereitung, Sortierung und Konfektionierung von Abfällen verschiedenster Art und Kategorie.
                                                  
So gelangen jährlich weit über 400.000 Tonnen an Abfällen zur weiteren Behandlung oder zum Umschlagen zur Anlage. Davon werden rund 190.000 Tonnen Schlacken und 40.000 Tonnen Asche (Verbrennungsrückstände) zu Aschen-/Schlackenbeton verfestigt (mit Inbetriebnahme der MVA Pfaffenau und der Optimierung der Aschen-/Schlackenbehandlungsanlage im Herbst 2008), 100.000 Tonnen biogene Abfälle für die nachfolgende Kompostierung aufbereitet, rund 8.000 Tonnen an Elektro-Altgeräten für die weitere Verwertung zerlegt bzw. von Schadstoffen befreit, zwischen 7.000 und 8.000 Tonnen an Kunststoffen sortiert und ca. 50.000 getrennt gesammelte Altstoffe und Problemstoffe verladen.

Wertstoffe werden für die Lagerung und den Transport zu den Verwerterbetrieben im Zeltinneren mit Pressen in Ballenform verpresst. Für die Zwischenlagerung bis zum Abtransport gibt es große Boxen für Metalle, Glas, Holz, Sperrmüll, Bauschutt und Styropor, Lagerplätze für Fertigkompost, Muldenabstellplätze für Reststoffe und die Zentrale Problemstoffsammelstelle für gefährliche Abfälle und Problemstoffe.
                                                  
In dem architektonisch auffälligen Bauwerk im 22. Bezirk sind nach laufenden technischen Erweiterungen folgende Einrichtungen untergebracht:

Außerdem sind der ABA das Kompostwerk Lobau und die Biogasanlage Wien organisatorisch und logistisch zugeordnet.

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Sortieranlage für Kunststoff-Verpackungen
                                                  
Die 1985 für Industrie-, Gewerbe- und Sperrmüll konzipierte Anlage wurde 2007 erweitert und technisch so adaptiert, dass sie zu den modernsten Sortieranlagen für Kunststoff-Hohlkörper zählt. Wurden 2006 noch rund 5.600 Tonnen Kunststoffverpackungen behandelt, so hat die neue Anlage eine Kapazität von bis zu 8.000 Tonnen. Seit der Umstellung der Sammlung von gemischten Kunststoffverpackungen auf Plastikflaschen in speziellen Sammelbehältern („Kermits“) hat sich der Anteil an PET-Getränkeflaschen von 37 Prozent auf mehr als 70 Prozent der Gesamtmenge erhöht, während sich der Anteil der Fehlwürfe von 30 auf 13 Prozent reduzierte.

Die neue Sortieranlage besteht aus mechanischen Aufbereitungsschritten (wie einer automatischen Sacköffnung, Feinteilabsiebung, Grobstoffabtrennung, Foliensichtung sowie Eisen- und Buntmetallabscheidung). Das Herzstück der Anlage ist jedoch das automatische Sortieraggregat, das mittels Nah-Infrarot- und Farbsensoren die gesuchten Materialien und Farben im vorbeigeführten Materialstrom aufspüren und durch computergesteuerte Druckluftdüsenleitungen gezielt ausblasen kann. Daran anschließend sorgt eine Handsortierstation für letzte Korrekturen, um eine nahezu 100-prozentige Reinheit der Sortierfraktionen zu erreichen. Abgeschieden werden PET-Flaschen getrennt nach den Farben grün, klar und blau, sowie HDPE-Hohlkörper kleiner als fünf Liter, Mischkunststoffe, Folien, Metalle und Störstoffe.
                                                                 
Kompostaufbereitungsanlage
                                                                      
Die Kompostaufbereitungsanlage der ABA, mit einer jährlichen Gesamtkapazität von 120.000 Tonnen, besteht aus folgenden vier Bereichen: Anlieferung, Aufbereitung, Homogenisierung und Verladung.
                                                  
Beim angelieferten organischen Material unterscheidet man die Bioabfälle, die aus den Biotonnen aus den Gartengebieten stammen, sowie jene von Mistplätzen, vom Stadtgartenamt und aus privaten Anlieferungen (Strukturmaterial). Das Strukturmaterial wird bei der Übernahme auf dem Mistplatz oder beim Einlangen in der ABA überprüft. Seit Inbetriebnahme der Biogasanlage im Herbst 2007 gelangt das Material aus der innerstädtischen Biotonne nicht mehr zur Kompostaufbereitung in die ABA, sondern wird direkt zur anschließenden Vergärung in die Biogasanlage transportiert.
                                                  
Bei der Aufbereitung des Rohkompostes wird das Material aus der Biotonne (aus den Gartengebieten) zunächst abgesiebt. Die Fraktion, die kleiner als acht Zentimeter ist, wandert über einen Eisen-Abscheider in die Mischtrommel (Homogenisierung), die Fraktion über acht Zentimeter wird nochmals sortiert, bis keine Störstoffe (Kunststoffe, Textilien, teilweise Papier) mehr vorhanden sind. Danach kommt auch dieses Material in die Mischtrommel. Das Strukturmaterial wird für die Behandlung in der Mischtrommel mit mobilen Häckslern zerkleinert.

Beide Materialströme werden in einer 30 Meter langen und 3,6 Meter hohen, runden Mischtrommel sehr rasch (innerhalb von zehn Minuten homogenisiert bzw. vermischt), so dass es weder zur Zerstörung der Zellwände noch zum Austritt von Zellwasser kommt. Der so entstandene Rohkompost wird per LKW zum Kompostwerk Lobau transportiert.
                                                  
Im Kompostwerk Lobau werden daraus letztlich zwischen 40.000 und 50.000 Tonnen Kompost erzeugt, der zu 57 Prozent als Biodünger aufgebracht, zu 22 Prozent auf Mistplätzen an die Wiener BürgerInnen weiter gegeben, zu zwei Prozent als Gratiskompost der ABA zur Verfügung gestellt und zu 19 Prozent an Firmen sowie private Kunden verkauft wird.

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Aufbereitungs- und Sortieranlage für Rest- und Sperrmüll (Splittinganlage)
                                                  
Die Aufbereitungs- und Sortieranlage dient einerseits zum Ausgleich von Mengenschwankungen in den Müllverbrennungsanlagen (durch Revisionen, Betriebsstörungen etc.) beim Anfall von unbehandeltem Müll und andererseits zur Versorgung der thermischen Behandlungsanlagen (v. a. für den Wirbelschichtofen 4) mit aufbereitetem Müll. Dies geschieht durch Zerkleinern, Sieben und Metallabscheidung (mechanische Aufbereitung) des Restmülls und der anschließenden Zwischenlagerung (Kapazitätspufferung) von dessen in Ballen gepresster und mit Folie umwickelter heizwertreicher oder heizwertarmer Fraktion. Die Folie dient zur Verringerung der Abbauprozesse und der damit verbundenen Geruchsemissionen während der Lagerung.

Die verschiedenen Fraktionen werden – zum Teil mit zerkleinertem Sperrmüll vermischt – je nach Zusammensetzung zu den Müllverbrennungsanlagen Flötzersteig und Spittelau oder zum Wirbelschichtofen 4 (WSO 4) in Simmering gebracht.

Die Splittinganlage verfügt über eine maximale Kapazität von jährlich 250.000 Tonnen (unter Ausnützung aller Linien und im Schichtbetrieb). Jährlich werden dort zwischen 120.000 und 130.000 Tonnen an Rest- und Sperrmüll verarbeitet.

Behandlungsanlage für Verbrennungsrückstände aus Müllverbrennungsanlagen
                                                  
Die Rückstände aus den thermischen Behandlungsanlagen werden entsprechend ihrem Schadstoffpotenzial entweder über- oder untertage deponiert. So fallen pro 1.000 Kilogramm verbranntem Müll etwa 270 Kilogramm Schlacke, 27 Kilogramm Metallschrott aus der Schlacke, 28 Kilogramm Kessel- und Filterasche und ein Kilogramm Neutralisationsschlamm an. Nach der Verbrennung der entwässerten Klärschlämme aus der Hauptkläranlage in den Wirbelschichtöfen bleiben im Jahr zusätzlich rund 15.000 Tonnen an Flugasche zurück.

Im Jahr 2008 wurde die Aschen-/Schlackenbehandlungsanlage derartig adaptiert bzw. optimiert, so dass nicht nur der Wirkungsgrad der Eisenmetallabscheidung verbessert, sondern auch eine Buntmetallabscheidung installiert wurde. Durch diesen Umbau kommt es auch zu einer qualitativen Verbesserung des hergestellten Aschen-/Schlackenbetons, da die Stabilität des Materials erhöht wird. Dies hat zur Folge, dass von nun an nahezu alle Rückstände aus den Wiener Verbrennungsanlagen – mit Zement verfestigt – auf der Deponie Rautenweg als Aschen-/Schlackenbeton (Randwall) abgelagert werden können.

Zu den Materialien, die angeliefert werden, zählen:

Flugaschen aus der Rauchgasreinigung der Drehrohröfen sowie Filterkuchen aus allen Verbrennungsanlagen werden auf Grund ihres Schadstoffgehalts in einer Untertagedeponie im Ausland (ehemaliger Salzbergbau) abgelagert.
                                                  
Ein Radlader kippt die in der Behandlungsanlage angelieferte Schlacke in den Aufgabebunker und ein Stangenrost verhindert, dass die Grobteile in die Anlage gelangen. Danach kommt die Schlacke über ein Steigförderband in ein Trommelsieb mit einer Lochwirte von 50 Millimeter Durchmesser. Mit diesem Sieb werden die Grobteile abgetrennt, die nicht für die Herstellung des Aschen-/Schlackenbetons verwendet werden können. Die Schlacke, die kleiner als fünf Zentimeter ist, wird mit mehreren hintereinander geschalteten Sieben in einzelne Kornklassen aufgeteilt und anschließend mit Überbandmagneten und Magnettrommeln vom Eisenschrott bzw. mit Wirbelstromabscheidern von den Buntmetallen befreit. Die Grobteile werden ebenfalls von den magnetischen Eisenmetallen abgetrennt und separat aufbereitet (gebrochen und nochmals entmetallisiert). Die aufbereitete Schlacke wird mit der Asche aus der Müll- und aus der Klärschlammverbrennung, mit Wasser, Sand und Zement zu Aschen-/Schlackenbeton verarbeitet.
                                                  
Bevor die MVA Pfaffenau ihren Betrieb aufgenommen hatte, fielen pro Jahr ca. 140.000 Tonnen an Verbrennungsrückständen an, die zu Aschen-/Schlackenbeton verfestigt und als Randwall auf der Deponie Rautenweg eingebaut wurden. Seit Herbst 2008 erhöht sich durch die Inbetriebnahme der MVA Pfaffenau und durch die Optimierung der Aschen-/Schlackenbehandlungsanlage der jährliche Anfall auf 190.000 Tonnen Schlacken (inkl. der Bettaschen vom WSO 4) und 40.000 Tonnen Aschen. Seit dem Umbau (Herbst 2008) werden neben Eisenmetallen auch Nichteisenmetalle (Buntmetalle) für die Verwertung (jährlich zwischen 10.000 bis 15.000 t) abgeschieden. Der Aschen-/Schlackenbeton, der auf der Deponie Rautenweg eingebaut wird, hat ein Gewicht von jährlich 270.000 bis 300.000 Tonnen.

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Behandlungsanlage für Elektro- und Elektronik-Altgeräte
                                                                 
Seit Inkrafttreten der Elektro-Altgeräte-Verordnung im Jahr 2005 ist es möglich, Elektro-Altgeräte, die nicht aus gewerblicher Nutzung stammen, kostenlos in der ABA oder auf einem der Mistplätze abzugeben. In der Behandlungsanlage für Elektro- und Elektronik-Altgeräte der ABA werden u. a. Bildschirmgeräte (teilweise), Ölradiatoren, Waschmaschinen, Herde und Elektro-Kleingeräte (Haushaltsgeräte) von gefährlichen Inhaltsstoffen befreit und ihre brauchbaren Teile an Verwertungsbetriebe weitergegeben. Jährlich gelangen ca. 100.000 Stück Bildschirmgeräte, die zu einem Drittel von der MA 48 direkt zerlegt werden, zwischen 600 und 1.000 Stück Ölradiatoren und rund 40.000 Stück Kühlgeräte (keine Behandlung durch die MA 48) in die Abfallbehandlungsanlage.
                                                                      
Bildschirmgeräte

Nach dem Entfernen des Gehäuses wird der Innenteil entstaubt und die Elektronenquelle abgetrennt. Bei den Bildröhren erfolgt eine Trennung nach bariumhaltigen Front- und bleihältigen Konusgläsern. Die Beschichtung (Leuchtschrift) der Frontgläser wird abgesaugt und gesondert zur Entsorgung weitergeleitet. Die Gläser gelangen zum Recyceln in die Glasindustrie oder in die Bleiverhüttung; Metall- und Elektronikteile landen in der Metallindustrie.
                                                  
Elektro-Großgeräte

Ölradiatoren werden vom Wärmeträgeröl befreit, die Metalle von Elektronikanteilen getrennt und diese Bestandteile getrennt verwertet. Aus anderen schadstoffhaltigen Elektro-Großgeräten werden z. B. Kondensatoren und Toner entfernt, bevor sie an Metallverwertungsbetriebe weiter gehen.
 
Elektro-Kleingeräte
                                                  
Bei der Verwertung von Elektro-Kleingeräten achtet man zunächst vor allem darauf, dass Bauteile, die Schadstoffe (z. B. Tonerkassetten oder -cartridges, Leuchtstoffröhren in Laptops) enthalten und bei einer Beschädigung leicht freigesetzt werden können, händisch entfernt werden. Diese vorbehandelten Geräte kommen schließlich zu einem Spezialunternehmen in Amstetten, in dem die letzten schadstoffhaltigen Bauteile (z. B. Leiterplatten, Kondensatoren, Batterien, Kabel) entfernt werden. Ab diesem Zeitpunkt sind diese zerlegten Kleingeräte keine gefährlichen Abfälle mehr und können der Metall- und Kunststofftrennung zugeführt werden. Die gewonnenen Metalle und Kunststoffe gelangen wieder sortenrein in den Produktionskreislauf (z. B. Herstellung neuer Gehäuse).

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Zentrale Problemstoffsammelstelle (Z-Prosa)

Problemstoffe können entweder verwertet oder nur mehr thermisch behandelt werden. Diese kommen auch direkt zur Verbrennung in das Werk Simmeringer Haide der Fernwärme Wien).
                                                                 
Verwertbare Problemstoffe und Speiseöle gelangen nach ihrer Sammlung auf Mistplätzen und bei den einzelnen Problemstoffsammelstellen schließlich zur Zentralen Problemstoffsammelstelle (Z-Prosa), die als Umschlagplatz der Problemstoffe, aber auch von sog. gefährlichen Abfällen aus gewerblichen Anlieferungen dient. Hier werden auch Leuchtstoffröhren und andere quecksilberhaltige Abfälle, Konsumbatterien, Knopfzellen, starke Säuren und Laugen sowie andere anorganische Chemikalien gesammelt. Bevor die Problemstoffe zur weiteren Verwertung bzw. Entsorgung (chemisch-physikalische Behandlungsanlagen) gelangen, werden sie in der Z-Prosa zwischengelagert, wenn nötig nachsortiert und in transportfähige Mengen verpackt.

Jährlich gelangen zwischen 600 und 1.000 Tonnen an Abfällen zur Z-Prosa, wobei ca. 300 Tonnen als nicht gefährlich einzustufen sind (Speiseöle, Tonerkartuschen, CDs etc.)

Labor
                                                  
Generell bilden analytische Prüfungen und chemische Untersuchungen die Basis einer modernen umweltgerechten Abfallwirtschaft. Ein Teil der Analysen resultiert aus gesetzlichen Vorschriften (Eingangskontrolle für die Deponie und die Aschen-/Schlackenbehandlungsanlage oder die Überprüfung von Bohrkernen aus den Randwällen der Deponie). Zudem dienen die Analysen der Qualitätskontrolle des Kompostwerkes Lobau, der Kunststoffsortierung, der Splittrecyclinganlage und des Abwassers im Kanal der ABA. Im Rahmen von Forschungsprojekten zur Weiterentwicklung der Abfallwirtschaft liefert das Labor die dafür notwendigen chemischen Daten (z. B. Verbesserung der Kompostqualität).
                                                  
VI.1.2. Kompostwerk Lobau

Kernstück des seit 1991 in Betrieb stehenden Kompostwerkes Lobau sind zwei je etwa 2,6 Hektar große, befestigte und absolut wasserdichte Flächen. Alle Sicker- und Regenwässer werden in einem Rinnen- und Kanalisationssystem erfasst und abgeleitet. In einem 1.300 Kubikmeter fassenden unterirdischen Auffangbehälter wird das Wasser gesammelt und in einer Sickerwasseraufbereitungsanlage mit Belüftungs- und Mischvorrichtungen aufbereitet. Ein offenes abgedichtetes Retentionsbecken, ein Betriebsgebäude mit Labor, eine Garage mit Werkstätte und Tankstelle, die Wiegevorrichtung für LKW, eine Wetterstation sowie ein Nutzwasserbrunnen runden die Anlage ab.  

Das in der Aufbereitungsanlage der ABA hergestellte Kompostrohmaterial wird – von LKWs angeliefert – im Kompostwerk zunächst nach einem speziellen Ordnungsplan zeilenförmig auf den Rotteflächen aufgeschüttet

Während der intensiven Rottephase (Vor- und Hauptrotte) wenden und bewässern Umsetzmaschinen das Material, damit die für einen geruchsarmen aeroben Prozessablauf notwendige Sauerstoffzufuhr (unter Einhaltung des optimalen Wassergehalts) gewährleistet ist.

Nach der Hauptrotte, die etwa vier Wochen dauert, wird das im Volumen erheblich reduzierte Material zu Tafelmieten geformt und weitere zwei bis drei Monate der dann einsetzenden Nachrotte unterzogen. In dieser Zeit wird das Material zu trapezförmigen Tafelmieten aufgesetzt und in längeren, regelmäßigen Zeitabständen mit Hilfe von Radladern gewendet. Die Bewässerung erfolgt während der Nachrotte mit Hilfe einer Beregnungsanlage.

Sobald das Kompostmaterial eine bestimmte Reife erreicht hat, wird es durch mobile Trommelsiebe gesiebt. Während der gesamten Rottedauer von rund vier Monaten wird das Rottegut mehrmaligen Qualitätskontrollen unterzogen. Entsprechen diese den erwarteten Ergebnissen, kommt der fertige Kompost zu den Endverbrauchern.

Der Betrieb wird ständig optimiert, wie etwa durch die Erhöhung der Umsetzhäufigkeit der Zeilenmieten (Intensivrottephase) oder durch die getrennte Sammlung und Kompostierung von Bioabfall aus Biotonnen im innerstädtischen Bereich und von trockenem Grünmaterial aus den Randbezirken. Bislang wurden beide Arten des Biomülls bewusst bei ihrer Sammlung vermischt, damit bereits in der Verdichtungstrommel des Müllfahrzeuges eine bessere Durchmischung erfolgte. Dies führt jedoch zu einer allgemeinen Verminderung der Bioabfallqualität und damit zu einer Verschlechterung der Kompostqualität, weil der Bioabfall aus dem innerstädtischen Bereich viel stärker verunreinigt ist als jener, der von privaten Liegenschaften stammt.

Darüber hinaus verzichtet man mittlerweile bei der Bewässerung der Kompostmieten auf Sickerwasser. Stattdessen wird ausschließlich mit Nutzwasser aus dem neu errichteten Brunnen bewässert. Die beiden unterirdischen Wasserbehälter bestehen aus wasserundurchlässigem Stahlbeton. Die aus den Kompostmieten austretenden Sicker- und Regenwasser werden in einem um die einzelnen Mietenflächen angeordneten Rinnensystem aufgefangen und einem der beiden Wasserbehälter zugeleitet, von wo das Wasser in die Kanalisation gelangt. Kommt es zu starken Niederschlägen, so wird das Regenwasser in den beiden Regenwasserbehältern und im offenen abgedichteten Retentionsbecken gespeichert. Damit verhindert man, dass verunreinigtes Wasser in den Grund einsickert. Alle Abwässer werden in das öffentliche Kanalnetz abgeleitet.
                                                  
Diese Verbesserungsmaßnahmen erhöhen nicht nur die Anlageneffizienz und mindern wesentlich die Emissionen, sondern sie steigern auch die Kompostqualität, weil u. a. durch den Verzicht auf das Sickerwasser zur Bewässerung die darin aufgelösten Metallsalze nicht mehr den Kompost mit Schwermetallen verunreinigen können. Der Kompost erreicht somit die höchste Qualifizierung, die sog. Güteklasse A+.

Der Betrieb einer zweiten, kleineren Anlage am Standort Schafflerhof wurde eingestellt; dieser dient nunmehr ausschließlich Versuchszwecken und der Zwischenlagerung von Fertigkompost.

Die Kompostwerk Lobau hat eine Jahreskapazität von 120.000 Tonnen angelieferten Materials. Produziert werden pro Jahr zwischen 40.000 und 50.000 Tonnen Kompost. Im Sommer 2008 wurde die Betriebstankstelle des Kompostwerks Lobau auf den Betrieb von Biodiesel umgestellt. Somit können sämtliche Umsetzmaschinen und Radlader mit Biodiesel aus der Wiener Altspeiseölsammlung betrieben werden. Dies führt jährlich zu einer Kohlendioxid-Reduktion von 880 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten.

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VI.1.3. Biogas Wien

Die Hauptaufgabe der neuen Biogasanlage ist die mechanische Aufbereitung und die anschließende biochemische Umwandlung von energiereichen biogenen Abfällen durch anaeroben Abbau im Gärreaktor. Mit Hilfe eines mesophilen Nassverfahrens (ca. 10 % Trockensubstanz, Gärreaktortemperatur 37 Grad Celsius) entsteht durch die Tätigkeit der Mikroorganismen ein wasserdampfgesättigtes Mischgas (Biogas), das zu 40 bis 70 Prozent aus Methan besteht. Dieses Biogas wird in Heißwasserkesseln verbrannt und zur Wärmeerzeugung für Fernwärme und für den eigenen Wärmebedarf genutzt. Der Gärrest kommt zur Entwässerung in Zentrifugen und danach mit Strukturmaterial vermischt zur Kompostierung.

In der Anlage werden in einer ersten Ausbaustufe zunächst jährlich 17.000 Tonnen (10.000 t aus der Biotonne, 7.000 t aus Speiseresten von Wiener Großküchen), später (nach der 2. Ausbaustufe) 34.000 Tonnen an biogenen Abfällen verwertet. Bei der Erzeugung von Biogas mit einem Energiegehalt von ca. 11,2 GWh pro Jahr in der ersten Ausbaustufe ergibt sich im Vergleich zur konventionellen Energieerzeugung eine Einsparung von 3.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.

Die Biogasanlage besteht aus mehreren Verfahrensabschnitten:
                                                  
Materialanlieferung, Bunker- und Beschickungsanlage
                                                  
Sammelfahrzeuge fahren über Schleusen an die Bunker und entleeren dort das gesammelte biogene Material. Da die Abfälle verschiedene stoffliche Eigenschaften besitzen, stehen zur Verarbeitung zwei unterschiedliche Bunkersysteme zur Verfügung. Feste biogene Abfälle kommen in die mechanische Aufbereitungsanlage, pastöse oder flüssige Abfälle in den abgedichteten Bunker der nassmechanischen Aufbereitungsanlage.

Mechanische und nasse Aufbereitung

Der zunächst mechanisch zerkleinerte, von Eisenteilen und anderen Störstoffen (Holz, Steine, Glas, Plastik etc.) befreite feste biogene Abfall gelangt – mit Wasser angereichert – gemeinsam mit dem flüssigen Material zur sog. Anmaischung in die beiden Turbomixer der nassen Aufbereitung. Die dort entstehende Biomaische wird in einer Rechen-Sandfang-Anlage von mineralischen und metallischen Schwerstoffen befreit und in den Suspensionsspeicher gepumpt und dort leicht gerührt, um Absetzvorgänge zu verhindern.

Hygienisierung
                                                  
Bevor die Abfallsuspension in den Gärreaktor gelangt, wird sie in einem Wärmetauschersystem auf über 70 Grad Celsius erhitzt und verweilt anschließend eine Stunde lang in drei Hygienisierungs-Behältern.

Vergärung und Gärrestbehandlung

Der Gärreaktor, in dem bei einer Vergärungstemperatur von 37 bis 40 Grad Celsius die biologisch abbaubaren Inhaltsstoffe der Suspension mesophil (d. h. unter mittleren Feuchtigkeitsverhältnissen) und anaerob (d. h. unter Sauerstoffausschluss) umgewandelt werden (mesophiles Nassverfahren), hat ein Volumen von 2.600 Kubikmetern. Reicht die Prozesswärme im Gärreaktor nicht aus, kann die Temperatur mit einem Wärmetauscher gehalten werden, wofür Zusatzwärme vom Warmwasserkreislauf des Heizwasserkessels zur Verfügung steht. Während der Vergärung wird Biogas in den Gärreaktor eingeblasen, um die Suspension gleichmäßig zu durchmischen und um eine gleichmäßige Temperaturverteilung zu erzielen. Bis der Abbau weitgehend abgeschlossen ist, muss die Suspension etwa 20 Tage im Gärreaktor bleiben.

Während das dabei entstehende Biogas in einen Gasspeicher kommt, wird der Gärrückstand aus dem Gärreaktor entfernt, mit Hilfe zweier Zentrifugen getrocknet und danach mit Strukturmaterial vermischt, um Kompost herstellen zu können. Von 17.000 Tonnen biogenen Abfällen, die jährlich in der Biogasanlage verwertet werden, bleiben letztlich 6.000 Tonnen Gärreste übrig. Das bei der Entwässerung des Gärrestes anfallende Fugatwasser gelangt über das öffentliche Kanalsystem zur weiteren Behandlung in die Hauptkläranlage Wien.

Gasverwertung

Das im Gasspeicher gesammelte Biogas, das zu 40 bis 75 Prozent aus Methan besteht, gelangt – zuvor entschäumt, entschwefelt und kondensiert – von dort kontinuierlich in einen Gaskessel, in dem es verbrannt wird. Lediglich ein kleiner Teil der Wärmemenge deckt den Eigenbedarf der Anlage; der Großteil der Wärme wird mittels Umformerstation in das Fernwärmenetz der Stadt Wien eingespeist. Eine Tonne biogener Abfälle liefert 314 kWh Wärme. Als Sicherheitseinrichtung für einen eventuellen Störfall dient eine Gasnotfackel.

Abluftreinigung
                                                  
Die gesamte Abluft der Anlage (25.000 Kubikmeter pro Stunde) wird über eine Reinigungsanlage geleitet, die aus einem Wäscher und einem geschlossenen Biofilter in Modulbauweise besteht. Mit dem Wäscher werden zunächst Stickstoffverbindungen, vor allem Ammoniak, aus dem Rohgas entfernt, um ein Absinken des pH-Werts und eine Lachgasbildung im nachfolgenden Biofilter zu verhindern.

Die Reinigungsfunktion des Biofilters beruht auf der Absorption, Adsorption und Komplexbindung der organischen Abgasinhaltsstoffe an das Trägermaterial, an dessen Oberfläche sie durch Mikroorganismen umgewandelt werden können. Das Filtermaterial ist schichtweise aufgebaut und besteht aus Wurzelholz, Rindenmulch und Substrat. Das gesamte Filtermaterial umfasst ein Volumen von 350 Kubikmetern. Die gereinigte Abluft gelangt über den Kamin in die Atmosphäre.

 Die nach der Vergärung anfallenden Sekundärabfälle:

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VI.1.4. Wiener Bioabfall-Kreislauf

Die Stadt Wien legt seit jeher großen Wert auf das Konzept der geschlossenen Kreislaufwirtschaft (Wiener Modell). Die organischen Abfälle werden getrennt gesammelt, um sie weiter zu verarbeiten. Nicht die Abfallentsorgung steht daher im Vordergrund, sondern die Wertstofferfassung; die Erzeugung von Kompost und dessen Anwendung sind das oberste Ziel. Neben dieser zentralen Ausrichtung baut die Wiener Biokreislaufwirtschaft auf zwei weiteren Säulen auf: dem Biogas und der Biomasse.
                                                  
Organische Abfälle, die sich für eine Kompostierung nicht oder schlecht eignen, gelangen in die Biogasanlage Wien, in der durch eine biochemische Umwandlung Energie entsteht (v. a. innerstädtisches Biotonnenmaterial und Abfälle aus Großküchen, da diese über einen hohen Wassergehalt verfügen).
                                                  
Um dem zentralen Anliegen der Energiepolitik der EU und Österreichs, die Nutzung erneuerbarer Energien zu steigern, zu entsprechen, wurde darüber hinaus auch ein Wald-Biomasse-Kraftwerk von Wien Energie errichtet, das durch die Erzeugung von Fernwärme den Hausbrand ersetzt und dadurch die Luftverschmutzung verringert. Die kreislauforientierte Bioabfallwirtschaft führt neben abfallbezogenen Aspekten zu vielfältigen positiven Umweltauswirkungen in den Bereichen Boden-, Grundwasser- und Klimaschutz sowie in der Gesundheit. Abfallwirtschaftlich gesehen verringert die Bioabfallwirtschaft den Bedarf an Deponievolumen. Stattdessen entsteht aus Bioabfall wertvoller Kompost oder Biogas zur Fernwärmenutzung.

Gesundheit beruht hauptsächlich auf gesunder Ernährung, deren Basis dementsprechend gesunde Lebensmittel bilden, die am besten im biologischen Landbau erzeugt werden. Die Wiener Bioabfallwirtschaft stellt diese Verbindung zur biologischen Landwirtschaft der Wiener Betriebe her, indem die 1.800 Hektar große landwirtschaftliche Nutzfläche sukzessive mit hochwertigem Kompost gedüngt wird. Der Kompostbedarf wird auf rund 25.000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Die Pflanzen nützen das im Kompost vorhandene Nährstoffdepot (Dauerhumus), wodurch eine Auswaschung von überschüssigen mineralischen Stickstoffverbindungen (Nitrat) ins Grundwasser verhindert wird. Neben der Funktion als Nährstoffträger und Düngemittel gleicht der Kompost darüber hinaus den jährlich verursachten Humusschwund aus, was zur Verbesserung der Bodenstruktur beiträgt. Dieser Humusschwund beträgt im Wiener Bereich zwei bis vier Tonnen pro Hektar und Jahr.
                                                                 
Die Verwendung von Kompost im biologischen Landbau anstelle von mineralischen Düngemitteln trägt wesentlich zur Einsparung klimarelevanter Emissionen wie Kohlendioxid (CO2), NOx (Vorläufersubstanz von bodennahem Ozon) und Lachgas (N2O) bei.

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VI.2. Anlagen zur thermischen Verwertung

Rund 60 Prozent der von der MA 48 erfassten Abfälle bestehen aus sogenannten Mischabfällen wie Restmüll, Sperrmüll, Straßenkehricht, Spitalmüll, Sortierresten etc. Diese eignen sich auf Grund ihres hohen Energiegehalts bestens für die thermische Behandlung. Mit Inbetriebnahme der zusätzlichen Müllverbrennungsanlage Pfaffenau wurden ausreichende Kapazitäten geschaffen, um 100 Prozent dieser Abfälle in Wien thermisch behandeln zu können (unter Gewinnung von Strom und Fernwärme).

Die Müllverbrennungsanlagen in Wien sind mit einer Abgasreinigungstechnologie von hohem Niveau ausgerüstet. Alle Anlagen werden mit einem modernen Filter zur Flugaschenabscheidung und einer mindestens dreistufigen Abgaswäsche betrieben. Die Hausmüllverbrennungsanlagen und der Wirbelschichtofen 4 sind mit einer DeNOx-Anlage zur kombinierten katalytischen Entstickung und Dioxinzerstörung ausgerüstet. In den Wirbelschichtöfen 1 bis 3 (Verbrennung von Klärschlamm) und den Drehrohröfen 1 und 2 (Verbrennung von gefährlichen Abfällen) werden Dioxine und Furane durch Festbett-Adsorber abgeschieden, die Stickoxide werden in einer gemeinsamen DeNOx-Anlage reduziert.

Bei der Verbrennung der Abfälle fallen folgende Sekundärstoffe an:

Mit Inbetriebnahme der MVA Pfaffenau fallen jährlich ca. 190.000 Tonnen an Schlacken bzw. Bettaschen (WSO 4) und 40.000 Tonnen an Flugaschen an. Aus den Verbrennungsschlacken können in der Aschen-/Schlackenbehandlungsanlage zwischen 10.000 und 15.000 Tonnen an Eisen- und Buntmetallen rückgewonnen werden.
                                                  
Alle Verbrennungsrückstände werden letztendlich ober- oder untertage deponiert. Seit Herbst 2008 werden die Schlacken aller Müllverbrennungsanlagen und der Drehrohröfen sowie die Bettasche des WSO 4 in der Anlage für Verbrennungsrückstände der ABA behandelt, die aufbereitete Schlacke gemeinsam mit der Bettasche und der Flugasche (mit Ausnahme der Flugasche der Drehrohröfen) mit Wasser und Zement versetzt und als Baustoff für die Randwälle der Deponie Rautenweg verwendet.

Die Flugasche aus den Drehrohröfen werden – verpackt in sog. „Big Bags“ – in einer Untertagedeponie in Deutschland rückholbar abgelagert. Der Transport dorthin erfolgt per Bahn, wobei beim Verladen mit Hilfe von Gaspendelleitungen Staubemissionen verhindert werden.
                                                  
Beim Entfernen fester Bestandteile aus den Waschwässern der „nassen“ Rauchgasreinigung in den Müllverbrennungsanlagen entstehen in den Filterpressen sog. Filterkuchen, in denen sich giftige Stoffe (z. B. flüchtige Schwermetalle) ansammeln. Diese Filterkuchen werden unter Luftabschluss in alten Salzbergwerken untertage deponiert.

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VI.2.1. MVA Spittelau

Das von Friedensreich Hundertwasser künstlerisch gestaltete Fernwärmewerk wurde ursprünglich errichtet, um das etwa zwei Kilometer entfernte neue Allgemeine Krankenhaus mit Wärme zu versorgen. Die thermische Abfallbehandlungsanlage ist mit einer Leistung von 460 MW das größte Fernwärmewerk Österreichs und der zweitgrößte Erzeuger im Fernwärmeverbundnetz der Stadt Wien. Sie verbrennt pro Jahr rund 250.000 Tonnen und stellt durchschnittlich eine Leistung von 60 MW für das Fernwärmenetz zur Grundlastabdeckung zur Verfügung. Mit dieser Menge an Fernwärme ließen sich rund 15.000 Wohnungen mit je 80 Quadratmeter Wohnfläche ein Jahr lang beheizen. Mit fünf weiteren Heißwasserkesseln können zur Abdeckung des Spitzen- und Ausfallbedarfs 400 MW thermische Leistung produziert werden.

Die Feuerungstechnik

Die eigentliche Verwertungsanlage besteht aus zwei getrennt arbeitenden Feuerräumen (Verbrennungslinien) mit je einer Rauchgasreinigung. Für beide Linien existiert eine gemeinsame Entstickungs- und Dioxinzerstörungsanlage sowie eine Abwasseraufbereitungsanlage. Auf den 35 Quadratmeter großen Rosten jeder Verbrennungslinie können pro Stunde bis zu 18 Tonnen Abfall verbrannt werden. Damit auch beim An- und Abfahren der Anlage ein guter „Ausbrand“ garantiert ist, erzeugen zwei Gasbrenner pro Kessel eine Feuerraumtemperatur von über 800 Grad Celsius, bevor sie mit Müll beschickt werden. Der durchschnittliche Heizwert der Abfälle von 8.600 kJ/kg reicht bei weitem aus, im Normalbetrieb einen selbstständigen Verbrennungsprozess zu erhalten.

Abfallanlieferung

Bis zu 170 Fahrzeuge liefern täglich den Wiener Restmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle an. Um die richtige Entsorgungsgebühr verrechnen zu können, passieren sie eine Brückenwaage, bevor sie ihren Inhalt in den Müllbunker entleeren. Von dort holen nach gründlicher Durchmischung – um einen gleichmäßigen Heizwert zu erzielen – zwei Brückenkräne mit Greifern den Müll und führen ihn den beiden Verbrennungslinien zu.

Fernwärme- und Stromerzeugung

Die bei der Verbrennung entstehenden rund 1.000 Grad Celsius heißen Rauchgase geben ihren Wärmeinhalt an die Heizflächen der Kessel ab. So werden stündlich 90 Tonnen Dampf (33 bar) erzeugt. Diese Dampfmenge wird in einer Gegendruckturbine zur Stromgewinnung bis auf 4,5 bar abgearbeitet, bevor sie anschließend in der nachfolgenden Gruppe von Wärmetauschern ihre Wärme an das Rücklaufwasser des Fernwärmenetzes abgibt.

Am Ende des Verbrennungsrostes fallen die unbrennbaren Bestandteile des Mülls (Schlacke) in den wassergefüllten „Nassentschlacker“. Die abgekühlte Schlacke passiert auf ihrem weiteren Weg zum Schlackenbunker auf einem Förderband noch riesige Elektromagneten, die den Eisenschrott abtrennen. Da durch das Absaugen der für die Verbrennung benötigten Frischluft aus dem Abfallbunker dort ein ständiger Unterdruck herrscht, tritt über die Einführungsöffnungen nur ganz minimal Geruch oder Staub aus.

Rauchgasreinigung

Die zur Reinigung der Rauchgase installierten hochmodernen Rauchgas-Nasswäscher und eine Entstickungsanlage sorgen dafür, dass die Emissionen der gesamten Anlage den im Luftreinhaltegesetz vorgeschriebenen Grenzwerten für Kesselanlagen nicht nur entsprechen, sondern sie sogar deutlich unterschreiten.

Staubabscheidung und Nasswäsche

Hochwirksame Elektrofilter reduzieren den Staubgehalt der Rauchgase um mehr als 99 Prozent auf weniger als 5 mg/Nm³, bevor sie in den ersten von drei Waschtürmen gelangen. Im ersten Turm, dem „sauren Wäscher“, werden durch intensiven Kontakt mit Salzsäure (HCl) und Flusssäure (HF) Schwermetalle und Staub entfernt. Da Schwefeldioxid (SO2) nicht von einer so sauren Lösung absorbiert werden kann, wird es im zweiten Turm, dem „basischen Wäscher“, mit einer alkalischen Lösung ausgewaschen. Im dritten Turm werden mit einem „elektrodynamischen Venturiwäscher“ vor allem Feinstaub und Feinstaubanteile (wie kondensierte Schwermetalle) abgeschieden, so dass der Reststaubgehalt auf einen Wert von nur 1 mg/Nm³ sinkt.

Entstickung und Dioxinzerstörung

Nach diesen Reinigungsstufen passieren die Rauchgase eine selektive katalytische Entstickungsanlage (SCR – Selective Catalytic Reduction), in der einerseits die Stickoxide (NOx) mit Ammoniak zu Stickstoff und Wasserdampf umgesetzt werden. Gleichzeitig werden die polychlorierten Dioxine und Furane (PCDD/F) soweit zerstört, dass ihr Anteil weit unter den vorgeschriebenen Grenzwert von 0,1 ng/m³ sinkt.

4NO + 4NH3 +O2 --> 4N2 + 6H2O
4NO2 + 4NH3 + O2 --> 3N2 + 6H2O

Die derart gereinigten Rauchgase werden in einem Wärmetauscher von 300 auf 115 Grad Celsius abgekühlt und schließlich durch den 126 Meter hohen Kamin in die Atmosphäre abgeleitet. Dabei passieren sie eine in der goldenen Kugel am oberen Ende des Kamins installierte Messstation, die kontinuierlich die wichtigsten Inhaltsstoffe kontrolliert.

Abwasserreinigung

Alle bei der Rauchgasreinigung anfallenden Abwässer müssen in einem mehrstufigen Reinigungsverfahren gesäubert werden, bevor sie in den Donaukanal (Vorfluter) geleitet werden dürfen. In einem aufwendigen Verfahren werden die in den Abwässern gelösten Schwermetallverbindungen als Hydroxid ausgefällt und in einer Filterpresse entwässert. Der dabei entstehende Filterkuchen wird in große Kunststoffsäcke („Big Bags“) gefüllt und in einem stillgelegten Salzbergwerk in Deutschland endgelagert. Das ebenfalls in den Abwässern gelöste Natriumsulfat wird durch Kalkmilchzugabe als Kalziumsulfat (Gips) ausgefällt und getrocknet.

Reststoffe

Von einer Tonne verarbeiteten Müll verbleibt nach der thermischen Behandlung nur mehr rund ein Drittel der ursprünglichen Menge: 210 Kilogramm Schlacke, 25 Kilogramm Eisenschrott, 18 Kilogramm Kessel- und Filterasche sowie ein Kilogramm entwässerter Neutralisationsschlamm (Filterkuchen). Diese Rückstände benötigen bei der Deponierung jedoch nur ein Zehntel des Volumens von unbehandeltem Müll. Die Schlacke wird in der Aufbereitungsanlage auf dem Gelände der ABA mit Magneten von Eisenschrott und mittels Wirbelstromabscheider von Buntmetallen befreit, mit Zement und Wasser vermischt und danach als Aschen-/Schlackenbeton beim Deponiebau (Randwälle) eingesetzt.

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VI.2.2. MVA Flötzersteig

Die in den Jahren 1959 bis 1963 erfolgte Errichtung der thermischen Abfallbehandlungsanlage Flötzersteig war eine technische Pionierleistung. Es hatte in Österreich nie zuvor eine vergleichbare Anlage gegeben.

Der Standort des zunächst für die Versorgung großer öffentlicher Einrichtungen (mehrere Krankenhäuser, das Ottakringer Bad, die Zentralwäscherei der Gemeinde Wien und verschiedene Wohnhausanlagen) geschaffenen Werkes war immer wieder umstritten – niemand hat gerne ein Industriegebäude in der Nähe seiner Wohnung, auch wenn er dessen Leistung selbst in Anspruch nimmt. Es ist der Stadt Wien spätestens mit dem Einbau wirksamer Rauchgasfilteranlagen Mitte der Achtzigerjahre gelungen, diese Diskussion zu entspannen. Mit der Fertigstellung einer Entstickungs- und Dioxinzerstörungsanlage wurde die Sanierung der MVA Flötzersteig Anfang 1994 abgeschlossen.

Eine vom Forschungszentrum Seibersdorf mit Bioindikatoren durchgeführte Untersuchung über die Belastungssituation mit Umweltschadstoffen in der Umgebung des Werkes ergab, dass der Einsatz modernster Technologien schädliche Auswirkungen auf die Pflanzenwelt verhindert und dass die von den Gesetzgebern vorgeschriebenen Richtwerte bei weitem unterschritten werden. Dioxinmessungen zeigten im Durchschnitt den sehr niedrigen Wert von 0,0081 ng TE/Nm³.

Heutzutage befindet sich die thermische Abfallbehandlungsanlage hinsichtlich ihrer wirksamen Reinigungsanlagen auf einem weithin bewunderten Niveau. Die grundsätzlich nach einem ähnlichen technischen Verfahren wie die MVA Spittelau arbeitende Anlage verarbeitet pro Jahr bis zu 200.000 Tonnen Abfall und speist ebenfalls die dabei gewonnene Energie in das Wiener Fernwärmeverbundnetz ein (390.000 MWh Fernwärme).

Im Jahr 2005 wurde die Fassade der MVA generalsaniert und mit dem kompletten Tausch des Leitsystems begonnen. Ein Jahr später wurden die Elektrofilter durch textile Staubfilter ersetzt. Vor dem Gewebefilter in das Rauchgas eingeblasener mahlaktivierter Herdofenkoks adsorbiert Quecksilber und persistente organische Substanzen (z. B. Dioxine). Außerdem reduzieren die neuen Staubfilter deutlich die Emissionen an Staub, Cadmium und Blei.
                                                  
Nach dem Umbau der DeNOx-Anlage entfällt die Erdgasfeuerung zum Anheben der Rauchgastemperaturen für die katalytische Entstickung. Diese Maßnahme bewirkt eine Einsparung von ca. 3.000.000 m³ Erdgas im Jahr und eine Reduktion der Emissionen im Bereich der Luftschadstoffe CO, CO2 und NOx. Darüber hinaus wurden Katalysatoren getauscht sowie Gas/Gas-Wärmetauscher und Dampfwärmetauscher eingebaut.

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VI.2.3. MVA Pfaffenau

Die neue MVA Pfaffenau befindet sich am Standort des Umweltzentrums Simmering und nahm 2008 ihren Vollbetrieb auf. In der Anlage wird vorwiegend Restmüll aus den südöstlichen Bezirken der Stadt verbrannt. Die Kapazität beträgt pro Jahr 250.000 Tonnen mit einem durchschnittlichen Heizwert von 9.000 kJ/kg. Die Anlage besteht wie die anderen Müllverbrennungsanlagen zur Fernwärme- und Stromerzeugung aus den Bereichen für die Anlieferung, die Lagerung und Beschickung, einem Feuerungs- und Wasser-Dampf-System, einer Abgasreinigung und einer Abwasserbehandlungsanlage.

An die 200 LKW liefern täglich Abfall an, der in den rund 18.000 Kubikmeter großen Müllbunker geleert wird. Im Müllbunker befinden zwei Müllkräne, die die Abkippstellen frei räumen, den angelieferten Müll vermischen und ihn in die Aufgabetrichter der beiden Verbrennungsroste befördern. Pro Stunde werden bei einer Temperatur von ca. 850 Grad Celsius 16 Tonnen Restmüll verbrannt.

In den Abhitzekesseln wird die Wärme der Rauchgase zur Erzeugung von Dampf genutzt, der dann mit 40 bar Druck und 400 Grad Celsius in eine Dampfturbine geleitet und in Strom umgewandelt wird. Die Stromerzeugung beträgt ca. 70 GWh (25.000 Haushalte). Die bei der Kondensierung des Dampfes abgeführte Wärme wird in das Fernwärmenetz eingespeist und beträgt 410 GWh (50.000 Haushalte). Überschüssige Wärmepotenziale, die zukünftig in den Sommermonaten vorhanden sein werden, sollen für die Produktion von Fernkälte genutzt werden.

Die Abgasreinigung verfügt über einen Elektrofilter, eine zweistufige Nasswäsche, einen Aktivkohlefilter und eine katalytische Entstickung. Das Waschwasser aus der nassen Abgasreinigung wird, bevor es in das öffentliche Kanalnetz gelangt, in einer anlageninternen Abwasserbehandlungsanlage gereinigt.
                                                  
VI.2.4. Werk Simmeringer Haide

Das Werk Simmeringer Haide besteht aus vier Wirbelschichtöfen zur Verbrennung von Klärschlamm (190.000 t/a) und Ersatzbrennstoff (100.000 t/a aufbereiteter Müll), zwei Drehrohröfen für die Verbrennung gefährlicher Abfälle (100.000 t/a) und einer Demercurisationsanlage zur thermischen Behandlung von Altbatterien (2.000 t/a).

Während in den Wirbelschichtöfen 1 bis 3 (WSO 1 bis 3) Klärschlamm mit Beimengungen, festen wirbelschichtfähigen Abfällen und flüssigen Brennstoffen verbrannt wird, gelangen im Wirbelschichtofen 4 (WSO 4) Klärschlamm und der Ersatzbrennstoff aus der Splittinganlage der ABA zur Verbrennung. Jährlich werden im Werk Simmeringer Haide ca. 480 GWh an Wärme und über 50 GWh an Strom erzeugt. Ein Großteil der Wärme wird in das Fernwärmenetz eingeleitet (rund 90 %), die restlichen zehn Prozent decken den Eigenbedarf des Werkes. Die Wirbelschichtöfen 1 bis 3, die Drehrohröfen 1 und 2 und die Demercurisationsanlage verfügen über eine gemeinsame Abwasserbehandlungsanlage und Energieverwertung.

Das Werk Simmeringer Haide ist die einzige Anlage dieser Größenordnung in Österreich, in der alle verbrennbaren gefährlichen Abfälle verwertet bzw. entsorgt werden können. Darüber hinaus wird im Werk Simmeringer Haide der gesamte in der Hauptkläranlage anfallende Klärschlamm verbrannt.

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Verbrennung gefährlicher Abfälle in den Drehrohröfen 1 und 2

Die zwei 1980 erstmals in Betrieb genommen Drehrohröfen wurden nach und nach um eine zweilinige Abgasreinigung und eine Abgasnachreinigung erweitert. In den Jahren 2001 und 2002 wurden die Kessel der beiden Verbrennungslinien erneuert. In der Anlage gelangen feste gefährliche, pastöse und flüssige Abfälle aus ganz Österreich mit einem mittleren Heizwert von 13.800 kJ/kg zur Verbrennung.

Die angelieferten Abfälle werden zunächst einer genauen Eingangskontrolle unterzogen, bei der eine Überprüfung der nach dem Gesetz vorgeschriebenen Deklaration für gefährliche Abfälle erfolgt. Für die dazu notwendigen Untersuchungen steht ein komplett eingerichtetes Labor zur Verfügung.

Anschließend werden mit diesen Abfällen zwei Drehrohröfen beschickt. Dabei handelt es sich um zwölf Meter lange Rohre mit einem Durchmesser von 4,5 Metern, die etwa drei Grad geneigt sind und sich mit 0,1 bis 0,6 Umdrehungen pro Minute drehen. In der dort herrschenden Temperatur von 1.200 Grad Celsius wird der Abfall erst getrocknet und dann verbrannt. Die geschmolzenen Rückstände rinnen als Schlacke durch die Neigung des Rohres ab und werden in einem Wasserbad abgekühlt.

Dieser Vorgang dauert etwa 30 bis 120 Minuten; die hohen Temperaturen sind notwendig, um auch Schadstoffe, die gegen hohe Temperaturen beständig sind, sicher zu zerstören und einzuschmelzen. Die bei der Verbrennung entstehende Schlacke wird in die Behandlungsanlage der ABA gebracht und zusammen mit der Schlacke aus den Müllverbrennungsanlagen behandelt.

In den beiden Drehrohröfen des Werkes Simmeringer Haide werden jährlich rund 100.000 Tonnen an gefährlichen Abfällen aus ganz Wien verbrannt.

Klärschlammverbrennung in den Wirbelschichtöfen 1, 2 und 3

Seit den Siebzigerjahren werden sämtliche Abwässer Wiens in der Hauptkläranlage – die nach ihrem Ausbau seit 2005 die modernste Anlage dieser Art in Europa darstellt – gesammelt und gereinigt. Die geklärten Abwässer leitet man aus der am tiefsten Punkt Wiens beim Donaukanal in Simmering gelegenen Anlage in die Donau ein.

Aus den täglich anfallenden 500.000 Kubikmeter Abwasser werden zuerst mit Rechen die festen Verunreinigungen (aus Toiletten und Kanälen) entfernt. Dieses Rechengut sowie das Räumgut aus dem Kanalnetz und der Hauptkläranlage werden in den Wirbelschichtöfen des Werkes Simmeringer Haide thermisch behandelt. Der bei der biologischen Abwasserbehandlung aus dem Wasser extrahierte Schlamm wird in 22 Zentrifugen auf mehr als 30 Prozent Trockensubstanzgehalt entwässert und in den drei Wirbelschichtöfen des sogenannten „Schlammtraktes“ verbrannt.

Ein Wirbelschichtofen ist ein runder thermischer Reaktor, dessen Boden gleichmäßig mit Düsen bestückt ist. In das darüber liegende Wirbelbett aus feinem Sand wird über diese Düsen von unten vorgewärmte Verbrennungsluft eingeblasen; der Sand wird dadurch auf etwa 850 Grad Celsius erhitzt, und – ähnlich einer Flüssigkeit – zum Wirbeln gebracht. In dieses Wirbelbett wird der auf 70 Prozent Wassergehalt entwässerte Klärschlamm (Dickschlamm) eingebracht, dort vom heißen Sand sofort umschlossen und durch die hervorragende Wärmeübertragung rasch und praktisch vollständig verbrannt. Der Energieinhalt der heißen Rauchgase aus den drei Wirbelschichtöfen und den beiden Drehrohröfen wird in Abhitzekesseln zur Erzeugung von Dampf mit einer Temperatur von etwa 350 Grad Celsius genützt. Mit dem Dampf wird Strom erzeugt, die Abwärme in das Fernwärmenetz eingespeist.

Jährlich werden rund 200.000 Tonnen an Dickschlamm mit einem Trockensubstanzgehalt von etwa 34 Prozent thermisch behandelt. Zusätzlich können in diesen Wirbelschichtöfen jährlich bis zu 60.000 Tonnen Sekundärbrennstoffe (Tiermehl, getrockneter Klärschlamm, aufbereitete Kunststoffe, Lösemittel, Altöle) mitverbrannt werden.

Rauchgasreinigungsanlagen

Alle fünf Verbrennungslinien des Werkes Simmeringer Haide sind mit einer Rauchgasreinigung ausgerüstet, die weltweit erstmals aus den Rauchgasen einer derartigen Verbrennungsanlage zusätzlich mit einem Aktivkohlefilter Quecksilber und Dioxine abscheidet. Außerdem unterliegen die Abgase aus den Verbrennungsöfen des Werkes Simmeringer Haide einer ständigen Überwachung auf Dioxin. Die Emissionswerte bewegen sich aufgrund der guten Abscheidung zwischen 0,01 und 0,00016 ng TE/Nm³.

Im Werk Simmeringer Haide werden – im Gegensatz zu den Müllverbrennungsanlagen – die Stickoxide nicht durch eine selektive-katalytische Entstickung (SCR), sondern durch eine selektive-nichtkatalytische NOx-Reduktion (SNCR) entfernt. Dies geschieht durch Einblasen von Ammoniak in die 800 bis 900 Grad Celsius heißen Rauchgase.

Homogenisierungsanlagen

Die neueste umweltrelevante Verbesserungsmaßnahme stellt die kürzlich in Betrieb genommene Homogenisierungsanlage für in 200-Liter-Stahlfässern angelieferte gefährliche Abfälle dar. Fässer und Inhalt werden in einem Shredder zerkleinert und anschließend – gleichmäßig aufbereitet – in die Drehrohröfen eingebracht. Damit vermeidet man nicht nur die bei der bisher üblichen Verbrennung ganzer Fässer unvermeidlich auftretenden Emissionsspitzen von Kohlenmonoxid und unverbrannten Kohlenwasserstoffen. Es wird auch eine um etwa zehn Prozent verbesserte Kapazitätsnutzung der Öfen und eine deutlich verlängerte Lebensdauer der Ofenausmauerung erzielt.
                                                  
Verbrennung von Klärschlamm und Ersatzbrennstoff im Wirbelschichtofen 4

Der Ausbau der Wiener Hauptkläranlage machte Ende 2003 den Bau eines vierten Wirbelschichtofens (WSO 4) zur Erweiterung der Klärschlamm-Verbrennungskapazität notwendig. Diese Anlage steht mit etwa 25 MW thermischer und 5 MW elektrischer Leistung auch als Reserve bei Revisionen der Müllverbrennungsanlagen zu Verfügung, weil auch vorsortierte Fraktionen des Hausmülls dort verbrannt werden können (Ersatzbrennstoffe aus der Splittinganlage der ABA). Die Abgasreinigung besteht aus einem Elektrofilter, einem zweistufigen Abgaswäscher, einem Festbett-Adsorber sowie einer Entstickungs- und Dioxinzerstörungsanlage.

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VI.2.5. Wald-Biomasse-Kraftwerk Simmering
                                                  
Zentrales Anliegen der Energiepolitik der Europäischen Union und Österreichs ist es, die Nutzung erneuerbarer Energien zu steigern. Daher begann man bereits 1999 mit Überlegungen zur Errichtung eines Wald-Biomasse-Kraftwerkes im Raum Wien. Mittlerweile hat das von Wien Energie (Fernwärme und Wienstrom) und Österreichische Bundesforste AG betriebene Kraftwerk zur Erzeugung von Strom und Fernwärme seine Produktion aufgenommen und leistet einen Beitrag zu Klimaschutz und nachhaltiger Stadtentwicklung.

Neben dem Umstand, dass Biomasse als erneuerbarer Energieträger in unmittelbaren Nähe und in ausreichender Menge zur Verfügung steht, wird durch die Erzeugung von Fernwärme der Hausbrand ersetzt und dadurch die Luftverschmutzung verringert. Da keine fossilen Ressourcen importiert werden, bleibt man von unkontrollierbaren Entwicklungen auf dem Weltmarkt unberührt.
                                                  
Damit das Kraftwerk seine volle Leistung erbringen kann, benötigt es pro Jahr 190.000 Tonnen an Brennstoff (d. s. 24 Tonnen pro Stunde). Dies entspricht rund 245.000 Festmetern bzw. etwa 600.000 Schüttraummetern. Der Brennstoff besteht ausschließlich aus naturbelassener Waldbiomasse mit einem Heizwert von 9,8 MJ/kg. Die Verwendung dieser Waldbiomasse erspart rund 72.000 Tonnen Steinkohle, etwa 47.000 Tonnen Heizöl oder 40.000 Tonnen Erdgas und an Treibhausgasen rund 144.000 Tonnen Kohlendioxid. Mit der Anlage werden rund 48.000 Wiener Haushalte mit Strom und 12.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt. Die maximale Brennstoffwärmeleistung beträgt 66 MW, die Fernwärmeentnahme 37 MW und die maximale Leistung an Strom 24,5 MW.

Um einen störungsfreien Betrieb aufrecht zu erhalten, muss die Biomasse qualitative Anforderungen (z. B. hinsichtlich Rindenanteil, Größe des Hackguts, Wassergehalt) erfüllen, die durch eine entsprechende Aufbereitung am Hackschnitzelplatz sichergestellt werden. Darüber hinaus schützen Begrenzungen der chemischen Parameter Schwefel, Chlor, Natrium und Kalium die Anlage vor Korrosion und Verschlackung.

Die Anlage besteht aus einem Brennstoffbunker, einem Metall- und Übergrößenabscheider, einem Brennstoffsilo, einem Dampfkessel mit zirkulierender Wirbelschicht und integriertem Katalysator zur Stickoxidreduzierung, einer Entnahmekondensationsturbine und einer Rauchgasreinigungsanlage.

Anlieferung und Lagerung

Aus der per Bahn, Schiff oder mit LKW angelieferten Biomasse wird zunächst am fünf Hektar großen Hackplatz am Gelände des Wiener Hafens in Albern Hackgut hergestellt. Von dort gelangt das Material mit LKWs zum Kraftwerk, wo die Hackschnitzel in den Brennstoffbunker entladen und nach Abscheidung von Übergrößen sowie etwaigen Metallen im 7.500 Kubikmeter fassenden Brennstoffsilo zwischengelagert oder direkt in den Dosiervorlagebehälter befördert werden.

Feuerungstechnik
                                                  
Die Feuerungstechnik (Dampfkessel mit zirkulierender Wirbelschicht) basiert auf einem langjährig erprobten Konzept und auf den neuesten strömungs- und wärmetechnischen Erkenntnissen zur optimalen Ausnutzung des Wärmeinhaltes im Brennstoff. Rund 75 Schüttraummeter Waldbiomasse werden stündlich verfeuert. Der in der Kesselanlage entstehende Dampf erzeugt in einer Kondensationsturbine Strom und Fernwärme.
                                                  
Rauchgasreinigung

Bereits im Kessel kommt es während des Verbrennungsprozesses durch eine optimierte Zuluft-Regelung zu einer verminderten Bildung von Stickoxiden. Mit der Eindüsung von Ammoniak in das Rauchgas und durch einen nachgeschalteten Katalysator wandelt man die Stickoxide zu Stickstoff und Wasser um. Die wasserfrei betriebene Rauchgasreinigungsanlage besteht aus einer Dosieranlage für das zugesetzte Kalkhydrat sowie aus einem nachgeschalteten Gewebefilter. Hier werden Staubteilchen und die sauren Schadgase (Schwefeldioxid, Salzsäure und Fluorwasserstoff) und Schwermetalle abgeschieden.

VI.2.6. Sonstige thermische Behandlungsanlagen

Altbatterien- Recyclinganlage (Demercurisationsanlage)

Im Werk Simmeringer Haide der Fernwärme Wien existiert Österreichs einzige Altbatterien-Recyclinganlage (Demercurisationsanlage), in der jährlich bis zu 3.000 Tonnen Zink-Kohle- und Alkali-Mangan-Haushaltsbatterien thermisch behandelt werden. Bei der Verbrennung fallen die Rückstände Eisenschrott und Zink-Mangan-Staub an, die in der Stahlerzeugung bzw. Zinkverhüttung ihre stoffliche Verwertung finden.

In einem Drehrohrofen verdampft bei 700 Grad Celsius und einer Verweildauer von 100 Minuten das in den Batterien enthaltene Quecksilber. In der Nachbrennkammer werden Kohlenmonoxid und noch vorhandene organische Verbindungen weiter aufoxidiert. Der aus der Nachbrennkammer abgezogene demercurisierte Batterieschrott wird geshreddert, in magnetische und nicht-magnetische Fraktionen aufgeteilt und in „Big Bags“ gesammelt.

Mit einem Heißgaszyklon werden die heißen Gase entstaubt, danach kühlen die Abgase auf etwa 65 Grad Celsius ab. In der dreistufigen Abgaswäsche werden saure Schadstoffkomponenten abgeschieden und die Gase auf 25 Grad Celsius abgekühlt, bevor man sie zur weiteren Behandlung in die Drehrohröfen der Verbrennungsanlage für gefährliche Abfälle leitet. Das Abwasser aus der Nasswäsche kommt in die Abwasseraufbereitungsanlage des Werkes Simmering.

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VII. Abfallentsorgung

Fernziel der Abfallwirtschaft in den europäischen Staaten ist es, letztlich nur mehr ungefährliches, weitgehend inaktives Material in Endlagern zu deponieren. Die im Jahr 2008 in Kraft getretene Neufassung der Deponieverordnung aus 1996 betrifft vor allem das Abfallannahmeverfahren und Anpassungen bei den finanziellen Sicherstellungen der Deponien.

Das Verbot der Ablagerung organischer, reaktiver Abfälle – das Kernstück der alten Deponieverordnung – bleibt aber ebenso bestehen wie die Grundanforderungen an die Deponietechnik und den Grundwasserschutz. Im Detail stellte die Deponieverordnung aus 1996 höhere Anforderungen an eine Deponie als früher: Diese umfassen u. a. eine genauere Eingangskontrolle, technische Verbesserungen im Hinblick auf Sicherheit und Energiegewinnung sowie vor allem höhere Ansprüche an die Qualität der zu deponierenden Abfälle. Um unerwünschte Reaktionen und damit Emissionen hintan zu halten, darf nur mehr jener Restmüll deponiert werden, der nicht mehr als fünf Prozent organischen Kohlenstoff enthält bzw. einen geringeren Brennwert als 6.600 Kilojoule hat. Diese Bestimmung verlangt, dass Abfälle vor der Deponierung entweder sehr sorgfältig thermisch oder mechanisch-biologisch vorbehandelt werden.
 
In Wien hat man sich schon vor langer Zeit für die thermische Abfallbehandlung entschieden, da sie den Verbrauch von Deponievolumen minimiert, organische Schadstoffe zerstört, anorganische Schadstoffe wie Schwermetalle auf geringste Mengen konzentriert und schlussendlich die im Müll enthaltene Energie zur Produktion von Fernwärme und Strom nutzt.

VII.1. Deponie Rautenweg

Die Deponie Rautenweg, im Nordosten Wiens (22. Bezirk) am Rande des Wiener Beckens gelegen und ursprünglich eine Schottergrube, besteht seit den Sechzigerjahren, wurde seit dem Jahr 1986 systematisch abgedichtet und wird seither nach den aktuellsten Methoden der Deponietechnik geordnet geführt. Während die eine Fläche von 58 Hektar umfassende Deponie Rautenweg früher ausschließlich als Endlagerstätte für Abfälle fungierte, dient sie heute als wichtige Drehscheibe der Wiener Abfallwirtschaft, an der die angelieferten Abfälle nicht direkt deponiert, sondern einem Stoffstrommanagement mit dem Ziel unterzogen werden, möglichst viel verwertbares Material in speziellen Anlagen (z. B. Streusplitt-Recyclinganlage) zu gewinnen.

Einerseits wurde die Anlage seit 1997 als Massenabfalldeponie betrieben. Sie verfügt zur Zeit über ein genehmigtes Volumen von rund 14 Millionen Kubikmetern. Davon stehen noch drei Millionen Kubikmeter zur Verfügung. Unabhängig vom abgelagerten Volumen ist gemäß Genehmigungsbescheid eine Ablagerung bis Ende Oktober 2022 zulässig.

Abgelagert werden jährlich 270.000 – 300.000 Tonnen Rückstände aus den Müllverbrennungsanlagen (Schlacken und Aschen), die zum Teil – in der ABA mit Sand, Zement und Wasser aufbereitet – in Form von Aschen-/Schlackenbeton in den Randwällen der Deponie eingebaut werden. Bis zum Jahr 2008 wurden auf Grund von Kapazitätsengpässen bei der thermischen Behandlung noch ca. 30.000 bis 60.000 Tonnen jährlich an Rest- und Sperrmüll abgelagert.

Die Anlieferungen zur Deponie Rautenweg durchlaufen an der Übernahmestelle eine Eingangskontrolle und werden verwogen. Zusätzlich werden im Labor regelmäßig gezogene Stichproben auf ihre chemische Zusammensetzung kontrolliert.
                                                  
Darüber hinaus sind am Gelände der Deponie Rautenweg folgende weitere Anlagen in Betrieb:

Sperrmüll-Umladestation

Hier liefern LKW Sperrmüll an und laden die gesammelten Materialien getrennt nach Stoffgruppen ab, womit eine optimale Verwertung der im Sperrmüll enthaltenen Altstoffe garantiert ist.

Sperrmüll-Zerkleinerungsanlage

Streusplitt-Recyclinganlage

In dieser semimobilen Anlage wird der Streusplitt, der nach dem Winter von den Wiener Straßen eingekehrt wurde, für einen neuerlichen Einsatz gesiebt und gewaschen. Rund 50 Prozent gelangen im nächsten Winter wieder zum Einsatz. Auf Grund der stark schwankenden Witterungsverhältnisse im Winter variieren auch die jährlichen Streusplittmengen. Außerdem wird in den letzten Jahren anstelle von Streusplitt vermehrt Sole eingesetzt und damit die Feinstaubbelastung reduziert.

Schlamm- und Sandfang-Absetzbecken

Altfenster-Zerkleinerungsanlage

Die zu diesen Anlagen gelieferten Abfälle verlassen großteils nach einer Zwischenlagerung und / oder Aufbereitung wieder die Deponie.

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VII.1.1. Wiener Kammersystem

Da seit den Sechzigerjahren auf der Deponie Rautenweg der Müll lediglich geschüttet wurde, was eine Beeinträchtigung des Grundwassers zur Folge hatte, wurde eine Absicherung der Deponie notwendig. Heute bilden sogenannte Dichtwandkammern, die man hier erstmals anwendete und die unter dem Begriff „Wiener Kammersystem“ inzwischen weltweit als Methode zur Absicherung von Deponien und Altlasten anerkannt sind, eine dem aktuellen Stand der Technik entsprechende Sicherheitsbarriere.
 
Dabei wird die Deponie durch zwei im Abstand von etwa fünf Metern parallel verlaufende Dichtwände umschlossen, die in Abständen von jeweils 50 bis 90 Metern durch Querschotts in einzelne Dichtwandkammern unterteilt sind. Die Wände reichen bis in die undurchlässigen, grundwasserstauenden Bodenschichten. Jede Kammer ist mit einem Brunnen und mit Beobachtungs-Pegeln ausgestattet und dadurch jederzeit auf ihre Funktionstüchtigkeit und Dichtheit überprüfbar.

Durch die Absenkung des Wasserspiegels in den Dichtwandkammern unter den niedrigsten Außengrundwasserspiegel und innerhalb des umschlossenen Deponieareals wiederum unter diesen Kammerwasserspiegel entsteht ein hydraulisches Gefälle von außen nach innen. Dies verhindert ein Austreten von verunreinigtem Wasser aus der Deponie. Die unterschiedlichen Wasserspiegel werden von Förder- und Schluckbrunnen vollautomatisch auf ihrem Niveau gehalten („Wasserhaltung“); die technischen Anlagen sind computergesteuert und -geregelt und werden in der Zentrale der Wiener Gewässer Management GmbH laufend überwacht. Das Kammersystem erlaubt noch nach Jahren eine ständige Prüfung seiner Dichtheit, das rasche Registrieren von Störungen bzw. Schäden und deren einfache Behebung.

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VII.1.2. Der „Einbau“ des Mülls
                                                  
An der sogenannten „Einbaustelle“, deren Fläche bewusst relativ klein und durch Befeuchtung staubarm gehalten wurde, zerkleinerten und verdichteten Kompaktoren (riesige Bulldozer mit trommelförmigen Stahlrädern) durch oftmaliges Befahren den angelieferten Müll. Fangnetze verhinderten, dass der Wind Papier- und Plastikreste verwehte. Auf dem eingebauten Müll wurde zur Verhinderung von Geruchsbelästigungen laufend eine Schicht von Bauschutt ausgebracht, so dass jeweils bei Betriebsschluss die Einbaustelle vollständig abgedeckt war. Den täglichen Einbauflächen vorauseilend wurden die trapezförmig ausgeformten Randwälle aus Aschen-/Schlackenbeton hochgezogen, was einen zusätzlichen Sicht-, Lärm- und Windschutz ergab.

VII.1.3. Randwälle

Zur Errichtung dieser ringförmig angelegten Randwälle aus Aschen-/Schlackenbeton verwendet man seit dem Jahre 1990 die Rückstände aus der thermischen Abfallbehandlung. Das Material für diese spezielle Deponietechnik wird in der Behandlungsanlage der ABA aus den in den Verbrennungsanlagen anfallenden Schlacken und Aschen sowie aus Sand, Wasser und Zement aufbereitet. Es hat sich als idealer Baustoff vor allem für steile, stabile und gasdichte Böschungen im Deponiebau erwiesen. Außerdem vermindert diese Verarbeitungsmethode fast zur Gänze die Freisetzung etwaiger in diesen Verbrennungsrückständen enthaltener Schadstoffe. Die kompakten Aschen-/Schlackenbetonwälle werden mit Humusmaterial frostdicht bedeckt und begrünt. Regenwasser wird zum Teil oberflächlich abgeleitet, zum Teil im Erdreich gespeichert, das restliche Wasser ist nicht in der Lage, den Beton zu durchdringen, so dass nur sehr geringe Mengen an Stoffen ausgelaugt werden können.

Darüber hinaus erlaubt die Festigkeit des Betonmaterials eine wesentlich steilere Ausführung der Deponieböschungen, wodurch zusätzliches Volumen für die Ablagerung von Abfällen geschaffen wird. Dies ermöglicht eine umweltschonende und den gesetzlichen Vorgaben entsprechende Nutzung des Deponievolumens. Gemeinsam mit den hochwirksamen Rauchgasreinigungseinrichtungen der thermischen Verwertungsanlagen praktiziert die Stadt Wien damit ein System der Entsorgung von Verbrennungsrückständen, das strengsten Anforderungen des Umweltschutzes genügt.

VII.1.4. Strom aus Deponiegas

Nach einer gewissen Zeit verdichtet sich in allen Deponien der Müll und es kommt bei Sauerstoffmangel zu einem anaeroben biochemischen Abbau organischer Substanzen – vereinfacht gesagt: Der Müll beginnt zu faulen. Es entsteht Deponiegas, das aus Methan und Kohlendioxid besteht. Außerdem enthält Deponiegas Stickstoff, Wasserdampf und Spuren fluor-, chlor- und schwefelhältiger Gase. Ein unkontrollierter Austritt dieser Gase an der Deponieoberfläche birgt Explosions- und Erstickungsgefahren, belästigt durch Geruchsemissionen und gefährdet vor allem die Umwelt, da Methan eine 21-mal stärkere Auswirkung auf die weltweite Klimaveränderung hat als Kohlendioxid.

Da Deponiegas sehr energiereich ist (sein Heizwert ist rund halb so groß wie der von Erdgas) und auch die Ozonschicht angreift, ist es sinnvoll, möglichst viel des im Inneren der Deponie entstehenden Gases zu erfassen und daraus Strom zu gewinnen. Die Deponie ist daher nach außen hin weitgehend gasdicht gestaltet und der Deponiekörper mit einem Netz von Gasbrunnen und Leitungen mit einer Länge von etwa zehn Kilometern durchzogen. Durch dieses und über Kondensatabscheider erfolgt die mechanische Absaugung des Deponiegases. Regeleinrichtungen sorgen für geringfügigen Unterdruck im Deponiekörper und eine optimale Entgasung. Pro Stunde beträgt die abgesaugte Menge an Deponiegas rund 1.000 Kubikmeter.
 
Da die in den Anfangsjahren praktizierte Entsorgung des abgesaugten Deponiegases durch Verbrennung in Gasfackeln im Grunde „Energievernichtung“ bedeutete, nutzt die Stadt Wien seit geraumer Zeit das anfallende Gas zur Stromerzeugung. Das in 200 Gasbrunnen erfasste Deponiegas wird in Sammelleitungen und über Kompressoren zu Gasmotoren geleitet, die jeweils eine elektrische Leistung von 659 Kilowatt besitzen. Mit den sechs Millionen Kubikmetern Deponiegas aus dem Jahr 2007 konnten rund 3.000 Wiener Haushalte mit Strom versorgt werden.

Vergleichsweise hat die erfasste Deponiegasmenge im Jahr 1996 noch 20 Millionen Kubikmeter betragen; diese ständig sinkende Menge erklärt sich aus dem Umstand, dass heutzutage vornehmlich inerte Abfälle abgelagert werden, die nach ihrer Deponierung nicht mehr reagieren und daher auch kein Gas mehr freisetzen. Das Deponiegas, das heute noch erfasst wird, stammt vornehmlich aus den bereits stark fortgeschrittenen Abbauprozessen von Restmüllablagerungen der vergangenen Jahre und nimmt daher stetig ab. Es wird geschätzt, dass zumindest bis nach 2012 aus dem Deponiegas Strom gewonnen werden kann.

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VII.2. Altlasten
                             
VII.2.1. Erfassung von Altlastenverdachtsflächen

1984 begann die Stadt Wien mit der systematischen Erfassung von Altlasten. Ihre Überprüfung zielte dabei auf die Bewertung des Gefährdungspotenziales ab. Mittlerweile konnten zahlreiche Altlasten wie die Deponien „Rautenweg“, „Im Gestockert“, „Heubergstätten“, „Hasswellgasse“, „Wienerberg West“, „Himmelteich“, „Lackenjöchl“ und „Spitzau“ sowie viele Altlastenstandorte wie „Wehr 2“ oder „Gaudenzdorfer Gürtel“ saniert und gesichert werden.

Inzwischen sind in Wien an die 20.000 Altlastenverdachtsflächen erfasst, wobei es sich bei den Standorten u. a. um frühere Industrie- und Gewerbestandorte, ehemalige Tankstellen oder Tanklager, aber auch um frühere Deponien handelt. Im Zuge einer systematischen Untersuchung werden chemische Analysen durchgeführt, die die potenzielle Gefahr, die von der Altlast ausgeht, dokumentieren. Gesammelt werden die Daten im Wiener Altlastenverdachtsflächen-Kataster, einem Datenbank-System, das ständig aktualisiert und kontinuierlich erweitert wird. Nach Übermittlung der Daten an das Umweltbundesamt (UBA), das den bundesweiten Verdachtsflächenkataster erstellt, erklärt das Umweltministerium nach dem Altlastensanierungsgesetz und mit der entsprechenden Prioritätenklassifizierung eine Verdachtsfläche zur Altlast. Nur für Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen an derart ausgewiesenen Altlasten erhält die Stadt Wien eine finanzielle Unterstützung des Bundes.

Für Wien sind in diesem Altlastenatlas von Österreich derzeit 24 Flächen als Altlasten ausgewiesen. Verglichen mit anderen mitteleuropäischen Städten liegt Wien damit im Mittelfeld. In einer besseren Situation befindet sich Wien hingegen, weil die Altlastproblematik schon sehr früh erkannt und erfasst wurde und auch viele „Sünden der Vergangenheit“ bereits entschärft werden konnten.
                                                  
Abgesicherte Altlasten unterliegen einer laufenden Kontrolle. Die Daten dazu gelangen mittels Fernübertragung in die Zentrale der MA 45 in der Wilhelminenstraße, so dass im Falle einer Störung rasch reagiert werden kann. Auf Grund der heutigen Gesetzgebung ist das Entstehen von illegalen Deponien – im Gegensatz zu illegalen Ablagerungen (z. B. Einkaufswagen, Elektro-Altgeräte, Badewannen, Kfz-Wracks) – nahezu unmöglich. Selbst das illegale Vermischen von Müll ist weitestgehend unterbunden, da Müll vor seiner Deponierung analysiert wird.

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VII.2.2. Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen

Abhängig von technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Möglichkeiten trifft man die Entscheidung, ob eine Altlast gesichert oder saniert wird. Sicherung einer Altlast bedeutet, dass technische Maßnahmen einen Schadstoffaustritt und damit eine Gefährdung der Umwelt verhindern. Bei der Sanierung werden die Schadstoffe zerstört, umgewandelt oder entfernt.

Die ehemalige Hausmülldeponie „Langes Feld“ im 21. Bezirk, eine der größten Altlasten Österreichs, wurde nach dem „Wiener Kammersystem“ gesichert. Weitere Altlasten, die einer Sicherung unterzogen werden: „Altlast Rudolf-Zeller-Gasse“ im 23. Bezirk, „Altlast Mobil-Breitenleerstraße“, „Altlasten Siebenhirten“, „Altlast BP-TKV“ und „Altlast Zentraltanklager Lobau“.

VII.2.3. Nachsorge bei Altlasten

Sämtliche in den letzten Jahren durchgeführten Projekte zur Sicherung oder Sanierung von Altlasten werden entsprechend den Auflagen aus den Bewilligungsbescheiden betrieben. Die Anlagen werden vor Ort von Computereinrichtungen gesteuert und die Daten ständig kontrolliert, so dass auf Funktionsstörungen sofort reagiert werden kann.

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VIII. Fernwärme

Wien ist auf dem Fernwärmesektor wegen seines komplexen Wärmeverbundsystems, das es in keiner anderen Stadt gibt, weltweit führend. Während üblicherweise e i n Fernwärmeerzeuger die Wärme in das von ihm errichtete Fernwärmenetz liefert, setzt das Wiener Wärmeverbundsystem (Wiener Fernwärmering) auf viele verschiedene Wärmeerzeuger: Es umfasst alle sechs thermischen Abfallbehandlungsanlagen sowie neun kalorische Kraftwerke.

Sauber und unsichtbar verläuft im Boden unter der Stadt Wien ein Netz von Leitungen, die warmes Wasser und Raumwärme in über 260.000 Wohnungen und zu etwa 5.500 Großkunden wie Spitälern, Schulen, Bürogebäuden, Theater, Hotels, Schwimmbäder, Kaufhäusern, Banken, Kirchen und Hochschulen leiten. Im Lauf von 25 Jahren entstand aus der ursprünglich zur Versorgung einzelner Objekte errichteten thermischen Abfallbehandlungsanlage Flötzersteig und der später gebauten Anlage Spittelau zusammen mit den Kraftwerken der Stadt Wien das Wiener Fernwärmenetz.

Dieser „Wiener Fernwärmering“ ist so weit gewachsen, dass heutzutage alle Bezirke mit Fernwärme versorgt werden. Nicht zuletzt der hohe Nutzungsgrad der umweltfreundlich produzierten Fernwärme und die erfolgreiche Zurückdrängung von Heizanlagen mit Einzelöfen haben dazu geführt, dass die in Wien im Vergleich mit anderen Millionenstädten schon jetzt ausgezeichnete Luft- und Lebensqualität weiter verbessert wird.

Die Wärme wird in 15 Erzeugungsanlagen an zehn Standorten mit ca. 2.800 MW installierter Leistung in ein 521 Kilometer langes Verbundnetz eingespeist und über 439 Gebietsumformerstationen in sekundären Nahwärmenetzen mit einer Gesamtlänge von 526 Kilometern weiter verteilt. Dadurch wird rund ein Drittel des Bedarfs an Raumwärme und Warmwasser in Wien (38 %) mit umweltfreundlicher Fernwärme abgedeckt. 71 Prozent der Wärme wurden dabei 2006 von den Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung, 24,9 Prozent von Abfallentsorgungsanlagen und nur 4,1 Prozent von Spitzenkesseln abgedeckt.

Im Primärnetz gelangt über Großleitungen Heißwasser bei hohem Druck (rund 25 bar) und einer gleitenden Vorlauftemperatur von – abhängig von der Außentemperatur – 95 bis 150 Grad Celsius zu Übergabestationen in ganz Wien. Von diesen sog. Gebietsumformern aus wird die Wärme dann in sekundäre Netze geleitet, über die in sog. Vorlaufleitungen die Kunden versorgt werden (rund 6 bis 10 bar Druck und max. 90 Grad Celsius). Das abgekühlte Wasser fließt vom Verbraucher über Rücklaufleitungen wieder zum Wärmeerzeuger zurück.

Wärmeerzeuger sind neben allen Müllverbrennungsanlagen (MVA Spittelau, MVA Flötzersteig, MVA Pfaffenau, Werk Simmeringer Haide, Biogasanlage, Wald-Biomasse-Kraftwerk Simmering) neun auf Basis fossiler Brennstoffe arbeitende Kraftwerke. Vier dieser Kraftwerke (Donaustadt, Simmering, Raffinerie Schwechat, Leopoldau) sind mit einer Kraft-Wärme-Kopplung ausgestattet, d. h. sie produzieren gleichzeitig elektrische Energie und Wärme, was den Gesamtwirkungsgrad der Anlagen erhöht. Bei den restlichen fünf Kraftwerken (Arsenal, Kagran, Spittelau, Leopoldau und Inzersdorf Süd) handelt es sich um Spitzenkraftwerke, die immer dann zugeschaltet werden, wenn tagsüber Verbrauchsspitzen auftreten – z. B. während der Mittagszeit, wenn viele E-Herde gleichzeitig eingeschaltet sind.

Im Wiener Fernwärmenetz stammen rund 97,1 Prozent der Wärme aus Abwärme; nur für 2,9 Prozent müssen zusätzliche Brennstoffe eingesetzt werden. Der Wärmeverlust im gesamten Netz beträgt etwa 7,8 Prozent.

Bei der Erzeugung von Fernwärme entstehen (bei gleichem Energiegehalt) um 32 Prozent weniger CO2-Emissionen als bei der Verbrennung von Erdgas, um etwa 64 Prozent weniger als bei der Verbrennung von Kohle und etwa 55 Prozent weniger als bei der Verbrennung von Erdölprodukten.

Früher konnte im Sommer der Bedarf an Wärme hauptsächlich mit der Energie aus den Müllverbrennungsanlagen abgedeckt werden. Da seit ein paar Jahren durch den verstärkten Betrieb von Klimaanlagen (vor allem in Krankenhäusern, Forschungsstätten und Bürogebäuden) zu dieser Zeit jedoch auch der Strombedarf im Steigen begriffen ist, müssen vermehrt Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen zur Stromerzeugung in Betrieb stehen. Der sich daraus ergebende Überschuss an Wärme wird seit neuestem sinnvoll dazu genutzt, aus der Abwärme in der warmen Jahreszeit Fernkälte zur Kühlung von Gebäuden zu erzeugen.

Verringerung der Emissionen

Um möglicherweise bevorstehenden katastrophalen Klimaveränderungen entgegen zu wirken, sind in der Vergangenheit verschiedene internationale Absichtserklärungen und Vereinbarungen zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen formuliert (Konferenzen von Toronto 1988, von Rio 1992, von Kyoto 1997, von Buenos Aires 1998 etc.) worden. Erst vor kurzem haben sich die EU-Umweltminister auf ehrgeizige Klimaschutzziele für die Zeit nach dem Kyoto-Abkommen ab dem Jahr 2012 geeinigt: Die als „Zielpfad“ – nicht als konkrete Ziele – definierten Vorgaben streben eine Reduktion von Treibhausgasen durch die Industriestaaten um 15 bis 30 Prozent bis 2020 und um 60 bis 80 Prozent bis 2050 an.

Umfangreiche Berechnungen haben ergeben, dass die thermische Behandlung von Restmüll in Kombination mit Strom- und Wärmeproduktion wesentlich zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen beiträgt.

Es ist in diesem Zusammenhang jedoch darauf hinzuweisen, dass die wesentlichen CO2-Emissionen bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen. So beträgt z. B. die Emission von CO2-Äquivalenten für eine Flugreise von Österreich nach Teneriffa pro Person rund 700 Kilogramm.

Die gleiche Menge an Emissionen entsteht im Übrigen auch beim Verbrauch von etwa vier Tankfüllungen Dieseltreibstoff. Das zeigt, dass dem Konsumverhalten des Einzelnen (aber auch den gesellschaftspolitischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen) insgesamt eine wesentlich größere Bedeutung zukommt, als allein durch die Verwirklichung der gesetzlich vorgeschriebenen Restmüllbehandlung eingespart werden kann.

Für die Großerzeugungsanlagen der Fernwärme Wien gelten im Gegensatz zu Hauskesselanlagen (mit dem Luftreinhaltegesetz) die weltweit strengsten Emissionsvorschriften. Daher sind sie mit Rauchgasreinigungs-, Entschwefelungs- und Entstickungsanlagen ausgerüstet, die die tatsächlichen Emissionen auf weniger als ein Zehntel jener Menge reduzieren, die bei der Gewinnung der gleichen Energiemenge in Hauskesselanlagen anfallen würden.

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IX. Müllgebühren und Leistungen der Abfallwirtschaft

Elf Jahre, nachdem die Umrüstung der Müllabfuhr auf das staubfreie System „Colonia“ abgeschlossen war, und acht Jahre nach dem Ende des Betriebes mit Pferdefuhrwerken schrieb die Stadt Wien erstmalig im Jahr 1934 den Eigentümern von Liegenschaften eine „Hauskehrichtabfuhrgebühr (Coloniagebühr)“ vor. Sie betrug 1,50 Schilling pro Gefäß und Entleerung.

Dieses Modell, das alle Kosten der Abfallentsorgung ausschließlich auf das Restmüllgefäß als Kostenträger umlegt, gilt auch noch heute. Das Wiener Abfallwirtschaftsgesetz sieht vor, dass die kleinsten Gefäße ein Fassungsvermögen von 120 Litern besitzen und für deren einmalige Entleerung heutzutage 3,99 Euro berechnet werden. Da das Gesetz mindestens eine Entleerung pro Woche festlegt, ergibt sich daraus eine Mindest-Jahresabgabe von 207,48 Euro.

Die Müllabfuhrabgabe wird dem Eigentümer der jeweiligen Liegenschaft jährlich in vier gleichen Teilen verrechnet, der diese ggf. wiederum im Rahmen der Betriebskosten an Mieter weitergibt.

Nur zehn Prozent der Wiener Bevölkerung weiß über die Kosten, die sie für die Abfallwirtschaft aufzubringen hat, Bescheid. Trotzdem meinen aber über 70 Prozent, dass die Abgabe günstig ist bzw. der Leistung entspricht. Tatsächlich hat Wien im internationalen wie im nationalen Vergleich sehr niedrige Gebühren vorzuweisen.

Die Leistungen, für die diese Gebühren (Müllabfuhrabgabe) eingehoben werden, umfassen alle Komponenten der von der Stadt Wien praktizierten zeitgemäßen Abfallwirtschaft, mit deren Erledigung die Magistratsabteilung 48 – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark betraut ist.

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X. Abfallwirtschaft und Klimaschutz

Dass sich die Investitionen in eine moderne Abfallbehandlung auf das Klima positiv auswirken, zeigt eine Studie der „Gesellschaft für umfassende Analysen – GUA“: Da die Stadt Wien schon frühzeitig (noch vor der Formulierung des Kyoto-Protokolls) auf die thermische Behandlung des Restmülls und die daraus resultierende Nutzung der Abwärme sowie die getrennte Sammlung von biogenen Abfällen und deren Kompostierung gesetzt hat, leistete sie einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz.

Die Studie kommt insgesamt zu folgenden wesentlichen Resultaten:

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